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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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anderer Handlungen nach sich.«
    »Ich wusste, dass ich ihn retten konnte. Das war alles, was ich wollte.«
    Grundström blickte geradewegs in sein Inneres.
    »War das wirklich so?« sagte er. »Befragen Sie Ihr Herz, Hjelm.«
    Sie saßen da und musterten einander. Die Zeit wurde aufgehoben. Irgend etwas geschah, ein Austausch fand statt.
    Am Ende erhob Grundström sich mit einem Seufzer. Mirtensson folgte seinem Beispiel. Als Ulf Mirtensson seine Aktentasche packte, fiel Hjelm auf, wie jung er aussah. Obwohl sie im gleichen Alter waren.
    Mirtensson sagte: »Dürften wir Sie um Ihre Legitimation und Ihre Dienstwaffe bitten? Sie sind bis auf weiteres vom Dienst suspendiert. Das Verhör wird morgen fortgesetzt. Nichts ist zu Ende, Hjelm.«
    Hjelm legte seinen Polizeiausweis und seine Dienstwaffe auf den Tisch und verließ den Vernehmungsraum. Er zog die Tür nicht ganz hinter sich zu, »Lauschstellung« nannte man das, und legte sein Ohr an den schmalen Spalt.
    Möglicherweise hörte er eine Stimme sagen: »Nun haben wir ihn.«
    Möglicherweise war es vollkommen still.
    Er stand im Stockdunkeln und pisste, lange. Fünf späte Abendbiere wollten in einem Schwung raus. Während Uringeruch aus der Kloschüssel aufstieg, wurden um ihn herum allmählich die Konturen des Badezimmers sichtbar. Eine halbe Minute zuvor war es noch so dunkel gewesen, dass die Dunkelheit gar nicht existierte, jetzt konnte er sie sehen. Als er die letzten Tropfen abschüttelte, war sie greifbar.
    Beim Spülen dachte er, dass der einzige Urin, der nicht unangenehm roch, der eigene war.
    Er sah sich im Spiegel, ein vages, helles Band um etwas Dunkles. Und in dem Dunkel, das doch er selbst war, sah er Grundström, der sagte: Befragen Sie Ihr Herz, Hjelm. Dann tauchte Mirtensson auf: Nichts ist zu Ende, Hjelm. Und Svante: Warte, Pille, mach jetzt nichts Dummes. Und dann war da plötzlich Danne in dem hellen Rahmen, sein Sohn, und musterte ihn mit pubertätsentsetztem Blick. Frakulla, ruhig: Ich opfere mich für sie. Cilla war auch da, in der gesichtslosen Dunkelheit: Wie zum Teufel kann es angehen, dass du dich immer noch vor den weiblichen Körperfunktionen ekelst?
    Befrage dein Herz, Hjelm.
    Leer, so schrecklich leer.
    Alles brach auseinander. Suspendiert, verabschiedet. Nicht einmal Arbeitslosengeld. Sozialhilfe. Wer wollte schon einen verbrauchten Polizisten?
    Bahnhofscafe, Sozialhilfehass, Kanakenjargon. Natürlich hatte er sich auch daran beteiligt, Sozialhilfeempfänger verachtet, diese elenden Schnorrer. Und jetzt war er selbst an dem Punkt. Der Boden war ihm unter den Füßen weggezogen worden. Er schwebte in einem beängstigenden Vakuum.
    Wo waren die Polizeioberen? Alle hatten sie ihn im Stich gelassen. Er hätte sie allesamt umbringen können.
    Grundström: Dann wären wir nämlich verdammt nahe am Polizeistaat.
    Die Gegenstände im Badezimmer nahmen Form an und rückten an ihre ursprünglichen Plätze. Seine Augen hatten alles Licht aus der Nacht herausgezogen. Eigentlich hätte inzwischen auch sein Gesicht im Spiegel hervortreten müssen.
    Tat es aber nicht. Es hüllte sich immer noch in Dunkel.
    Eine Silhouette.
    Befrage dein Herz, Hjelm.

5
     
    Er sitzt reglos in der Dunkelheit, die nicht wirklich dunkel ist. Durch die Balkontür sickert das Licht der Straßenlaternen auf der Paradestraße. Würde er den Kopf ein wenig zur Seite drehen, könnte er die beiden großen Museumsgebäude in ihrem aus dem Innern kommenden Licht ruhen sehen. Aber er dreht den Kopf nicht zur Seite. Es herrscht absolute Stille. Sein Blick ist unverwandt auf die angelehnte Flügeltür auf der anderen Seite des großen Wohnzimmers gerichtet, die in die Eingangshalle führt. Er hat sich ein Bild von seiner Umgebung gemacht. Kachelofen und Kamin im selben Raum. Neben dem Kamin ein mattschwarzer Großbildfernseher und ein Turm mit Video und Stereoanlage. Auf dem Boden drei handgewebte Kunstteppiche. Zwei Esstische mit Stühlen und eine fünfteilige, ochsenblutrote Ledersitzgruppe. An den Wänden moderne schwedische Kunst, drei Peter Dahl, zwei Bengt Lindström, zwei Ola Billgren. Auf dem Kaminsims thront eine der großen Mosaikenten Ernst Billgrens. Insgesamt gibt es in den beiden Etagen der Wohnung sieben Kachelöfen. Im Gegensatz zu dem vorigen, protzigen Wohnzimmer hat dieses direkt Stil.
    Er sitzt über eine Stunde lang in der gleichen Haltung da.
    Dann hört er die Wohnungstür. Die vielen Schlüssel streiten mit dem Mann, der, wie er weiß, allein kommt. Der

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