Mister Traumprinz (Doppelband)
ich nicht. Wenn ich diesen Zettel nicht gefunden hätte, würde ich mich in zwei Stunden mit Giovanni treffen und …
Ich haue mit der Faust auf den Schreibtisch. Jetzt aber Schluss, Karo! So weit wird es noch kommen, dass du nicht mehr in der Lage bist, allein einen gemütlichen Abend zu verbringen. Also wirklich … Ich fahre meinen PC hoch, als Lisa ihren Kopf durch die Tür steckt.
»He, kleine Schwester, hast du das mit Mama mitbekommen?«, fragt sie.
Klar. Heute ist Freitag und meine Mutter geht mit Marius aus. Was sonst? Aber das kann ich meiner Schwester ja kaum so verklickern.
»Was soll ich denn mitbekommen haben?«, frage ich deshalb ganz cool. »Dass sie ausgeht?«
»Nein, du Nullchecker, mit wem sie ausgeht!« Lisa zeigt auf mein Fenster. »Mit einem Mann. Sie wird in einer halben Stunde abgeholt und von hier aus können wir gut beobachten, wer der Glückliche ist. Was meinst du?« Sie stellt sich seitlich vom Fenster hin und testet, wie viel sie sehen kann. »Der Platz wäre perfekt«, sagt sie zufrieden.
Ich zucke die Schultern. »Schauen wir mal«, sage ich, denn im Moment hat sich ein Plan in meinem Kopf breitgemacht: Dr. Jekyll kann gerne mit meiner Mutter ausgehen, aber wenn der mir bekannte Mister Hyde an unserer Tür klingelt, sollte er besser schauen, dass er Leine zieht.
Als ich mein Zimmer verlasse, höre ich meine Mutter laut und deutlich »Scheiße!« rufen. Der Schrei kommt aus dem Bad und ich linse durch die angelehnte Tür.
»Ist was?«, frage ich vorsichtig.
Meine Mutter setzt sich auf den Badewannenrand und seufzt verzweifelt. »Ja! Ich finde, ich sehe einfach schrecklich aus. Ganz egal was ich anziehe und wie ich mich schminke, das Resultat ist furchtbar!« Sie ist wirklich völlig aufgelöst.
»Ich weiß nicht, was du hast. Dieses Kleid steht dir total gut und auch dein Make-up passt super dazu.«
»Tut mir leid«, sagt sie. »Wahrscheinlich sind es nur die Nerven, verstehst du?«
»Du willst dich doch nur mit ein paar Freunden treffen, oder?« Ich tue so, als wüsste ich von nichts. »Warum bist du dann so nervös?«
Meine Mutter zieht eine schräge Grimasse. »Okay, ich gebe es ja schon zu. Ich habe ein Rendezvous mit einem Mann und deswegen bin ich so aus dem Häuschen.«
Aha, endlich rückt sie mit der Wahrheit raus … Meine Mutter holt tief Luft und stellt sich wieder vor den Spiegel. »Findest du echt, dass ich so gut aussehe?«
Ich nicke. »Dickes Ehrenwort«, sage ich und meine es auch. »Wenn du meinen Expertenrat noch brauchst, ich bin unten in der Küche!« Ich hauche ihr einen Kuss auf die Wange und gehe die Treppe hinunter. Was mich etwas beunruhigt, ist die Tatsache, dass meine Mutter mindestens so nervös ist, wie ich es vor meinen Dates mit Giovanni war. Begleitet einen dieser Nervenkrieg ein Leben lang? Eine grauenhafte Vorstellung …
Ich habe gerade in ein fettes Nutellabrot gebissen, als es klingelt. O Gott, das kann nur ER sein! Schnell schlucke ichrunter. »Ich gehe schon!«, rufe ich hoch und laufe dann schnell zur Haustür. Hoffentlich steht jetzt nicht das rauchende Ekelpaket vor mir. Es reicht, dass ich gerade auf einen Idioten reingefallen bin.
Mit einem Ruck mache ich die Tür auf und da steht er:
»Hallo, ich bin Marius Wegener und möchte deine Mutter zum Essen abholen!«
Ich schlucke. Ich habe vieles erwartet, aber nicht das, was jetzt vor mir steht. Marius Wegener hat nicht gelogen, als er sein Profil ausgefüllt hat. Er ist wirklich gut in Form und in seiner schwarzen Jeans, dem dunkelgrauen Hemd und dem Tweedsakko sieht er cool aus – für sein Alter.
»Du bist bestimmt Karo!« Er lächelt mich an und streckt mir seine rechte Hand entgegen. »Und so wie es aussieht, isst du gerne Nutella!«
Mist, wahrscheinlich sehe ich mal wieder aus wie eine verschmierte Dreijährige. »Entschuldigung«, sage ich und wische mir hektisch an den Mundwinkeln herum.
»Ist doch egal«, sagt er und lacht. Ein angenehmes Lachen. »Ich kenne das nur zu gut. Ob du es glaubst oder nicht, aber es gibt bei mir Tage, an denen ich mich nach dem Frühstück noch mal umziehen muss, weil ich mich total vollgekleckert habe.« Beim Zwinkern zwickt er eines seiner hübschen, hellblauen Augen zu. »Meinst du, deine Mutter empfängt mich schon?«
»Ich, äh, ich guck mal, ob sie schon fertig ist«, sage ich und lasse ihn vor der Tür stehen. »Moment!«
Ich sause hinauf und schaue, wo meine Mutter steckt.
Im Schlafzimmer werde ich fündig. »Dein Besuch ist
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