Misterioso
verdünnt wurde?«
»Ja doch«, sagte der Mann und nahm einen zweiten Schluck. »Besser als Explorer, so viel steht fest.«
»Er kommt aus einer Absolut-Flasche ...«
»O nein, Absolut ist das nun wirklich nicht. Dieser hat mehr Biss. Das ist auf keinen Fall schwedischer Wodka. Finnischer auch nicht. Und ganz sicher nicht dieser amerikanische Verschnitt, Smirnoff. Nee, das ist Oststaatenwodka mit einem Hauch Chemiefabrik. Wahrscheinlich sechzigprozentig. Und, wie gesagt, verdünnt.«
»Wissen Sie, wovon Sie reden, oder denken Sie sich irgendwelchen Nonsens aus, bis die Flasche leer ist?«
Der kräftige Alkoholiker zeigte sich in seiner Ehre gekränkt.
»Vergessens Sie’s«, sagte er eingeschnappt.
»Können Sie mir noch mehr über den Wodka sagen?«
»Nein. Russischer oder litauischer oder estnischer Sechzigprozentiger. Und ein guter Anteil an Wasser.«
Hjelm bedankte sich, nicht unbeeindruckt, und ging auf direktem Weg zur Polizeidienststelle. Er musste ziemlich lange warten, bis jemand Zeit für ihn hatte. Der Mann, der ihn abholte, stellte sich als Kriminalinspektor Jonas Zorn vor und war bestimmt nicht viel älter als zwanzig. Strohblond, gute Figur, provinziell.
Und ein absoluter Computercrack, wie sich später herausstellte.
»Reichskripo«, sagte Zorn träumerisch, als sie in seinem Büro saßen. »Sie sind nicht zufällig wegen der Machtmorde hier?«
»Wegen was?«
»Wegen der Machtmorde. So nennt doch die Reichspolizeibehörde selbst die Morde an den vier hohen Tieren in Stockholm.«
»Oh, Mist«, sagte Hjelm.
»Heute ist ein Artikel über die Pressekonferenz mit Abteilungsleiter Waldemar Mörner und Polizeiinspektor Algot Nylin in der Zeitung.«
»Wer zum Teufel ist Algot Nylin?« platzte Hjelm heraus und begriff, dass der Medienrummel und die Machtspiele um die Ermittlungen der A-Gruppe vollständig an ihm vorbeigegangen waren. Er tat nur seine Arbeit. Man musste den Oberen allerdings zugute halten, das ihnen das Kunststück gelungen war, die Existenz der A-Gruppe fast anderthalb Monate lang vor den Medien geheimzuhalten.
»Und, geht es um diese Vorfälle?« Zorn ließ nicht locker. »Bei dem Vorfall in der Bank in Algotsmäla haben wir das letzte Mal mit der Reichskripo zu tun gehabt. Sind Sie wegen der Machtmorde hier?«
»Ich bin nicht befugt, darüber Auskunft zu geben«, sagte Hjelm und hoffte, der administrativ-autoritäre Ton möge helfen.
Das tat er. Zorn nahm Haltung an.
»Wissen Sie etwas über die beiden Inhaber der Kneipe Hackat und Malet?« fragte Hjelm. »Roger Hackzell und Jari Malinen?«
»Ganz spontan würde ich sagen, dass sie sauber sind«, sagte Jonas Zorn nachdenklich. »Ich kann mich jedenfalls an keine besonderen Vorfälle erinnern.«
Vorfälle – einer seiner Lieblingsausdrücke, dachte Hjelm und ließ sich durch eine bessere Welt treiben, während Zorn mit flinken Fingern seinen Computer konsultierte. In dieser besseren Welt gab es blonde und dunkle Frauen, die ständig ihre Gesichter tauschten.
»Wusste ich’s doch, die beiden sind sauber«, sagte Jonas Zorn nicht ohne einen Anflug von Selbstgefälligkeit. »Keine besonderen Vorkommnisse. Jedenfalls nicht, seit sie hier in Växjö sind.«
»Und wie sieht es davor aus?« fragte Hjelm, ohne die Gesichter aus den Augen zu verlieren.
»Na ja, das zu überprüfen würde ziemlich lange dauern ...«
»Muss ich Sie nochmals an die Prioritäten erinnern?« sagte Hjelm, obwohl er Zorn noch gar nicht an irgendwelche Prioritäten erinnert hatte.
Zorn sah ihn beeindruckt an und begann, energisch auf der Tastatur herumzuklappern. Dann saß er eine Weile nur da und wartete, wobei er die ganze Zeit den Eindruck machte, als wollte er etwas sagen. Hjelm dagegen glitt in seine Tagträumereien.
»Nein«, sagte Zorn. »Nichts. Die beiden sind sauber. Obwohl, bei Malinen gibt es einen Verweis. Nach Finnland. Ob da eventuell was vorgefallen ist?«
»Lässt sich das rauskriegen?«
Zorns Gesicht hellte sich auf. Ein hohes Tier von der Reichskripo war auf seine Computerkenntnisse aufmerksam geworden.
Das hohe Tier von der Reichskripo gähnte ausgiebig.
»Ich könnte versuchen, mich ins nordische Computer-Verbundsregister einzuloggen«, sagte Zorn voller Enthusiasmus. »Es gibt nicht viele, die wissen, wie man das macht«, fügte er hinzu.
Hjelm hatte das Gefühl, an dieser Stelle eigentlich etwas Aufmunterndes sagen zu müssen, aber ihm fiel nichts ein.
Zorn hackte auf die Tastatur ein. Während der hohe Kollege aus
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