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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sechste seit dem Verschwinden des »Franklin«. Am 9. Januar wurden die Anker gelichtet und das Schiff schlug die Richtung nach Nordost ein.
    Die Fahrt war wegen der vielen Stürme eine gefährliche und langwierige, so daß erst am 23. Januar das Schiff von den Semaphoren von San-Diego signalisirt wurde.
    Die Fahrt hatte neunzehn Monate gedauert, und trotz der Anstrengungen des Capitäns Ellis, trotz der Todesverachtung seiner Mannschaft blieb das Verschwinden des »Franklin« in ein undurchdringliches Dunkel gehüllt.
Zwölftes Capitel.
Noch ein Jahr.
    Die Briefe, welche Mrs. Branican über den Verlauf der Expedition erhalten hatte, ließen sie kaum noch hoffen, daß dieselbe von Erfolg gekrönt sein werde. Sobald sie erfahren hatte, daß der »Dolly-Hope« in Sicht sei, begab sie sich mit Mr. William Andrew sogleich an Bord desselben, nachdem er Anker geworfen hatte.
    Man sah es sofort dem Capitän Ellis und seiner Mannschaft an, daß auch der zweite Theil der Expedition von keinem Erfolge begleitet gewesen war. Mrs. Branican reichte dem Capitän die Hand, trat dann auf die Matrosen zu, die so viel Strapazen erduldet hatten, und sagte:
    »Ich danke Ihnen, Capitän Ellis, ich danke Euch, meine Freunde!… Sie haben Alles gethan, was ich von Ihrer Hingebung erwarten konnte! Sie haben keinen Erfolg gehabt und vielleicht verzweifeln Sie für immer an einem solchen… Ich verzweifle nie!… Nein! Ich verzweifle nicht, wir werden John und seine Leute wiederfinden!… Ich vertraue auf Gott… Er wird mein Gebet erhören!…« Diese Worte zeugten von einer seltenen Entschlossenheit und drückten so fest ihre Hoffnung auf Erfolg aus, daß ihre Ueberzeugung alle Herzen mit sich hätte reißen müssen, wenn nicht jeder fest an den Untergang des »Franklin« geglaubt hätte.
    Und wäre es doch nicht vielleicht besser gewesen, sich dem Ahnungsvermögen nicht zu verschließen, womit die Natur eine Frau so oft ausstattet? Während der Mann nur auf Thatsachen und deren Folgen sieht, so ist sicher, daß die Frau besser in die Zukunft blickt. Wer weiß, ob Mrs. Branican nicht eines Tages gegen die öffentliche Meinung Recht behalten würde?
    Mr. William und sie stiegen dann in die Cajüte hinab, wo der Capitän Ellis ihnen einen genauen Bericht über die Fahrt gab. Die auf dem Tische ausgebreiteten Karten gestatteten, die Routen des Dampfers zu all den Inseln und Inselchen und die Nachforschungen in dem Innern der vielen Länder zu verfolgen. Zum Schlusse sagte er:
    »Gestatten Sie mir, Mrs. Branican, Ihre Aufmerksamkeit auf Folgendes zu lenken: Der »Franklin« ist zum letztenmale auf der Südspitze von Celebes am 3. Mai 1875 gesehen worden, also sieben Wochen nach seiner Abfahrt von San-Diego, und seit diesem Tage ist er verschollen. Da er nun nicht nach Singapore gekommen ist, so hat die Katastrophe ohne Zweifel im Javanischen Meere stattgefunden. Auf welche Weise? Da giebt es zwei Muthmaßungen: Entweder ist der »Franklin« untergegangen oder er ist bei einem Zusammenstoße gesunken, ohne eine Spur zurückzulassen. Die zweite Muthmaßung ist, daß er an den Klippen zerschellte oder durch malayische Seeräuber zerstört wurde; in den beiden letzten Fällen wäre es wohl möglich gewesen, einige Trümmer zu finden.
    Doch trotz der sorgfältigsten Nachforschungen gelang es uns nicht, einen Beweis von der Zerstörung des Schiffes zu erhalten. Aus alledem ergiebt sich logisch, daß wir nur einen Fall der ersten Hypothese ins Auge fassen müssen, nämlich, daß der »Franklin« einem jener furchtbaren Wirbelstürme zum Opfer gefallen ist, die in den malayischen Gewässern so häufig sind. Im zweiten Falle wäre doch früher oder später etwas über den Zusammenstoß zweier Schiffe bekannt geworden. Es bleibt also keine Hoffnung mehr übrig.«
    Das sah auch Mr. William Andrew ein und er schlug vor den fragenden Blicken der Mrs. Branican traurig die Augen zu Boden.
    »Nein, nein! sagte sie, nein!… Der »Franklin« ist nicht untergegangen!… Nein! John und seine Leute leben noch!…«
    So mußte denn der Capitän Ellis die Einzelheiten seiner Expedition immer wieder erklären und auseinandersetzen. Nachdem diese Unterredung drei Stunden gedauert hatte, fragte Capitän Ellis, als sich Mrs. Branican verabschieden wollte, ob sie wünsche, daß man den »Dolly-Hope« abtakle.
    »Nein, Herr Capitän, erwiderte sie, ich würde es mit Bedauern sehen, wenn Ihre Mannschaft und Sie die Absicht hätten, sich auszuschiffen. Können nicht neue

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