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Misterioso

Misterioso

Titel: Misterioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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zu sein. Magisch, wie in einem Märchen. Der unbekannte Rächer. Aber, mein Gott, ich hab noch nie eine Schusswaffe in der Hand gehabt.«
    »Gibt es vielleicht in Ihrem Bekanntenkreis jemanden, der sich damit auskennt?«
    Sie dachte nach.
    »Ich glaube nicht«, sagte sie schließlich ruhig. »Aber in Lottas vielleicht. Das wäre wahrscheinlicher. Ich war einfach nur wütend, verdammt wütend, und diese Wut wird niemals ganz verschwinden, aber ich hab keinen ernsthaften Schaden davongetragen. Sie schon. Sie war vorher bereits angeschlagen, und danach war sie es erst recht.«
    »Also, was genau ist vorgefallen?«
    »Auf dem zehnten, elften Fairway fingen sie mit dem Gegrapsche an. Kaum hatten wir den Waldrand erreicht, wurden sie aufdringlicher. Sie waren unglaublich aufgedreht – irgendwas müssen die eingeworfen haben – und fingen an, uns ernsthaft an die Wäsche zu gehen. Sie haben es geschafft, Lotta das T-Shirt auszuziehen, und einer von ihnen, Daggfeldt, glaube ich, hat sich auf sie gelegt. Carlberger stand daneben und guckte zu, während Strand-Julén mich festhielt. Doch, so war es. Ich riss mich los, schnappte mir einen Schläger und hieb ihn Daggfeldt direkt in den Nacken. Er rollte von Lotta runter, und ich habe mich erst mal um sie gekümmert, wollte sie trösten. Daggfeldt wälzte sich auf dem Boden, er blutete am Hinterkopf. Die beiden anderen standen da und grübelten wohl, wie das Problem am besten zu lösen war. Auf einen Schlag waren sie stocknüchtern. Entschuldigten sich tausendmal und boten uns Geld, damit wir die Klappe hielten. Und wir haben uns tatsächlich unser Schweigen abkaufen lassen. Für teures Geld. Mehrere tausend Kronen. Außerdem haben wir verlangt, dass wir unsere Jobs behielten. Na ja, Lotta ist kurz danach trotzdem gefeuert worden, und ein paar Wochen später hat sie ihren dritten Selbstmordversuch unternommen. Beim siebten, ein paar Jahre später, hat sie es schließlich geschafft. Ich weiß nicht, ob sie es wirklich wollte. Und ich weiß nicht, welche Rolle diese Sache dabei gespielt hat. Aber ich muss ständig daran denken. Solche Arschlöcher! Ich bin froh, dass sie tot sind.«
    »Haben die drei nach dem Vorfall noch öfter hier gespielt?«
    »Ja. Wahrscheinlich wären ihnen sonst viel zu wichtige Kontakte verlorengegangen. Aber zusammen haben sie nie mehr gespielt.«
    »Als wir uns das letzte Mal unterhielten, haben Sie über Daggfeldt und Strand-Julén gesagt, dass sie Sie bei ihrer Ankunft immer begrüßt und eine Weile mit Ihnen geplaudert haben. Das stimmt nicht, oder?«
    »Nein, das war gelogen. Nach dem Vorfall hat mich keiner von denen noch eines Blickes gewürdigt. Sie wirkten leise beunruhigt, als ich am Empfang anfing. Aber im Grunde genommen waren sie überzeugt, mein Schweigen erkauft zu haben.«
    »Und, hatten sie das? Haben Sie niemandem davon erzählt? Ihrem Geliebten zum Beispiel, wie heißt er noch gleich, der Sekretär des Golfklubs? Axel Wifstrand?«
    »Widstrand. Nein, dem nun ganz sicher nicht. Er hätte es nur ... in den falschen Hals gekriegt.«
    »Wäre er gewalttätig geworden?«
    »Im Gegenteil. Er wäre wohl eher davon ausgegangen, dass ich lüge. Nein, ich habe niemandem davon erzählt. Sie haben mein Schweigen erkauft, das hat funktioniert. Ob es ihnen allerdings gelungen ist, Lotta zu kaufen, kann ich nicht sagen.«
    »Hatte sie einen Freund oder Bruder oder Vater?«
    »Wenn ich es richtig verstanden habe, war ihr Vater Bengt-Egil die eigentliche Wurzel ihres Problems. Zum einen hätte sie ihm niemals davon erzählt, zum anderen hätte er sie niemals gerächt. Und einen Freund gab es nicht, das war die andere Wurzel. Aber sie und ihr Bruder hatten ein sehr enges Verhältnis. Gusten und Lotta, unzertrennlich.«
    »Glauben Sie, dass er etwas davon wusste?«
    »Wir haben uns aus den Augen verloren, als sie ernstlich krank wurde. Ich weiß es nicht. Aber sollte Gusten hinter den Morden stehen, wäre ich ihm sehr dankbar. Ich werde ihn bestimmt im Gefängnis besuchen.«
    »Heißt er wirklich Gusten?«
    »Leider.«
    Hjelm überlegte. Gusten Bergström.
    »Könnten wir noch kurz nachschauen, wie Carl-Gustaf von und zu mit Nachnamen heißt? Danach werde ich Sie auch nicht mehr belästigen. Hoffe ich zumindest.«
    Lena Hansson stand auf und streckte sich. Er registrierte einen Stolz an ihr, der ihm vorher nicht aufgefallen war. Ein paar Wochen zuvor nur eine mögliche Zeugin, jetzt ein ganzer, vollständiger Mensch.
    »Halten Sie Ihre Wut am Leben«,

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