Misterioso
beiden?«
»Nichts. Sie tauchen einfach auf. Aus Sicherheitsgründen haben sie keine festgelegten Routen oder Liefertermine.«
»Haben Sie die Phantombilder von Alexander Brjusov und Valerij Trepljov nicht in den Zeitungen gesehen? Sie waren überall abgedruckt.«
Roger Hackzell blinzelte verdutzt.
»Die waren das? Da war aber nicht viel Ähnlichkeit.«
»Aber in den Artikeln war eindeutig von Igor und Igor die Rede.«
»Ich hab nichts davon gelesen, nur die Bilder gesehen. Da ging es doch um die Machtmorde in Stockholm. Damit haben die beiden ja wohl nichts zu tun. Ich bin jedenfalls nicht darauf gekommen, dass es da eine Verbindung geben könnte. Ich schwöre.«
»Schon gut. Aber nun verstehen Sie hoffentlich, wie wichtig die Sache ist. Und Sie stecken mit drin. Es gibt sicher Polizisten, die Sie allein für die Verbindung zu Igor und Igor hinter Gitter bringen würden. Verstehen Sie?«
»Gottverdammte Scheiße«, sagte Roger Hackzell.
»Kommen wir zum Wesentlichen. Die Kassette.«
»Ach, juck!« platzte Hackzell mit wild funkelndem Blick heraus. »Verdammter Mist! Als sie das letzte Mal hier waren, haben sie ein paar von meinen älteren Aufnahmen mitgenommen. Kleine Extravergütung, meinten sie. Das sind harte Typen. Es passt mir überhaupt nicht, dass Jari uns in ihre verfluchten Mafiageschäfte reingezogen hat, und das hab ich ihm auch gesagt. Haben die das gemacht? Würde mich nicht wundern.«
»Und Sie wissen nicht doch zufällig was über die schwedischen, russischen oder baltischen Kontakte der beiden?«
»Für mich sind das brutale Kerle, die einmal im Monat aufkreuzen und einen mehr oder weniger zwingen, Alkohol zu kaufen. Das ist alles, was ich weiß. Ehrlich.«
»Wann waren sie das letzte Mal hier?«
»Das ist, Gott sei Dank, schon einige Zeit her. Im Februar. Ich hatte schon gehofft, wir wären sie ein für allemal los, aber dann tauchten sie doch auf ...«
»Und die Tonbänder haben sie im Februar mitgenommen?«
»Ja.« Hackzell blätterte aufgebracht in einem Buch, das er aus einer Schublade genommen hatte. »Am fünfzehnten Februar war das. Frühmorgens.«
»Wo hält Jari Malinen sich zur Zeit auf?«
»In Finnland. Seine Mutter ist gerade gestorben.«
Hjelm nahm die Kassette aus der Tasche und hielt sie Hackzell hin. »Ist es diese hier?«
Hackzell sah sie sich eingehend an.
»Sieht so aus. Guido hat 1987 und ‘88 eine ganze Reihe kopiert. Ein Maxell-Band war’s auf alle Fälle.«
»Gut. Wo ist der Kassettenrecorder? Ich möchte, dass Sie sich ein bestimmtes Stück anhören und mir sagen, ob Sie damit irgend etwas Besonderes verknüpfen. Egal was. Möglicherweise etwas, das hier in der Kneipe passiert ist. Beruhigen Sie sich erst mal. Hören Sie zu, und denken Sie nach.«
Die ersten Akkorde von Misterioso erklangen. Hackzell versuchte sichtlich, sich auf die Musik zu konzentrieren, aber er schien wie paralysiert; seine Welt war dabei, in tausend Stücke zu zerfallen. Hjelm beobachtete ihn sehr genau und versuchte, ihn sich als eiskalten Mörder in den Wohnzimmern der Wirtschaftsbonzen vorzustellen. Es war unmöglich.
Zehn Minuten Misterioso verstrichen. Hackzeil konnte keine Sekunde stillstehen. Als das Stück zu Ende war und in die wilde Improvisation überging, schaltete Hjelm den Recorder aus.
»Nein. Ich weiß nicht. Ich kenne mich mit Jazz nicht aus. Manchmal wollen die Gäste was hören, und dann lege ich was auf. Ich kann da ein Stück nicht vom anderen unterscheiden, für mich klingt das alles gleich.«
»Erinnern Sie sich möglicherweise an jemanden, der unbedingt Jazz hören wollte?«
Hjelm wusste nicht genau, worauf er mit seinen Fragen hinauswollte. Igor und Igor waren eingekreist. Die Kassette, die kasachische Munition, Viktor X, die Drohung an den Lovisedal-Konzern.
»Nicht direkt, nein«, sagte Hackzell und wirkte völlig hilflos. »Ich brauch ein bisschen Bedenkzeit.«
»Okay, ich schlage folgendes vor: Wenn Sie eine Leerkassette haben, machen wir eine Kopie von Misterioso, so heißt das erste Stück, und dann können Sie in Ruhe darüber nachdenken. Ich brauche eine Liste der Leute, die sich speziell dieses Stück oder Jazz ganz allgemein gewünscht haben. Sie dürfen Växjö unter keinen Umständen verlassen. Sollten Sie es dennoch versuchen, werden wir augenblicklich eine landesweite Fahndung einleiten. Das wäre das endgültige Aus für Ihr Lokal. Und Sie landen hinter Gittern. Alles klar?«
Roger Hackzell nickte kraftlos, und Hjelm machte sich
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