Mister Unwiderstehlich
modischer Haarschnitt und Designerkleidung hatten die äußere Verwandlung komplett gemacht. Vielleicht entschied Geld tatsächlich darüber, wer man war.
Er drehte sich um und sah zum Eingang des Cafes. Obwohl seine Neugier geweckt war, hatte er nicht mehr die Absicht, noch einmal hineinzugehen. Er wusste ihren Namen, wo sie arbeitete und wo sie sich herumtrieb. Wenn es nötig war, würde er sie finden.
"Es ist besser zu warten", sagte er. "Schließlich würde kein Adonis, der noch ein wenig Selbstachtung besitzt, sich mit einem riesigen Kaffeefleck auf dem Hemd irgendwo blicken lassen."
2. KAPITEL
"Beeilung! Redaktionssitzung im Konferenzzimmer. Charlotte will, dass alle kommen", verkündete Lizbeth.
Nina sah von ihren Nachschlagewerken auf. Sie war gerade damit beschäftigt gewesen, den Namen des ursprünglichen Designers von Plateauschuhen zu recherchieren und hatte dabei jegliches Zeitgefühl verloren. Davor hatte sie sich in unproduktive Grübeleien über den geheimnisvo llen Mann verstrickt, den sie gestern mit Kaffee bekleckert hatte. Sie konnte ihn noch immer nicht aus ihren Gedanken verbannen und ging jeden einzelnen Fehler durch, den sie begangen hatte.
Wieso hatte sie ihm nicht angeboten, sein Hemd in die Reinigung zu bringen oder ihm ein neues zu kaufen? Wieso hatte sie ihm nicht ihre Telefonnummer gegeben oder sich wenigstens vorgestellt? Sie lebte jetzt seit sieben Jahren in Manhattan, und noch nie war sie einem auch nur annähernd so gut aussehenden Mann begegnet wie dem Kaffeemann, wie sie ihn zärtlich nannte.
"Nina?"
Lizbeths Stimme riss sie aus ihren Tagträumen. "Oh, ja. Die Redaktionssitzung." Sie fuhr sich durch die Haare. "Sie will, dass alle dabei sind?"
"Große Neuigkeiten", warnte Lizbeth sie. "I ch fürchte, auch schlechte, Charlottes Miene nach zu urteilen. Sie hat die gleichen Sachen wie gestern Nachmittag an, ihre Haare sind zerzaust, ihr Mascara ist verschmiert. So schlimm hat sie noch nie ausgesehen. Vielleicht hat Daddy Danforth ja endlich sein Portemonnaie zugeklappt."
Ninas Herz zog sich zusammen. Falls das Magazin finanzielle Probleme hatte, würden als Erstes die Redaktionsassistenten gehen müssen. Ihr derzeitiger Job als Rechercheurin war sicher, solange Attitudes erschien. Aber ihre Zukunft als Redakteurin sah plötzlich düster aus.
"Bist du sicher, dass sie mich auch dabei haben will? Ich werde sonst nie zu Redaktionssitzungen eingeladen."
"Sie hat besonders um deine Anwesenheit gebeten", erklärte Lizbeth.
Nina sprang hoffnungsvoll auf. "Hat sie nach mir gefragt?"
"Ja", bestätigte Lizbeth. "Sie kam in mein Büro, informierte mich über die Sitzung und bat mich, es Tina auszurichten."
Nina verdrehte die Augen und fluchte leise. "Ist mein Name denn so schwer zu merken? Ich arbeit e seit fast drei Jahren für Charlotte. Sie sieht mich mindestens vier oder fünf Mal pro Woche." Sie schaute auf ihre flaschengrüne chinesische Jacke und den geblümten Rock, "Ich bin doch nicht unauffällig wie ein Möbelstück, oder?"
"Meine Mutter hatte im Esszimmer Türvorhänge, die deinem Rock sehr ähneln."
Nina ging zur Tür und kniff Lizbeth im Vorbeigehen in den Arm. "Du bist so gemein zu mir. Ich weiß überhaupt nicht, wieso du noch meine Freundin bist."
Lizbeth schlenderte neben ihr zum Konferenzzimmer. "Weil ich die Einzige bin, die dich wirklich zu schätzen weiß. Und deinen schrulligen Klamottengeschmack", fügte sie grinsend hinzu und musterte sie mit kritischem Blick. "Na schön, die Jacke finde ich gut. Zufrieden?"
Zufrieden war Nina vor allem darüber, dass Lizbeth offenbar den Vorfall von gestern Abend vergessen hatte. Denn dass ihre Freundin sie wegen der mangelnden Geistesgegenwart tadelte, konnte sie jetzt am allerwenigsten gebrauchen.
Als sie den Konferenzraum erreichten, waren bereits sämtliche Stühle von Redakteuren besetzt. Lizbeth und Nina lehnten sich an die hintere Wand, während Charlotte die Versammlung für eröffnet erklärte.
"Wir haben ein Problem", begann sie. "Ein großes Problem. Ich habe euch alle zusammengerufen, weil ich ehrlich gesagt nicht mehr weiter weiß." Zu Ninas Überraschung sah die ansonsten so kühle Charlotte aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
"An meinen Daddy kann ich mich nicht wenden, deshalb bitte ich euch um eure Hilfe." Sie schniefte. "Ich weiß, dass ich nicht immer die netteste Chefin war, aber das kann ich jetzt nicht mehr ändern." Ihre Stimme bebte. "Gestern Abend hatte ich Besuch von
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