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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Schiffbrüchigen zu Grunde gegangen oder längst heimgekehrt.
    Dem »Dolly-Hope« blieb, da Kohlenmangel eintrat, nun nichts weiter übrig, als nach den Maratoubasinseln zu fahren, um in den Hafen Bandger-Massing, im Süden von Borneo, zu kommen.
    Der Capitän Ellis fuhr in dieses Meer, welches wie ein See von den großen Malayischen Inseln und einem Gürtel von Inselchen umgeben ist. Das Meer von Celebes ist trotz dieser natürlichen Hindernisse schlecht gegen die Wuth der Stürme geschützt, und wenn man auch die Farbenpracht seiner Gewässer rühmen kann, die von Zoophyten in den glänzendsten Farben und von tausenderlei Mollusken wimmeln, und die Phantasie der Seefahrer sie sogar mit einem Beete flüssiger Blumen verglichen hat, so werfen doch die Wirbelstürme, die hier hausen, einen Schatten auf das wunderbare Bild.
    Der »Dolly-Hope« mußte diese Erfahrung in der Nacht vom 28. zum 29. September machen. Während des Tages war der Sturm nach und nach gestiegen, und obgleich er sich am Abend ein wenig gelegt hatte, so konnte man doch aus den mächtigen Wellen, die sich am Horizonte aufthürmten, auf eine sehr unruhige Nacht schließen.
    Und wirklich brauste gegen elf Uhr der Orkan mit einer solchen Heftigkeit einher, daß sich das Meer in einer furchtbaren, selten dagewesenen Aufregung befand.
    Der Capitän Ellis, mit Recht um die Maschine des »Dolly-Hope« besorgt, wollte jedem Unfalle, der seiner Fahrt verderblich werden konnte, vorbeugen. Er ließ daher die Schraube nur gerade so schnell in Bewegung setzen, als es nöthig war, damit das Schiff dem Steuer gehorchte.
    Trotz dieser Vorsichtsmaßregeln brachen sich die Wogen mit einer solchen Wuth, daß das Schiff furchtbare Stöße erhielt. Mehrmals stürzten hunderte Tonnen Wassers auf das Verdeck und füllten alle Räumlichkeiten. Aber die fest geschlossenen Luken widerstanden dem furchtbaren Anpralle des Wassers und hielten es auf, in den Heiz-und Maschinenraum zu dringen. Das war ein Glück, denn wenn das Feuer erlosch, so war der »Dolly-Hope« waffenlos dem Wüthen der Elemente verfallen, und gehorchte er nicht mehr dem Steuer, so wurde er auch von der Seite her angegriffen und war dann verloren.
    Die Mannschaft zeigte in dieser furchtbaren Lage ebensoviel Kaltblütigkeit wie Muth. Sie führte rasch die Befehle ihres Commandanten und ihrer Officiere aus und sie war würdig des Capitäns, der sie aus den besten Matrosen von San-Diego gewählt hatte. Das Schiff wurde durch die schnelle, geschickte Ausführung der einzelnen Befehle gerettet.
    Nach einem Kampfe von fünfzehn Stunden mit dem wüthend gepeitschten Meere legte sich der Sturm; man kann sagen, er fiel plötzlich in der Nähe der Insel Borneo, und das Schiff hatte am Morgen des 2. März die Maratoubainseln in Sicht. Diese Inseln, welche in geographischer Beziehung zu Borneo gehören, wurden in den ersten vierzehn Tagen des März mit einer außerordentlichen Genauigkeit durchforscht. Dank den Geschenken, welche nicht gescheut wurden, betheiligten sich die Eingeborenen an allen Nachforschungen. Aber es war unmöglich, nur den geringsten Anhaltspunkt über das Verschwinden des »Franklin« zu entdecken. Da diese malayischen Gewässer sehr oft von Piraten heimgesucht werden, so konnte man die Befürchtung hegen, daß John Branican und seine Leute ermordet worden seien.
    Eines Tages sprach der Capitän Ellis mit seinem Officier über diese Möglichkeit und sagte.
    »Es ist möglich, daß das Verschwinden des »Franklin« mit einem solchen Angriffe zusammenhängt. Deshalb würde es sich erklären, daß wir bisher nicht den geringsten Anhaltspunkt über den Schiffbruch erlangt haben. Diese Piraten rühmen sich eben nicht ihrer Thaten. Wenn ein Schiff verschwindet, so schreibt man es ganz einfach dem Typhon zu und Alles ist gut!
    – Sie haben nur allzu recht, Capitän, bemerkte der zweite Officier. Die Piraten sind in diesen Gewässern sehr zahlreich und sogar wir müssen unsere Wachsamkeit verdoppeln, wenn wir die Meerenge von Mahkassar passiren werden.
    – Ohne Zweifel, erwiderte der Capitän, aber wir sind in einer besseren Lage als John Branican und können ihnen leicht entrinnen. Mit so unregelmäßigen und wechselnden Winden hat ein Segelschiff immer viel zu thun; so lange aber unsere Maschine arbeitet, können uns diese Malayen nicht einholen. Nichtsdestoweniger empfehle ich die größte Vorsicht.«
    Der »Dolly-Hope« fuhr in die Meerenge von Mahkassar ein, welche Borneo von Celebes trennt. Durch

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