Mister Unwiderstehlich
Tisch endlich sauber war, setzten sie sich, Nina war noch immer rot, und Cameron wusste nach wie vor nicht recht, was er sagen sollte. Ihm hätte es vollkommen gereicht, ihr einfach nur gegenüberzusitzen und sie anzusehen. Aber er vermutete, dass sie ein wenig mehr erwartete.
"Ist das Arbeit?" erkundigte er sich und deutete auf die bekleckerten Papiere.
Nina nickte. "Das war es. Ich bin mit einer speziellen Aufgabe betraut worden, an der ich den ganzen Tag gearbeitet habe."
"Und wo arbeiten Sie?" Er hatte angesichts seiner Position Schuldgefühle, weil er ihren Job zum Thema machte, aber es war nun mal ein unverfängliches Thema für zwei Leute, die sich kaum kannten.
"Ich bin die Chefrechercheurin bei Attitudes, einer Wochenzeitschrift. Unsere Redaktion ist gleich gegenüber."
Er musste unwillkürlich lächeln über die Ausschmückung ihrer Jobbezeichnung. Dennoch freute er sich insgeheim, dass sie ihn zu beeindrucken versuchte. "Attitudes?"
"Haben Sie noch nie davon gehört? Vermutlich nicht. Sie sind ja auch nicht unser Typ unser typischer Leser, meine ich."
"Und wieso nicht?" wollte Cameron wissen.
"Na ja, Sie sind ein bisschen zu ..." Nina lachte. "Das Wort, das wir in der Redaktion benutzen würden, könnte .konservativ' lauten. Nicht, dass das etwas Schlechtes wäre. Es entspricht nur nicht dem Profil unserer Leser."
"Na so was, und ich dachte schon, Sie würden sagen, ich sei zu attraktiv oder charmant."
"Vielleicht hätte ich das sagen sollen", murmelte sie und warf ihm einen schüchternen Blick über den Rand ihres Bechers zu. "Und was machen Sie?"
"Ich bin in der Computerbranche."
"Das hätte ich mir denken können, so wie Sie bei unserer ersten Begegnung angezogen waren. Sie sahen ganz nach Geschäftsmann aus."
Ein langes Schweigen entstand zwischen ihnen, und Cameron kämpfte gegen das plötzliche Bedürfnis an, sich über den Tisch zu beuge n und sie zu küssen, nur um herauszufinden, ob ihre Lippen sich so wundervoll anfühlten wie sie aussahen. Stattdessen griff er das nächstliegende Thema auf. "Erzählen Sie mir von der Aufgabe, mit der Sie betraut wurden."
Cameron deutete auf die Papiere. "Sie sagten, es sei wichtig?" Er nahm seinen Becher und trank einen Schluck.
"Es ist nichts Besonderes", erklärte sie. "Ich soll alles über einen Kerl namens Cameron Ryder herausfinden."
Er verschluckte sich an seinem Kaffee und bekam einen Hustenanfall. Nina sah ihn besorgt an und tätschelte seine Schulter. "Ist alles in Ordnung mit Ihnen?"
Er nickte. "Der Kaffee war nur ein wenig heiß", erwiderte er mit tränenden Augen. "Was haben Sie denn bis jetzt über diesen Mann herausgefunden?"
"Ich habe den ganzen Tag im Internet verbracht und alles Mögliche über seine Firma NightRyder heruntergeladen. Aber der Mann, dem sie gehört, hält sich ziemlich im Hintergrund. Ich schätze, er ist ein rücksichtsloser Geschäftsmann, der aus sportlichem Aspekt andere Unternehmen kauft und gute Leute arbeitslos macht. Und im Hintergrund hält er sich, damit keiner der Angestellten, die er arbeitslos gemacht hat, ihn mit einem Bus überfahren kann."
"Das hört sich nach einem echten Mistkerl an", bestätigte Cameron.
"Bei NightRyder handelt es sich um eine Internetseite mit Nachrichten und Informationen.
Sehr trendy, sehr beliebt bei den Lesern unserer Zeitschrift. Er will Attitudes kaufen, um Medienmogul zu werden. Meine Chefin will jedoch nicht verkaufen."
"Und was haben Sie sonst noch herausgefunden?"
"Nicht viel. Ich kann nicht mal ein Foto von dem Kerl finden, bis auf dieses." Sie schob ihm ein Blatt Papier zu. "Es ist sein Abschlussfoto von der High School. Er sieht wie ein Computerfreak aus. Aber ich ne hme an, selbst Computerfreaks können sich in Mistkerle verwandeln, wenn sie genug Macht und Geld haben."
Cameron zuckte innerlich zusammen. Er hasste es, wenn dieses Foto in den Medien auftauchte. Er hatte sein Möglichstes getan, um aus dem Schussfeld der Paparazzi zu bleiben und hatte Fotografen wie die Pest gemieden. Doch in Ermangelung eines aktuellen Fotos kramten sie jedes Mal das High-School-Foto hervor, auf dem er ein pickelgesichtiger, dürrer Junge mit dicken Brillengläsern war. Und wieder einmal wurde er mit den ersten achtzehn Jahren seines Lebens konfrontiert.
Einen Vorteil hatte dieses Foto jedoch - Nina Forrester würde ihn niemals wieder erkennen.
Er erkannte sich ja selbst kaum wieder. "Ich finde nicht, dass er besonders rücksichtslos aussieht. Er sieht eher aus wie ein
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