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Mister Perfekt

Mister Perfekt

Titel: Mister Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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hat ihre Verwandten noch nicht benachrichtigt, und sie sollen es nicht aus dem Radio erfahren.«
    »Sie hat nicht viele Verwandte.« Jaine fischte ein Taschentuch aus ihrer Handtasche, wischte sich die Augen trocken und schnauzte sich. »Sie hat eine Schwester in Saginaw, und soweit ich weiß eine alte Tante und einen Onkel in Florida. Sonst wusste ich von niemandem.«
    »Weißt du, wie ihre Schwester heißt?«
    »Cheryl. Den Nachnamen weiß ich nicht.«
    »Wahrscheinlich steht die Adresse in Marcis Adressbuch. Ich werde den Kollegen ausrichten, sie sollen nach einer Cheryl in Saginaw Ausschau halten.« Er wählte eine Nummer auf dem Handy und sprach leise in den Apparat, um die Information über Marcis Schwester weiterzugeben.
    »Ich muss nach Hause.« Jaine starrte durch die Windschutzscheibe. Sie fasste nach dem Türgriff, aber Sam hielt sie zurück, indem er sie energisch am Arm packte
    »Du kannst jetzt nicht fahren«, stellte er fest. »Wenn du heim willst, bringe ich dich hin.«
    »Aber mein Auto -«
    »Fährt nirgendwohin. Hier steht es sicher. Wenn du irgendwohin willst, fahre ich dich.«
    »Aber vielleicht musst du ja weg.«
    »Das regle ich schon«, sagte er. »Du fährst jedenfalls nicht.«
    Wäre sie nicht so am Boden zerstört gewesen, hätte sie ihm widersprochen, doch ihr schössen schon wieder Tränen in die Augen, daher war ihr klar, dass sie nicht genug erkennen konnte, um selbst zu fahren. In die Firma konnte sie ebenso wenig zurück; sie hätte es nicht ertragen, irgendjemandem zu begegnen und die unvermeidlichen Fragen zu beantworten, ohne dabei völlig zusammenzubrechen. 
    »Ich muss Bescheid geben, dass ich nach Hause fahre«, sagte sie.
    »Willst du das selbst machen, oder soll ich das übernehmen?«
    »Das schaffe ich schon.« Ihre Stimme bebte. »Nur... nur nicht gleich.«
    »Also gut. Schnall dich an.«
    Gehorsam legte sie den Gurt an und saß stumm wie der Tod neben Sam, der den Gang einlegte und losfuhr. Schweigend lenkte er den Pickup durch den Verkehr auf den Freeway, weil er sie nicht in ihrer Trauer stören wollte, während sie zu verarbeiten versuchte, dass Marci tot war.
    »Du - du glaubst, dass Brick es war, nicht wahr?«
    »Man wird ihn verhören«, antwortete Sam ausweichend. Im Augenblick war Geurin der Hauptverdächtige, aber es gab noch keine Beweise, die das belegt hätten. Auch wenn man erst einmal vom wahrscheinlichsten Fall ausging, durfte man nie vergessen, dass die Wahrheit der Wahrscheinlichkeit durchaus widersprechen konnte. Wer weiß? Vielleicht stellte sich ja heraus, dass Ms. Dean noch einen zweiten Freund gehabt hatte.
    Jaine begann wieder zu weinen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und saß zusammengesunken und mit zuckenden Schultern neben ihm. 
    »Ich kann das einfach nicht fassen«, brachte sie heraus und fragte sich gleich darauf benommen, wie viele Menschen in einer Krise wohl genau das Gleiche sagten.
    »Ich weiß, Liebes.«
    Er wusste es wirklich, ging ihr auf. In seinem Job wurde er wahrscheinlich andauernd mit derartigen Szenen konfrontiert.
    »W-wie hat -? Ich meine, was ist passiert?«
    Sam zögerte, weil er ihr nur ungern erzählen wollte, dass Marci niedergeschlagen und erstochen worden war. Er kannte die genaue Todesursache nicht, er hatte den Tatort nicht gesehen und wusste darum nicht, ob sie an ihren Kopfverletzungen oder den Stichwunden gestorben war.
    »Ich weiß die Einzelheiten nicht«, antwortete er schließlich.
    »Ich weiß, dass sie erstochen wurde. Die Todeszeit und andere Sachen kann ich dir nicht sagen.« All das entsprach der Wahrheit, ohne der Wahrheit auch nur im Entferntesten nahe zu kommen.
    »Erstochen«, wiederholte Jaine und schloss die Augen, als versuchte sie die Szene vor sich zu sehen.
    »Nicht«, sagte er.
    Sie schlug die Augen auf und sah ihn fragend an.
    »Du hast versucht, dir vorzustellen, was passiert ist, wie sie ausgesehen hat, ob es wehgetan hat«, erläuterte er barscher als beabsichtigt. »Tu das nicht.«
    Sie atmete tief durch, und er erwartete schon, dass sie ihn attackieren, ihren Kummer und ihren Zorn auf ihn richten würde, doch stattdessen nickte sie nur, als würde sie sich darauf verlassen, dass er sich in diesen Dingen auskannte. 
    »Ich werde es versuchen, aber - wie soll ich nicht daran denken?«
    »Denk lieber an sie«, riet er, weil ihm klar war, dass sie das ohnehin tun würde. Das war ein Bestandteil des Trauer-Prozesses.
    Sie versuchte etwas zu sagen, ihr Kehlkopf ging auf und ab, aber dann

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