Mister Traumprinz (Doppelband)
Kerl mit seiner Amanda steckt. Oder Paul.
Genau in dem Moment, als der Direktor eine kurze Sprechpause einlegt, bimmelt mitten im Saal ein Handy los und ich höre das nur allzu bekannte »Pronto?«.
Schon habe ich die beiden entdeckt und stelle fest, dass Amanda keine Mühen und Kosten gescheut hat, sich für diesen Abend zurechtzumachen: Steckfrisur, Glitter-Makeup und ein neues Top. Nicht schlecht. Wenn man auf aufgebretzelte Lamettablondinen steht.
Ihrem Begleiter kommt es gar nicht in den Sinn, dass sein Gespräch die Rede stören könnte, denn er plaudert munter drauflos. »Si, nein. Natürlich ich habe dich nicht vergessen«, klingt es gut hörbar durch die Aula und die ersten Schüler fangen an zu kichern.
Der Direktor räuspert sich ein paarmal und schaut obergenervt in Giovannis Richtung, aber der kriegt das gar nicht mit. Erst als Amanda ihn anstößt und auf die Bühne zeigt, beendet er das Gespräch mit einem freundlichen »Scusa. Ciao!«.
Der Direktor holt einmal tief Luft und legt wieder los, aber weit kommt er in den nächsten zwei Minuten nicht.
Erneut bimmelt das kleine telefonino und der Buchhalter der italienischen Küsse prontot sofort wieder los. »Ah! Bene!«
Nun wird es dem Direktor wohl doch zu bunt und er wirft einen stechenden Blick in die erste Reihe. Keine drei Sekunden später macht sich Frau Mertens auf den Weg zu Giovanni und spricht leise, aber bestimmt auf ihn ein. Giovanni zaubert sein schönstes Lächeln hervor und flüstert hektisch zurück. Was er ihr sagt, kann leider niemand verstehen, aber sie scheint sofort besänftigt zu sein. Meine Güte, der Typ hat wirklich besondere Fähigkeiten. Vielleicht sollte man ihn später bei der UNO anstellen. Dort könnte man ihn bei besonders zähen Verhandlungen einsetzen, denn so wie es aussieht, kann er jedem Gegner die Ohren weichlabern!
Vom Direktorenzorn haben die Racheengel auf der Toilette natürlich nichts mitbekommen und keine fünf Minuten später bimmelt das kleine italienische Mobiltelefon wieder. Giovanni hat Glück, denn der Direktor hat endlich ein Ende gefunden und wünscht uns allen einen schönen Abend. Vielen Dank, den werden wir ganz sicher haben!
So langsam finden wir gut in unseren Telefonierrhythmus rein und jeder darf mal raus, um Giovanni und Amanda zu beobachten. Es ist deutlich zu sehen, dass Giovanni zwar einerseits genervt ist, aber noch fühlt er sich geschmeichelt, dass so viele Mädchen ihn anrufen und ihmins Ohr sülzen, wie sehr sie ihn vermissen. Amanda dagegen hat eindeutig genau davon die Nase voll und gegen halb neun flüstert sie Giovanni etwas ins Ohr und zeigt auf die Schultür.
»Sie hofft wohl, dass sie draußen in Ruhe mit ihm rumknutschen kann«, sagt Diana. »Aber da müssen wir sie leider schrecklich enttäuschen. Los! Hinterher!«
Wir lassen den verhinderten Turteltäubchen einen kleinen Vorsprung, dann preschen wir hinterher. Draußen ist es fast dunkel und kurz befürchten wir, sie aus den Augen verloren zu haben, aber wir haben Glück. Am Rande des Pausenhofs entdecken wir sie im Licht einer Laterne.
»Das ist aber nett«, meint Sanne. »Ohne Beleuchtung wäre es für uns nur halb so schön gewesen!« Sie schaut uns an. »Also, in die nächste Runde!«
Ich bin wieder dran und drücke auf die Wahlwiederholung.
»Pronto?«, höre ich sofort stereo.
»Hallo Giovanni!«, sage ich. »Hier ist Martina. Wie geht es dir?« Wir hatten ausgemacht, dass ich mich nicht mit meinem richtigen Namen melde. So macht es einfach mehr Spaß.
»Hallo Martina!« Obwohl der Meister des Seitensprungs nach unseren Informationen nichts mit einer Martina laufen hatte, beißt er sofort an. »Es geht dir gut?«
»Na ja«, sage ich leidend. »Wenn ich jetzt bei dir wäre, würde es mir viel besser gehen. Sehen wir uns noch einmal?«
»Jetzt das iste eine bisschen schlecht«, sagt Giovanni, alswäre es das Normalste der Welt, bei einem Rendezvouz mit anderen Mädchen zu plaudern, doch als er Amandas Blick auffängt, schiebt er doch ein: »Nein, nein, ich bin auf eine Party.«
»Und zwar mit deiner Freundin!«, zischt Amanda ihm wütend ins Ohr. »Hör jetzt endlich mal auf zu telefonieren!«
»Magst du mich denn gar nicht mehr?«, lege ich nach. »Ich denke immerzu an dich!«
»Du armes Schätzchen«, flüstert Mira mir ins Ohr und ich muss aufpassen, dass ich nicht laut loslache.
»Ich an dich auch«, antwortet Blödmann Giovanni mir und in diesem Moment merke ich, dass ich endgültig von ihm geheilt
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