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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Augenblicke, wo alle Gefährten um sie jede Hoffnung aufgaben. Man wird auch sehen, was eine Frau im Stande ist, wenn sie sich die Erfüllung einer Pflicht auferlegt.
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    10. November. Wir sind um vier Uhr Früh vom Fuße des Liebigberges aufgebrochen. Der Courier hat uns sehr werthvolle Angaben gemacht, die mit denen des armen Felton übereinstimmen. Ja, im Nordwesten und besonders an den Ufern des Flusses Fitz-Roy müssen wir die Indas suchen. Ungefähr noch achthundert Meilen sind zu machen. Ich muß hinkommen, und sollte ich den Weg allein zurücklegen, sollte ich auch von Indas gefangen genommen werden. Wenigstens wäre ich bei John!
    Wir wenden uns gegen Nordwesten, ungefähr auf dem Wege, den Oberst Warburton genommen hat; unser Zug wird dem seinen bis zum Fitz-Roy-River gleich sein. Könnten wir nicht ebenso wie er dieselben Strapazen ertragen, ohne einige unserer Gefährten, die vor Erschöpfung gestorben sind, zurücklassen zu müssen? Unglücklicherweise sind die Umstände weniger günstig, denn Oberst Warburton verließ Alice-Spring im Monat April, was gleich dem Monat October in Nordamerika ist, also gegen Ende der heißen Jahreszeit.
    Die Marschordnung, wie sie Tom Marix festgesetzt hat, ist sehr praktisch. Auch die Dauer und Stunden des Marsches sind sehr gut, denn wir marschiren zwischen vier und acht Uhr Früh, dann rasten wir bis vier Uhr. Der zweite Aufbruch beginnt um vier Uhr und die zweite Rast ist um acht Uhr Abends, so daß wir dann die ganze Nacht ruhen. Aber wie viel Zeit wird da verloren! Wie viel Verzögerung! Wenn nichts dazwischen kommt, so können wir in drei Monaten an den Ufern des Fitz-Roy-River sein…
    Ich bin mit den Diensten des Tom Marix sehr zufrieden. Zach Fren und er sind zwei entschlossene Männer, auf die man unter allen Umständen rechnen kann.
    Godfrey macht mir durch seine Unerschrockenheit Kummer. Er ist immer voraus und wir sehen ihn fast gar nicht. Ich kann ihn kaum bei mir zurückhalten, und doch liebt mich dieses Kind so, als wäre er mein Sohn. Tom Marix hat ihm schon Vorstellungen wegen seiner Tollkühnheit gemacht, und ich hoffe, daß er darauf achten wird.
    Len Burker ist fast immer bei der Nachhut der Karawane und scheint mehr die Gesellschaft der Schwarzen als die der Weißen zu suchen. Er kennt seit Langem ihre Gewohnheiten und Sitten. Wenn wir auf Eingeborne stoßen, so ist er uns von großem Nutzen, denn er kann sich mit ihnen verständigen. Möge sich der Gatte meiner armen Jane bessern, aber ich fürchte… Sein Blick ist noch derselbe, einer jener mißtrauischen Blicke, die jeden abstoßen!
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    13. November. In diesen drei Tagen ist nichts Neues vorgefallen. Wie froh und glücklich bin ich, daß Jane bei mir ist! Welche Pläne schmieden wir in der Kibitka, wo wir uns Beide eingeschlossen haben! Ich habe meine Ueberzeugung Jane beigebracht, und sie zweifelt nicht mehr, daß ich John wiederfinden werde. Aber die arme Frau ist immer traurig. Ich bedränge sie nicht mit Fragen über ihre Vergangenheit seit dem Tage, wo Len Burker sie zwang, ihm nach Australien zu folgen. Ich verstehe, daß sie sich nicht ganz aussprechen kann. Manchmal kommt es mir vor, als wollte sie mir etwas Wichtiges sagen… Man könnte fast sagen, Len Burker lasse sie nie aus den Augen… Wenn er sie sieht und sich nähert, so erschrickt sie und hat ein ganz anderes Benehmen… Sie fürchtet ihn… Es ist sicher, daß dieser Mensch sie beherrscht und sie ihm auf einen Wink bis an das Ende der Welt folgen würde.
    Jane scheint Godfrey gern zu haben, und doch, wenn dieses Kind zu unserer Kibitka kommt, um zu plaudern, wagt sie weder mit ihm zu sprechen, noch ihm zu antworten… Sie sieht weg, senkt den Kopf… Ich möchte sagen, sie wird verlegen, wenn er bei uns ist.
    Heute ziehen wir durch eine große, sumpfige Ebene, in welcher sich einiges Wasser, das etwas salzig schmeckt, vorfindet. Tom Marix sagt, daß diese Sümpfe Ueberreste alter Seen sind, die ehemals mit dem Cyre-und Torrenssee in Verbindung standen und ein ungeheures Meer bildeten. Zum Glück haben wir am vorhergehenden Abend Wasservorräthe nehmen und die Kameele ihren Durst löschen können.
    Man findet, wie mir scheint, mehrere dieser Lagunen nicht nur in den niedriger gelegenen Theilen des Bodens, sondern

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