Mister Perfekt
nicht.
»Du willst mich umbringen«, krächzte er. »Das wirst du mir teuer bezahlen.«
»Und wie?«, erkundigte sie sich interessiert und an ihn gelehnt. Die Lähmung, die ihre Arme befallen hatte, hatte auch ihr Rückgrat erfasst; sie konnte sich einfach nicht mehr aufrecht halten.
»Statt der halben Stunde, die du angeblich rangenommen werden möchtest, werde ich nach neunundzwanzig Minuten aufhören.«
Sie kicherte. »Ich dachte, du würdest es höchstens zwei Sekunden aushaken.«
»Nur beim ersten Mal. Beim zweiten Mal wird das Bett brennen.«
Es geziemte sich wohl, allmählich von seinem Schoß zu steigen. Seine Erektion klemmte wie eine Eisenstange unter ihrer Hüfte, und dieses Gerede über Sex machte die Sache nicht gerade leichter. Wenn sie wirklich, wirklich nicht auf der Stelle mit ihm ins Bett gehen wollte, dann musste sie jetzt aufstehen.
Aber sie wollte ja wirklich, wirklich gern mit ihm ins Bett gehen, und nur ein verschwindend kleiner Bereich ihres Gehirns wollte noch abwarten.
Dieser verschwindend kleine Bereich ließ sich allerdings um keinen Preis zum Schweigen bringen. Sie hatte am eigenen Leibe erfahren, dass sie nicht anzunehmen brauchte, ihr würde ein märchenhaftes Happy End vergönnt sein, und dass sie beide scharf aufeinander waren, hieß noch lange nicht, dass sie mehr als bloßer Sex verband.
Sie räusperte sich. »Ich sollte lieber aufstehen, wie?«
»Wenn du dich unbedingt bewegen musst, dann bitte langsam.«
»So knapp, wie?«
»Du kannst Ätna zu mir sagen.«
»Wer ist Edna?«
Er lachte, wie beabsichtigt, doch es klang gekünstelt.
Behutsam erhob sie sich von seinem Schoß. Er zuckte zusammen und stand ungelenk auf. Seine Hose sah vorne vollkommen deformiert aus, fast wie ein Zirkuszelt. Jaine gab sich alle Mühe, nicht zu glotzen.
»Erzähl mir von deiner Familie«, platzte es aus ihr heraus.
»Was?« Er schien Mühe zu haben, den abrupten Themenwechsel nachzuvollziehen.
»Deine Familie. Erzähl mir von ihr.«
»Warum?«
»Um dich abzulenken... du weißt schon, wovon.« Sie deutete auf das fragliche »Du weißt schon, wovon«. »Du hast gesagt, dass du zwei Schwestern hast.«
»Und vier Brüder.«
Sie blinzelte. »Sieben. Wow.«
»Ja. Leider war Dorothy, meine älteste Schwester, das dritte Kind. Also haben meine Leute mit aller Gewalt versucht, ein zweites Mädchen zu zeugen, damit sie nicht so allein ist. Bei dem Versuch, Doro ein Schwesterchen zu schenken, haben sie drei weitere Jungs produziert.«
»Und wo stehst du in der Reihenfolge?«
»An zweiter Stelle.«
»Seht ihr euch oft?«
»Einigermaßen. Wir leben alle in Michigan, außer Angie, unserem Nesthäkchen. Sie geht in Chicago aufs College.«
Die Ablenkung hatte ihren Zweck erfüllt; er wirkte etwas entspannter als noch eben, obwohl sein Blick immer wieder magnetisch von ihren BH-freien Brüsten angezogen wurde. Um ihn abzukühlen, schenkte sie ein weiteres Glas Eistee voll und drückte es ihm in die Hand.
»Warst du schon mal verheiratet?«
»Einmal, vor ungefähr zehn Jahren.«
»Und wieso bist du es nicht mehr?«
»Neugierig bist du gar nicht, wie?« Er grinste. »Es hat ihr nicht gefallen, die Braut eines Bullen zu sein; und mir hat es nicht gefallen, mit einer Zicke zusammen zu sein. Ende der Geschichte. Sobald wir die Papiere unterschrieben hatten, ist sie abgedampft in Richtung Westküste. Und wie ist es mit dir?«
»Neugierig bist du gar nicht, wie?«, gab sie zurück und zögerte dann kurz.
»Hältst du mich für zickig?« Sie hatte ihm gegenüber weiß Gott nicht immer das beste Benehmen an den Tag gelegt. Wenn sie es recht bedachte, hatte sie ihm gegenüber nie das beste Benehmen an den Tag gelegt.
»Nee. Du kannst einem Mann verdammt Angst machen, aber zickig bist du nicht.«
»Vielen tausend Dank«, grummelte sie; dann erklärte sie, weil das nur fair war: »Nein, verheiratet war ich noch nicht, aber dafür dreimal verlobt.«
Das Glas stoppte auf dem Weg zu seinem Mund, und er sah sie verdutzt an. » Dreimal ?«
Sie nickte. »Ich bin vermutlich nicht besonders gut in dieser Mann-Frau-Sache.«
Sein Blick zuckte wieder auf ihre Brüste. »Ach, ich weiß nicht. Du bist ziemlich gut darin, mein Interesse wach zu halten.«
»Vielleicht bist du ja ein Mutant.« Sie zuckte hilflos mit den Achseln. »Mein zweiter Verlobter hat ganz plötzlich erkannt, dass er immer noch in seine Ex verliebt war, die offenbar gar nicht so ex war, aber was mit den anderen beiden passiert ist,
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