Misterioso
Konnte der Geist einer seelisch getöteten Frau einen jagen, obwohl sie selbst noch am Leben war?
Allerdings wusste er nicht genau, worin seine Schuld bestand.
Er zog seine Jeansjacke und die Hose aus und ließ sich im Hemd aufs Bett fallen. Wie durch einen Dunstschleier sah er sich und Cilla in der Abenddämmerung auf dem Bootssteg in Dalarö miteinander schlafen. Abwesend blickte sie in den roten Sonnenuntergang. Neben ihnen saß Kerstin Holm, die Füße auf dem Schreibtisch, die Beine gespreizt, und sah ihnen beim Liebesakt zu, während ihre Hand sich gleichmäßig in ihrem Slip auf und ab bewegte. Dann stand sie auf und kam zu ihnen auf den Steg. Sie beugte sich über sie und strich sanft mit einer Hand über ihre nackten Körper, während sie sich mit der anderen den Pulli auszog und ein Paar feste kleine Brüste entblößte. Langsam stieg sie aus der schwarzen Hose und setzte sich im Schneidersitz neben sie. Ihre Hände glitten über die Innenseiten ihrer Oberschenkel. Sie streckte den Arm aus und legte Daumen und Zeigefinger wie einen Ring um seinen Schwanz, während er sich in Cilla bewegte. Er zog sich aus Cilla heraus und legte sich auf den Rücken. Cilla umfasste seinen Schwanz und setzte sich rittlings auf ihn. Während sie ihn ritt, massierte Kerstin zärtlich Cillas Pobacken. Dann legte sie sich neben Paul auf den Steg und küsste ihn mit aufreizenden Zungenbewegungen. Im nächsten Moment saß sie mit gegrätschten Beinen über seinem Gesicht, das eigene Gesicht Cilla zugewandt. Er hörte, wie die beiden einander küssten. Das war die absolute Erfüllung. Alles war Geschlecht.
Plötzlich war sie da. Oder etwa nicht? Er spürte, wie sie ihm das Hemd auszog. Oder tat er das selbst? Er sah sie neben sich im Bett. Sie war nackt und betrachtete seine Erektion. Es war lange her, dass er sich so gefühlt hatte. Sie masturbierte. Hatte sie seinen Wunsch erraten? War das die Erfüllung seiner Wünsche? Seiner oder ihrer? War sie wirklich da? Er legte seine Hände auf ihre Schenkel und drehte sie ein Stück zu sich, so dass er ihr zusehen konnte. Er saß still vor ihr und beobachtete atemlos, wie sie mit sich spielte. Ihr dunkler Blick war verschleiert, als sie schließlich den Kopf mit einem unterdrückten kehligen Laut in den Nacken warf. Nachdem sie eine Weile reglos dagelegen hatte, drehte sie sich zu ihm und nahm seinen Schwanz in den Mund. Es war schmerzhaft schön.
Am nächsten Morgen war er nicht sicher, ob es wirklich passiert war.
23
Nachdem er in Växjö aus dem Zug gestiegen war, setzte er sich erst einmal ins Bahnhofsrestaurant und kaufte sich einen Kaffee, ein Sandwich und einen Stadtplan. Das Frühstück im Savoy hatte er verpasst. Mindestens zum zehnten Mal las er den Brief, den Kerstin an der Rezeption für ihn hinterlassen hatte, und versuchte ihn zu dechiffrieren.
»Paul. Danke für gestern. Du hast so süß geschlafen, als ich gegangen bin, darum begnüge ich mich mit diesem Brief. Ich mache mich jetzt auf die Suche nach Robert Granskogs Hinterbliebenen, wie abgesprochen. Wir sehen uns in der berüchtigten Kampfleitzentrale. Ich umarme dich, Kerstin.«
Danke für gestern? Du hast geschlafen, als ich gegangen bin? Daraus ging nicht hervor, ob sie in der letzten Nacht überhaupt in seinem Zimmer gewesen war. Das Ganze konnte sich genauso gut in seiner überhitzten Phantasie abgespielt haben. Er wusste es einfach nicht.
»Danke für gestern« konnte sich auch auf den Restaurantbesuch beziehen. Und »Du hast so süß geschlafen, als ich gegangen bin« darauf, dass er am Morgen nicht auf ihr Klopfen an der Tür reagiert hatte. Wie sollte sie überhaupt in sein Zimmer gekommen sein? Sie hatte schließlich keinen Schlüssel. Vielleicht hatte er die Tür nicht ganz zugezogen?
Er hasste es, nicht genau zu wissen, was passiert oder womöglich nicht passiert war. Aber genauer betrachtet, hatte es auch etwas sehr Ansprechendes. Es war das erste Mal, dass er freiwillig darauf verzichtete, eine endgültige Antwort finden zu wollen. Er begnügte sich mit dem, was er hatte.
Fürs erste.
Er studierte die Karte und lokalisierte die Straße, in der das Hackat und Malet lag. Es war nicht weit bis dorthin, das Zentrum von Växjö war nicht besonders groß.
In der Kneipe herrschte weitgehend Ruhe, der mittägliche Andrang war mehr oder weniger überstanden. Es ging auf zwei Uhr. Eine Jukebox stand in dem großen Raum, an den Wänden hingen gekreuzte Gewehre, eine Dartscheibe und Werbeschilder
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