Mister Traumprinz (Doppelband)
er sich zu viele dubiose Kriegsfilme reingezogen, aber die Taktik hat er nicht kapiert. Auf Zehenspitzen schleiche ich mich um zwei Verkaufskästen mit Riesenunterhosen, bis ich genau hinter ihm stehe. Special agent Florian checkt immer noch nichts und beobachtet nach wie vor gebannt die leere Umkleidekabine.
»Boah, schau mal, was es hier noch für tolle Modelle gibt!«, rufe ich plötzlich laut. Frosch 007 kippt vor Schreck samt Tarnständer nach hinten über und kann sich überhaupt nicht mehr rühren.
»Ach, du bist’s, Florian!«, sage ich erstaunt. »Und? Hast du auch schon etwas Schickes gefunden?«
Florian schaut uns mit Riesenaugen an und blubbert Sachen wie »Wa-was-wie-wie-wieso …«. Nicht wirklich intelligent, obwohl der rote BH, den er auf dem Kopf hat, durchaus apart aussieht.
»Wenn du deine Referate auch so formulierst, wird das nichts mit deiner Deutschnote, Florian!«, sagt Karo streng. Dann halten wir uns an dem nächsten Ständer fest, weil wir sonst zusammenbrechen würden vor Lachen.
»Kann ich euch irgendwie behilflich sein?« Eine junge Verkäuferin taucht plötzlich neben uns auf und schaut vonKaro zu mir und wieder zurück, aber wir schütteln nur den Kopf, unfähig, auch nur ein einziges Wort herauszukriegen. Ich will ihr gerade meine zwei BHs in die Hand drücken, als sie Florian unter dem Wäschehaufen entdeckt. »Seid ihr denn komplett verrückt geworden?«, ruft sie. »Was soll das denn?«
Karo zuckt die Schultern und schaut die Verkäuferin mit unschuldigen Augen an.
Gemeinsam befreien wir ihn von den vielen Dessous und da kommt mir ein Gedanke.
»Warte bitte noch mal kurz auf mich«, sage ich leise zu Florian. »Draußen!«
Er nickt und verschwindet mit hochrotem Kopf.
»Was war das denn?«, fragt Karo, als wir an der Kasse stehen.
»Ich muss sofort Klartext sprechen«, sage ich und nehme die Tüte mit meinen BHs. »So geht das echt nicht weiter. Das halt ich nicht aus! Wartest du im Drogeriemarkt auf mich?«
»Tut mir leid«, sagt Florian geknickt. »Ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe. Ich bin euch einfach gefolgt und dann …«
Ich hole tief Luft und sehe ihn ernst an. »Du bist wirklich total nett, aber ich bin in einen anderen verliebt.« So, jetzt ist es endlich raus.
Florian scharrt mit dem linken Fuß und hüstelt nervös. »Ja, ich weiß.«
Ich nicke. »So ist das manchmal im Leben«, sage ich undkönnte mir im gleichen Moment dafür eine scheuern. Mein Gott, dieser blöde Satz könnte von Tante Irmi stammen! »Aber ehrlich, ich finde dich wirklich nett! Wir können doch auch einfach so Freunde bleiben, oder?«
Florian zuckt die Schultern. »Schon, ja … Na ja, dann, äh, geh ich mal wieder … Ciao!«
»Ciao«, sage ich leise. Einerseits fühle ich mich total erleichtert, dass ich Florian gesagt habe, was Sache ist, andererseits fühle ich mich total mies. Anscheinend ist es nicht unbedingt leichter, jemandem einen Korb zu geben, als einen zu kassieren.
Warum kann man gute Laune
nicht in Dosen abfüllen?
A ls Reserve für schlechte Zeiten wäre das ganz praktisch. Heute zum Beispiel könnte ich durchaus ein paar Pfund davon abgeben, so viel habe ich gerade davon. Und das, obwohl das Wetter wirklich obermies ist und ich mit dem Fahrrad unterwegs bin. Unterwegs zu Fynns Onkel: Die Farben für das Bühnenbild sind heute gekommen und wir können endlich loslegen!
»Hi!« Fynn taucht gleich auf, als ich mein Fahrrad auf dem Firmengelände abstelle. »Und? Immer noch Lust, das große Kunstwerk zu machen?«
Blöde Frage! »Ja, klar!«, sage ich und strahle ihn an. »Sonst wär ich wohl kaum hier, oder?«
Er lächelt mich an und schon habe ich wieder das Gefühl, in Flammen zu stehen.
In der Halle stehen die Platten schon bereit und zusammen machen wir das große Paket mit den Spraydosen auf.
»Wow! Das Rot ist ja wirklich super!«, rufe ich. Wir greifen im gleichen Moment nach dem gleichen Spray und unsere Hände berühren sich. Hochspannung pur. Leider kommen nun auch die anderen Bandmitglieder in die Halle, zusammen mit Karo, und der magische Moment verpufft sofort.
»Wir haben euch ein Demoband mitgebracht!«, ruft Meiko und hält einen alten Kassettenrekorder hoch. »Schließlich solltet ihr wissen, für welche Musik ihr das Bild macht.« Er stöpselt das Gerät in die Steckdose. »Leider keine optimale Aufnahmequalität.«
»Wieso dürfen wir euch eigentlich nicht live zuhören?«, fragt Karo.
»Das würde uns nur knallnervös
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