Misterioso
Lovisedal, nämlich 1991. Daggfeldt war von 1989 bis 1993 dabei, Carlberger von 1991 bis zu seinem Tod und Brandberg bis 1991, als er Reichstagsabgeordneter wurde. Das einzige gemeinsame Jahr war also 1991. Und zum Zeitpunkt der Morde saß nur noch Carlberger im Aufsichtsrat. Einer von vieren.«
»Die Pointe ist wahrscheinlich, dass Lovisedal 1991 begonnen hat, estnisches Terrain zu sondieren«, sagte Hultin. »Die haben es auf den damals amtierenden Aufsichtsrat abgesehen. Vielleicht wollen sie ein Zeichen setzen: Im Jahr 1991 habt ihr den Fehler eures Lebens begangen, indem ihr euch ein Stück von einem bereits verteilten Kuchen genommen habt. Das ist die plausibelste Erklärung, die wir momentan haben.«
»Es gibt noch ein Aber«, gab Viggo Norlander zu bedenken. »Juri Maarja und Viktor X haben mich einzig und allein aus einem Grund am Leben gelassen: damit ich ihre Unschuld beweisen kann. Ihr habt den Brief ja gelesen.«
»Der beweist leider gar nichts«, sagte Hultin.
»Ich hab die Verblüffung in Maarjas Gesicht gesehen, als ich sie beschuldigte. Die war absolut echt.«
»Dein Juri Maarja ist ein Flüchtlingsschmuggler. Schon möglich, dass er verblüfft war, aber war Viktor X auch verblüfft? Du hast sein Gesicht zu keinem Zeitpunkt gesehen -wenn der Typ hinter dem Schreibtisch überhaupt Viktor X war. Igor und Igor handeln möglicherweise auf direkte Anweisung von Viktor X, ohne Mittelsmänner. Die Möglichkeit müssen wir in jedem Fall in Betracht ziehen.«
Viggo Norlander nickte, wenn auch wenig überzeugt.
»Chavez hat eine Liste mit den restlichen Mitgliedern des Lovisedal-Aufsichtsrates von 1991«, fuhr Hultin fort. »Wie viele von ihnen leben noch?«
»Von den sieben Personen auf der Liste sind sechs noch am Leben. Einer ist bereits gestorben.«
»Sechs Personen. Wir müssen unbedingt ein wachsames Auge auf diese sechs haben. Das sind die wahrscheinlichsten Opfer.« Hultin warf einen Blick in seine Unterlagen. »Ich übernehme den damaligen und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Jacob Lidner. Die übrigen fünf müsst ihr unter euch aufteilen. Setzt sie ruhig unter Druck, kriegt raus, ob sie etwas wissen, ob sie Angst haben, ob sie Personenschutz wünschen – den sie so oder so kriegen, ob sie wollen oder nicht. Ab sofort werden die Aufsichtsratsmitglieder von Lovisedal rund um die Uhr bewacht. Und die landesweite Fahndung nach Igor und Igor dürfte auch auf dem Weg sein. Aller Wahrscheinlichkeit nach sind die beiden unsere Machtmörder. Also los, packen wir’s an.«
Hultin verließ den Raum durch seine inzwischen berühmte Tür, während die anderen A-Gruppen-Leute die Aufsichtsratsmitglieder untereinander aufteilten. Der ursprüngliche Rhythmus, nach dem jede zweite Nacht ein Mord geschah, war offensichtlich hinfällig – sonst hätte es bereits in der Nacht zuvor, vom neunzehnten auf den zwanzigsten Mai, als Hjelm im Gästezimmer des Polizeipräsidiums vergeblich auf den Schlaf gewartet hatte, eine neue Leiche geben müssen. Die einzige Konstante, die blieb, war die Nacht als Tatzeit, sie hatten also vermutlich genügend Luft für ihre Gespräche mit den Aufsichtsratsmitgliedern. Sie mussten das nächste Opfer finden, ehe es zu spät war.
»Ich frage mich, ob die Auswahl Methode hat«, sagte Söderstedt. »Strand-Julén mal außer acht gelassen, haben wir die Reihenfolge Daggfeldt, Carlberger, Brandberg. D-C-B. Gibt es in dem Aufsichtsrat jemanden, dessen Name mit A anfängt?«
Auf der Liste stand niemand.
Beim Aufteilen stellten sie fest, dass einer von ihnen leer ausging. Da aber alle beteiligt sein wollten, einigten sie sich darauf, dass Söderstedt und Hjelm gemeinsam zu einem Aufsichtsrätsmitglied fuhren.
Hjelm ging mit in Söderstedts und Norlanders Büro. Er hatte seine Jeansjacke dabei und war aufbruchbereit. Norlander stürzte sich voller Elan auf seinen ersten richtigen Auftrag seit Tallinn, wenn er auch auf seinen verletzten Füßen noch ein wenig hinkte.
Als Söderstedt die Hand nach dem Kleiderhaken ausstreckte, an dem sein Lumberjack hing, schob Hjelm kurz entschlossen die Tür zu.
»Ich würde dich gern was fragen«, sagte er und sah A. Söderstedt, ehemals finnischer Topanwalt, im Februar 1979 Jari Malinens von der Mafia beauftragter Verteidiger, an. »Warum ausgerechnet Polizist?«
Arto Söderstedt hielt seinem Blick stand und nahm die Jacke vom Haken. »Was meinst du?« fragte er, ohne wirklich zu fragen, und schlüpfte langsam in die Jacke.
»Und warum
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