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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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hatte.
    Es schwebte ihr nun nur ein Ziel vor, John wiederzufinden, und sie ging demselben mit einer seltenen Energie entgegen, welche die ganze Lage nur noch erschwerte. Da Gott gestattet hatte, daß Zach Fren sie rettete, daß sie ihren Verstand wieder erlangt und er ihr alle Mittel zur Verfügung gestellt hatte, Nachforschungen anzustellen, so mußte John leben und würde durch sie gerettet werden. Dieses Vermögen würde sie zu steten Nachforschungen, zu Belohnungen und Ausrüstungen verwenden; es sollte keine Insel, kein Felsen, der auf der Route des jungen Capitäns lag, unbeachtet und undurchforscht bleiben. Was Lady Franklin für John Franklin gethan hatte, das wollte Mrs. Branican auch für John Branican thun, und sie würde dort Erfolg haben, wo die Witwe des berühmten Mannes Mißerfolg hatte.
    Von jenem Tage an mußten die Freunde Dollys – das sahen sie sofort ein – sie in dieser neuen Phase unterstützen, sie in ihren Plänen ermuthigen, ihre Bemühungen mit denen der Frau vereinigen. Das that auch Mr. William Andrew, obwohl er kaum einen Erfolg von dem Ganzen erhoffte, die Ueberlebenden des Schiffbruches je aufzufinden. Er stand ihr mit Rath und That bei, und auch der Capitän des »Boundary«, der sich damals wegen Ausbesserung seines Schiffes in San-Diego aufhielt, war ihr mit allen seinen Kräften behilflich. Der Capitän Ellis, ein entschlossener Mann, auf den man rechnen konnte, ein ergebener Freund Johns, wurde nun eingeladen, an den Sitzungen der Mrs. Branican und des Mr. William Andrew theilzunehmen.
    Seitdem kamen sie oft im Prospect-House zusammen, das Dolly trotz des ungeheuren Reichthums nicht verlassen wollte. Hier hatte John sie bei seinem Scheiden zurückgelassen, hier sollte er sie bei seiner Rückkehr wiederfinden. Nichts sollte in ihrer Lebensweise geändert werden, bevor nicht ihr Gatte nach San-Diego zurückkehre. Sie lebte nun ebenso einfach weiter und gab nichts aus, was nicht zur Auffindung ihres Gatten oder zur Unterstützung von Bedürftigen nöthig war.
    Das verbreitete sich bald in der ganzen Stadt, die mit Bewunderung auf diese tapfere Frau blickte, welche nicht die Witwe John Branican’s sein wollte. Ohne daß sie die geringste Ahnung hatte, vergötterte man sie förmlich, denn ihr furchtbares Unglück verdiente wohl eine solche Verehrung. Aber viele Leute hatten nicht allein gute Wünsche für das Gelingen des Unternehmens, sondern sie wollten auch daran glauben. Wenn Dolly von den oberen Stadtvierteln die Straßen hinabging, um sich entweder in das Haus des Mr. William Andrew oder zu dem Capitän Ellis zu begeben, und man erblickte diese ernste, schwarz gekleidete Frau, die um zehn Jahre älter aussah – sie war erst fünfundzwanzig Jahre alt – da grüßten sie die Leute ehrerbietigst und verbeugten sich vor ihr. Sie aber sah all diese ihr gezollte Verehrung gar nicht.
    In den ersten Sitzungen der Mrs. Branican mit Mr. William Andrew und dem Capitän Ellis handelte es sich vor Allem darum, mit der größten Genauigkeit die Route festzusetzen, welche der »Franklin« hätte nehmen müssen.
    Das Haus Andrew hatte sein Schiff nach Indien geschickt, nachdem es in Singapore einen Theil seiner Ladung gelöscht haben würde. Indem der Capitän John westlich von der amerikanischen Küste in die offene See fuhr, war es höchst wahrscheinlich, daß er den Archipel der Sandwichsinseln berührte. Wenn der »Franklin« die Zonen von Mikronesien verließ, sollte er sich gegen die Mariannen und Philippinen wenden, dann durch das Meer von Celebes und die Meerenge von Mahkassar das Javanische Meer durchsegeln, das im Süden von der Insel Sunda begrenzt ist, um so nach Singapore zu kommen. Im äußersten Westen der Meerenge von Malakka, die von der gleichnamigen Halbinsel und der Insel Java gebildet wird, breitet sich der Golf von Bengalen aus, in dem, außer auf den Nicobaren-und Andamaninseln, die Schiffbrüchigen hätten keinen Zufluchtsort mehr finden können. Uebrigens stand es außer allem Zweifel, daß John Branican nicht in diesem Golfe erschienen war, denn in dem Augenblicke, wo er nicht in Singapore landete – was nur allzu sicher war – konnte er nicht die Grenze des Javanischen Meeres und der Sundainseln überschritten haben.
    Die Annahme, daß der »Franklin« nicht den Weg über die Malayeninseln genommen und gesucht hätte, durch die Torresstraße, entlang der nördlichen Küste von Australien nach Calcutta zu kommen, würde jeder Seefahrer verworfen haben. Der

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