Mister Unwiderstehlich
abhole. Das wäre wohl kaum romantisch. Das weiß sogar ich."
"Und wie komme ich zurück ins Büro?"
"Nimm dir ein Taxi. Auf Firmenkosten."
Murrend stieg Jeff aus dem Wagen. "Willst du mir wirklich keine Nummer hinterlassen, damit ich ..."
Cameron machte die Tür zu und lachte. Seit fast einem Jahr hatte er kein freies Wochenende mehr gehabt. Er harte es sich verdient. Und mit wem konnte er dieses erste freie Wochenende besser verbringen als mit Nina Forrester?
Als die Limousine erneut hielt, schaute er durch die getönte Scheibe und sah Nina mit ihrer Reisetasche auf den Stufen vor ihrem Apartmentgebäude sitzen. Cameron öffnete die Tür und stieg aus.
Als sie ihn erblickte, strahlte sie und winkte. Er ging zu ihr und hob ihre Reisetasche auf.
"Startklar?"
Nina nickte. "Es war nic ht ganz einfach zu entscheiden, was ich einpacken sollte, da ich ja nicht weiß, wohin wir fahren."
"Keine Sorge. Falls du etwas brauchst, werden wir es kaufen."
"Ich bin noch nie in einer solchen Limousine gefahren", sagte sie beim Einsteigen.
"Charlotte fährt ständig in diesen Dingern herum. Ich nehme den Bus oder die U-Bahn."
Cameron setzte sich neben sie, statt ihr gegenüber. Nina schaute sich um und strich über die Lederpolster. "Die ist ja größer als mein Schlafzimmer", staunte sie. "Wenn sie auch noch ein Bad hätte, würde ich glatt einziehen und mein Apartment untervermieten." Sie sah ihn lächelnd an. "Werden wir unser Wochenende in dieser Limousine verbringen?"
Er grinste mutwillig. "Du wirst meine Pläne aufregender finden als den Rücksitz einer Limousine."
Nina sank in das heiße Wasser der antiken Badewanne. Das Bad vertrieb die Kälte aus ihren Knochen, beruhigte ihren Puls und entspannte sie.
Kurz nach Mittag waren sie an dem Gasthaus an der Küste von Maine angelangt, nachdem ihr Charterflugzeug auf einem kleinen Flughafen in der nahe gelegenen Stadt gelandet war.
Getrennte, einander gegenüberliegende Zimmer waren im ersten Stock am Ende des Flures für sie vorbereitet. Ninas Zimmer war groß und mit Antiquitäten eingerichtet. Im Kamin prasselte bei ihrer Ankunft ein Feuer, und Vasen mit frischen Blumen begrüßten sie.
Cameron und sie hatten ihre Taschen abgestellt, ein paar Pullover übereinander gezogen und waren dann losgezogen, um die Gegend zu erkunden. Da es noch zu früh für die Touristensaison war, waren die Straßen des malerischen Küstenstädtchens so leer wie das Gasthaus. Im Lauf des gemeinsamen Nachmittags kamen Jack und Nina sich näher. Sie erzählten sich Details aus ihrem Leben und lachten miteinander, als würden sie sich schon seit Jahren kennen. Nach dem Essen erkundeten sie die Klippen oberhalb des Städtchens. Die salzige Seeluft brachte Farbe in Ninas Wangen. Als sie schließlich wieder ins Gasthaus zurückkehrten, war sie völlig durchgefroren. Aber das machte nichts, denn noch nie hatte sie einen herrlicheren Nachmittag verbracht.
Sie legte den Kopf zurück und strich sich ein paar feuchte Haare aus dem Gesicht. Unten deckte der Wirt den Tisch vor dem riesigen Kamin fürs Abendessen. Nina genoss die prickelnde Vorfreude auf das, was die Nacht noch bringen würde. Sie streckte ihr Bein aus und legte es auf den altmodischen Wasserhahn. Sie betrachtete ihre Wade und fragte sich, ob Jack ihre Beine attraktiv finden würde.
Träge ließ sie den großen Zeh um den Wasserhahn kreisen und gab sich den wundervollen Erinnerungen an den Nachmittag hin. Noch immer konnte sie Camerons Arm um ihre Taille fühlen, seine feste Brust an ihrem Rücken, als sie zusammen auf den Atlantik hinausgeschaut hatten. Welches seltsame Glück hatte ihn in ihr Leben verschlagen? Ein Becher Kaffee, im richtigen Moment am richtigen Ort gekauft? Oder steckte mehr dahinter?
Zwar hatte sie schon mit einigen Männern Dates gehabt, aber jemand wie Jack war noch nie dabei gewesen. Bisher hatte sie sich zu eher kreativen Männern hingezogen gefühlt - zu Künstlern, die sich durchbeißen mussten, armen Musikern und kellnernden Schauspielern.
Ausgehen bedeutete für sie ein Kinobesuch und ein halbes Corned-Beef-Sandwich im Feinkostladen. Nichts, was einem Wochenende in Maine mit Limousine, Privatflugzeug, Gourmet-Essen und teurem Wein auch nur annähernd nahe kam.
Ein Tropfen kaltes Wasser fiel aus dem Wasserhahn, und gedankenverloren schob sie ihren großen Zeh hinein. "Warum bin ich hier?" fragte sie sich, drehte den Ze h im Wasserhahn und zog ihn wieder heraus. "Was will er von mir?"
Ihre Gedanken
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