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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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daran, das Band zu kopieren. Danach nahm er den nächsten Zug nach Stockholm und genoss es, mal wieder mit sich selbst zufrieden sein zu können.
     

24
     
    Jari Malinen wurde wenig respektvoll von der Beerdigung seiner Mutter weggeholt. Die finnische Polizei war mitten in die Andacht in der Kapelle hineingeplatzt und hatte ihn festgenommen. Die Nacht hatte er in einer kleinen Zelle in Helsinki verbracht. Er hatte alles gesagt, was er wusste.
    Er war Ende der Siebziger mit der russischen Mafia in Kontakt gekommen, und dann war ihm ein sogenannter Steuerirrtum unterlaufen, für den er einige Zeit im Knast gesessen hatte. Nach seiner Freilassung war er nach Schweden gegangen, unter anderem, um der Mafia zu entkommen. Er hatte nämlich einen Russen mit reingerissen, einen gewissen Vladimir Ragin, und hielt es immerhin für möglich, dass der Klan ihn dafür zur Verantwortung ziehen würde.
    Er ging nach Göteborg, lieh sich Geld und kaufte eine kleine Kneipe. So kam er in Kontakt mit den Kollegen Guido Cassola und Roger Hackzell. Cassola und Hackzeil gerieten kurz darauf aneinander und beendeten ihre Zusammenarbeit. Nun tat Hackzell sich mit Malinen zusammen, und Ende der Achtziger eröffneten sie das Hackat und Malet in Växjö.
    Die Mafia, inzwischen russisch-estnisch, frischte den Kontakt zu Malinen auf, und Malinen, der immer noch um sein Leben bangte, tat alles, was sie von ihm verlangten. Er und der Russe waren bei der Verhandlung in Vasa von einem hervorragenden jungen Karriereanwalt verteidigt worden, der Name war ihm entfallen, und sehr viel glimpflicher davongekommen, als Malinen es in einem Rechtsstaat für möglich gehalten hätte. Aber die Angst saß ihm im Nacken, und dann waren eben irgendwann Igor und Igor mit ihrem estnischen Wodka aufgetaucht. Das war alles.
    Hjelm beobachtete Söderstedt, während Norlander seinen Bericht lieferte. Der Finne – kreideweiß – starrte die ganze Zeit auf die Tischplatte.
    »Hjelm hat wirklich außerordentliche Arbeit geleistet in Växjö«, schloss Norlander.
    Viggo Norlander war wie ausgewechselt. Geläutert irgendwie. Die Krücken waren ausrangiert, die Hände von den Mullbinden befreit. Die Wunden waren weitgehend verheilt, die Narben glänzten schwach rosa wie kleine Blüten in der Mitte seiner behaarten Handrücken. Seine Hände bewegten sich mit einer neuen Leichtigkeit. Geläutert und neu geboren, dachte Hjelm.
    Stigmatisiert, geläutert und neu geboren.
    Kerstin Holm hatte in Malmö keinen Erfolg gehabt. Der verstorbene Robert Granskog, White Jims fünfter Kunde, hatte keine Erben, womit das Schicksal der Afzsmoso-Kassette im dunkeln blieb. Wahrscheinlich waren Granskogs Hinterlassenschaften irgendwann entsorgt worden.
    Hjelm und Holm wechselten des öfteren unsichere Blicke.
    Hultin räusperte sich lautstark und fügte dem immer grotesker werdenden und labyrinthischen Muster auf dem White-board noch einen weiteren Pfeil hinzu, der nach Växjö verwies.
    »Besteht Einigkeit darüber, dass wir das Hauptaugenmerk jetzt auf Lovisedal richten?« fragte er und erntete zustimmendes Gemurmel. »Gut. Dort hätten wir eine mögliche Verbindung zwischen Täter und Opfern, mal abgesehen von Strand-Julén. Daggfeldt, Carlberger und Brandberg saßen also eine Zeitlang zusammen im Aufsichtsrat von Lovisedal. Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Der Lovisedal-Konzern versucht sich mit einer Zeitung in Tallinn zu etablieren, wie in St. Petersburg bereits mit Erfolg geschehen, wird von Viktor X angemahnt, weigert sich, den sogenannten Schutz zu akzeptieren, erhält Drohungen, weigert sich weiterhin und erhält die nächste, handfestere Warnung, indem die Handlanger Igor und Igor alias Alexander Brjusov und Valerij Trepljov anfangen, ihre Aufsichtsratsmitglieder hinzurichten. Nach drei Morden, zwei gezielten – Daggfeldt und Carlberger – und einem Ablenkungsmord – Strand-Julén –, machen sie eine Pause, um zu sehen, wie Lovisedal reagiert. Lovisedal hält hartnäckig an seiner Weigerung fest. Also schreiten Igor und Igor, auf direkten Befehl von Viktor X, erneut zur Tat. Enar Brandberg ist möglicherweise nur das erste Opfer in einer neuen Serie. Klingt das plausibel?«
    »Es wird schwer sein, etwas Plausibleres zu finden«, sagte Gunnar Nyberg.
    »Außer Strand-Julén gäbe es noch ein zweites Aber«, meldete sich Jorge Chavez zu Wort. »Daggfeldt, Carlberger und Brandberg saßen nur über einen verhältnismäßig kurzen Zeitraum gemeinsam im Aufsichtsrat von

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