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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    19. November. Die Hitze wird immer drückender und die Cisternen, auf die wir stoßen, sind fast ganz ausgetrocknet. Wir müssen nach Wasser graben, wenn wir unsere Fäßchen füllen wollen.
    Ich muß zugeben, daß zwischen Len Burker und Godfrey eine wirklich unerklärliche Antipathie besteht, die man fast Instinct nennen möchte. Nie spricht Einer mit dem Anderen, und es ist klar, daß sie sich ausweichen, wo sie nur können.
    Ich sprach eines Tages mit Godfrey darüber.
    »Du hast Len Burker nicht gern? sagte ich zu ihm.
    – Nein, Mrs. Dolly, erwiderte er mir, und verlangen Sie nicht, daß…
    – Aber er gehört doch zu meiner Familie, und er ist mein Verwandter. Wenn Du mich liebst, Godfrey, so…
    – Mrs. Dolly, ich liebe Sie, aber ihn werde ich nie lieben.«
    Theurer Godfrey, welche Ahnung, welcher geheime Grund mag ihn in solcher Weise sprechen lassen?
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    27. November. Heute breiten sich vor unseren Augen ungeheure Steppen aus, bedeckt mit Spinifex, einem spitzigen Grase, das sich an manchen Stellen bis zu fünf Fuß über dem Boden erhob und mit seinen scharfen Spitzen unsere Thiere zu verwunden drohte. Wir mußten daher solche Stellen umgehen. Es ist augenscheinlich, daß ein solch eigenthümliches Gras nicht zur Ernährung der Thiere benutzt werden konnte, und die Kameele weigern sich auch, so lange die Halme gelb und grün sind, es zu fressen. Aber darum handelt es sich jetzt nicht, und die Thiere nehmen sich selbst in Acht, an diese spitzen Gräser zu stoßen.
    Auf diese Weise wurde der Marsch außerordentlich beschwerlich, denn wir hatten mehr als hundert Meilen in diesen Gräsern dahinzugehen.
    Die Hitze stieg immer mehr und nirgends war Schatten. Unsere Fußgänger litten besonders furchtbar darunter. Hätte man glauben können, daß fünf Monate früher, wie der Oberst Warburton constatirt hat, das Thermometer unter Null gesunken war und die Cisternen sich mit einer dichten Eiskruste bedeckt hatten?
    Tom Marix gab den Befehl, daß die Männer der Escorte, welche ritten, von Zeit zu Zeit absteigen und die anderen, welche zu Fuß gingen, aufsetzen lassen sollten. Diese Maßregel wurde auf die Forderungen der Schwarzen hin getroffen, wobei ich aber mit Bedauern sehen mußte, daß Len Burker sich zu ihrem Vertreter machte. Gewiß sind diese Menschen zu beklagen, da sie barfuß in dem spitzen Grase bei einer fast unerträglichen Hitze Morgens und Abends marschiren müssen. Aber es gehört sich nicht, daß Len Burker sie gegen die weiße Escorte aufstachelt; er mischt sich da in suchen, die ihn nichts angehen. Ich bat ihn, sich da zurückzuhalten.
    »Ich thue es nur im allgemeinen Interesse, Dolly, erwiderte er mir.
    – Ich will es glauben, gab ich ihm zur Antwort.
    – Es muß sogar das Gepäck vertheilt werden.
    – Ueberlassen Sie dies nur mir, Herr Burker, sagte Tom Marix, der zu diesem Gespräche kam. Ich werde alle nothwendigen Maßregeln ergreifen.
    – Das seh’ ich«, versetzte Len Burker, indem er uns mit einem wüthenden Blicke den Rücken zukehrte. Jane bemerkte es, wie sich die Blicke ihres Gatten gerade auf sie hefteten und sie wandte sich ab.
    Tom Marix versprach mir Alles zu thun, was von ihm abhänge, damit die Männer der Escorte, seien es Weiße oder Schwarze, sich in nichts zu beklagen hätten.
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    5. December. Während unserer Rast haben wir viel von den weißen Ameisen zu leiden, die uns in Myriaden überfallen. Sie sind unter dem Sande, aber ein Tritt genügt, um sie an die Oberfläche zu bringen.
    »Ich habe eine harte Haut, sagte Zach Fren, eine wahre Elephantenhaut, und doch beißen mich diese verdammten Thiere.«
    Nicht einmal das Leder schützt vor den Bissen dieser Ameisen, und wir können uns nicht auf die Erde setzen, ohne sofort von ihnen bedeckt zu sein.
    Um ihnen zu entgehen, müssen wir uns gerade in die Sonne setzen, deren Hitze sie nicht ertragen können, und da kommen wir wieder aus dem Regen in die Traufe.
    Am wenigsten wurde der Chinese von den Ameisen belästigt. War er zu faul, daß er sich um die lästigen Bisse nicht kümmerte? Ich weiß es nicht, aber während wir uns kratzten, von einem Orte zum anderen gingen und alle möglichen Verrenkungen machten, lag Gîn-Ghi im Schatten

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