Mister Traumprinz (Doppelband)
linken Nasenflügel kämpft sich ein dicker Pickel an die Hautoberfläche. Katastrophe! Warum ist Lisa nie da, wenn man sie mal brauchen könnte? Verzweifelt schnappe ich mir einen Abdeckstift und kleistere die schon leicht rote Stelle damit zu. Toll Karo! Weiter so! Jetzt sieht man den Pickel erst recht gut … Mmh, vielleicht fällt mir später noch eine bessere Lösung ein. Erst mal Klamotten checken. Nachdem ich so ziemlich alle Sachen aus meinem Kleiderschrank miteinander kombiniert habe, entscheide ich mich dann doch für Miras Kleidungstipp und stelle mich fertig angezogen vor den Spiegel.
»Eigentlich brauchst du überhaupt nicht aus dem Haus zu gehen, Karo«, sage ich zu mir. »Alle anderen Mädchen in Hellenburg sehen um Stücke besser aus als du!« Ich drehe mich vor dem Spiegel hin und her. »Außerdem hast du einen total fetten Hintern in dieser Hose!« Schon renne ich wieder zum Kleiderschrank und suche meine schwarze Stretchhose, aber die ist wie vom Erdboden verschluckt. Scheiße, und jetzt? Gerade als ich mir überlege, dass es vielleichtbesser wäre, mich einfach mit einer Tafel Schokolade ins Bett zu legen, fällt mein Blick auf meine Armbanduhr und zum x-ten Mal an diesem Tag bleibt mir fast das Herz stehen: Es ist schon fünf vor sieben!
Ich habe keine Ahnung, wie ich es so schnell geschafft habe, aber um fünf nach sieben steige ich am Wäldchen vom Fahrrad.
»Großartig, Karo, da hat sich der ganze Aufwand richtig gelohnt!«, murmele ich leise, während ich mein Rad absperre. Meine Knie schlottern vor Anstrengung, meine Haare sind wild zerzaust und ich bin mir sicher, dass mein Deo bereits auf halber Strecke die Grätsche gemacht hat. Wahrscheinlich sehe ich aus wie eine Vogelscheuche.
Unauffällig sehe ich mich um. Der etwas verwilderte, von den Hellenburgern allgemein als »Wäldchen« bezeichnete Park scheint bis auf ein Pärchen, das seinen Hund ausführt, leer zu sein. Weit und breit kein Giovanni zu sehen.
Verdammter Mist, wir hatten doch sieben ausgemacht, oder? Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und lese die SMS, die er mir geschrieben hat. Doch, da steht es. Heute Abend um sieben.
»Psst! Karolina!«
Ich drehe mich in die Richtung, aus der die Stimme kommt, und sehe Giovanni im Gebüsch stehen. Mein Herz schlägt, als hätte es Schluckauf. Mehr als »Hallo!« fällt mir leider nicht ein.
Der hübsche Italiener winkt mich mit der rechten Handzu sich, während er den linken Zeigefinger vor die Lippen hält.
Schnell gehe ich zu ihm hinüber. »Was machst du denn da?«
»Ich verstecke mich, weil ich habe gerade eine Lehrer gesehen. Wir gehen in die Richtung, si?« Er zeigt auf einen abgelegenen Pfad und ich nicke. Irgendwelche Lehrer können wir jetzt nicht gebrauchen.
Nach wenigen Metern legt Giovanni seinen Arm um meine Schultern und ich bete stumm, dass er nicht hört, wie laut mein Herz schlägt.
»Du hast heute gehabt einen schönen Tag?«, fragt er mich leise.
»Geht so«, sage ich und schaffe es im letzten Moment, nicht die Schultern zu zucken. Nicht auszudenken, dass Giovanni glaubt, mir wäre sein Arm dort lästig. »Ich habe mit meiner Freundin ein Interview für die Schülerzeitung gemacht«, plappere ich nervös. »Hier in Deutschland darf man bald schon mit 17 Auto fahren und da haben wir einen Fahrlehrer interviewt und …«
Plötzlich dreht Giovanni mich zu sich her und legt mir seine Arme um die Taille. »Ich das mag, wenn du erzählst, Karolina«, sagt er leise und schaut mich dabei so zärtlich an, dass ich vorübergehend das Atmen einstelle.
»Du bist hübsch.« Ganz sanft streicht er mit seinem Zeigefinger über meine Wange. »Sehr hübsch!«
»Ich mag dich auch sehr gern«, kriege ich noch halbwegs heraus, während sich in meinem Kopf die Gedanken überschlagen.Wie verhalte ich mich denn richtig? Muss ich jetzt auch irgendwas machen? Oder ist es so in Ordnung?
Ich schaue Giovanni tief in die Augen und bin mir sicher, dass ich mit den Füßen über dem Boden schwebe.
»Bella Karolina«, flüstert Giovanni. Er streicht mir eine Haarsträhne hinter das Ohr und ich stehe unter Strom. Sein Gesicht kommt immer näher und er spitzt gerade seine hübschen Lippen, als ein riesiger Köter auf uns zurennt und laut bellend stehen bleibt.
»Daniel, ich glaube, Yogi ist da vorn!« Das hat mir jetzt gerade gefehlt. Diese Stimme gehört Lisa!
»Merda!«, sage ich leise. »Pronto weg hier. Das ist meine Schwester!«
Zum Glück versteht der schöne Italiener,
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