Mister Perfekt
gesagt, dass er Detektivarbeit leistete. Gewaltbereite Verbrecher festzunehmen hörte sich an, als würde er Türen eintreten und so weiter und als hätte er mit fiesen Kerlen zu tun, die möglicherweise auf ihn schössen.
»Das will ich genauer wissen.« Sie hob den Kopf und sah ihn streng an. »Aber nicht jetzt. Später.«
Er atmete erleichtert aus.
Eine ganze Weile hielt er sie einfach nur auf seinem Schoß.
Er hielt sie im Arm, als sie im Büro anrief und sich für den Nachmittag abmeldete. Es gelang ihr, ganz gefasst dabei zu klingen, doch da Mr. deWynter nicht an seinem Platz war, musste sie mit Gina sprechen, die vor Neugier fast platzte und obendrein ausrichtete, dass Luna wie auch T.J. mehrmals angerufen hätten.
»Ich rufe sie zurück«, versprach Jaine und legte auf.
Unglücklich vergrub sie aufs Neue ihr Gesicht in Sams Schulter.
»Wie lange muss ich sie noch hinhalten?«
»Mindestens, bis sie zu Hause sind. Ich werde mich bei dem Sergeant in Sterling Heights erkundigen, ob man die Schwester schon erreicht hat. Und geh nicht ans Telefon; wenn jemand mich sprechen will, kann er mich auf dem Piepser oder auf dem Handy erreichen.«
Schließlich verließ sie seinen Trost spendenden Schoß und verschwand ins Bad, um kaltes Wasser über ihr Gesicht laufen zu lassen. Sie musterte sich im Spiegel. Ihre Augen waren gerötet, und das ganze Gesicht war vom Weinen geschwollen; sie sah zum Fürchten aus, doch das war ihr egal. Müde schlüpfte sie in Jeans und ein T-Shirt und schluckte zwei Aspirin gegen die dröhnenden Kopfschmerzen.
Als Sam nach ihr schauen kam, hockte sie auf der Bettkante.
Groß und männlich und vollkommen ungezwungen selbst in der so weiblichen Umgebung ihres Schlafzimmers stand er in der Tür. Dann ließ er sich neben ihr nieder. »Du siehst müde aus.
Warum schläfst du nicht?«
Sie war müde, todmüde sogar, aber gleichzeitig glaubte sie nicht, dass sie Schlaf finden würde.
»Leg dich wenigstens hin«, meinte er, da er ihren Zweifel bemerkte. »Und mach dir keine Sorgen; falls ich irgendwas erfahren sollte, während du schläfst, wecke ich dich sofort auf.«
»Pfadfinderehrenwort?«
»Pfadfinderehrenwort.«
»Warst du überhaupt bei den Pfadfindern?«
»Quatsch. Ich war viel zu beschäftigt damit, Streiche auszuhecken.«
Er war so süß, dass sie ihn am liebsten gedrückt hätte, bis er in ihren Armen zerbrach. Stattdessen küsste sie ihn und sagte:
»Danke, Sam. Ich weiß nicht, was ich heute ohne dich getan hätte.«
»Du wärst auch so zurechtgekommen«, antwortete er und erwiderte ihren Kuss voller Interesse, beendete ihn aber, bevor sich mehr daraus entwickeln konnte.
»Schlaf, wenn du kannst.«
Damit ging er leise aus dem Zimmer und zog die Tür hinter sich zu.
Sie legte sich hin und schloss die brennenden Augen.
Irgendwann begann das Aspirin ihre Kopfschmerzen einzudämmen, und als sie die Augen wieder aufschlug, erkannte sie, dass es bereits Spätnachmittag war. Verblüfft schaute sie auf die Uhr; drei Stunden waren vergangen. Sie hatte doch geschlafen.
Irgendwo stöberte sie zwei feuchte Augenpads für müde und geschwollene Augen auf, die sie auf ihre Lider legte. Sie blieb noch eine Weile liegen und versuchte, neue Kraft für die vor ihr liegenden, auszehrenden Tage zu schöpfen. Als sie sich wieder aufsetzte und die Pads abnahm, war die Schwellung sichtbar zurückgegangen. Sie bürstete ihr Haar und ihre Zähne, bevor sie aus dem Zimmer trat und Sam im Wohnzimmer sitzen sah, wo er mit BooBoo auf dem Schoß fernsah.
»Irgendwas Neues?«
Er wusste inzwischen beträchtlich mehr als am Mittag, aber nichts davon wollte er ihr erzählen.
»Man hat die Schwester benachrichtigt, und die Presse weiß inzwischen Bescheid. Wahrscheinlich bringen sie es in den Abendnachrichten. «
Ihr Gesicht spannte sich besorgt an. »Luna? T.J.?«
»Nachdem du schlafen gegangen bist, habe ich dein Telefon abgeschaltet. Sie haben aber ein paar Nachrichten auf deinem Anrufbeantworter hinterlassen.«
Wieder sah sie auf die Uhr. »Im Augenblick sind sie wahrscheinlich auf dem Heimweg. Ich werde es in ein paar Minuten bei ihnen zu Hause versuchen. Ich möchte nicht, dass sie es aus dem Fernsehen erfahren.«
Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, da bogen zwei Autos in ihre Einfahrt: Lunas Camaro und T.J.s Buick. Jaine schloss kurz die Augen und versuchte sich für die nächsten Minuten zu wappnen, dann trat sie barfuß auf die Veranda vor dem Haus, um ihre Freundinnen zu
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