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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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waren der Gründerin am liebsten, gewiß aus Erinnerung an ihren John.
    Bis zum Ende des Jahres 1881 war noch immer keine Nachricht über den »Franklin« nach San Diego oder anderswohin gedrungen, obwohl die größten Belohnungen demjenigen in Aussicht gestellt wurden, der die kleinste Spur gefunden hätte. Und doch verzweifelte die Frau nicht. Was ihr das Jahr 1881 nicht gebracht hatte, würde ihr vielleicht das Jahr 1882 bringen….
    Was war denn aus Mr. und Mrs. Burker geworden? Wohin hatte sich dieser Mann geflüchtet, um den Verfolgungen zu entgehen? Die Polizei gab ihre Nachforschungen schließlich auf, und Mrs. Branican mußte verzichten, jemals zu erfahren, was aus Jane geworden war.
    Aber sie wunderte sich, daß sie nie von ihr einen Brief erhielt, den sie doch hätte schreiben können, ohne die Sicherheit ihres Mannes auf das Spiel zu setzen. Wußten sie denn Beide nicht, daß Dolly ihren Verstand wiedererlangt, daß sie ein Schiff zur Auffindung des »Franklin« ausgeschickt hatte, und daß diese Expedition ohne Erfolg geblieben war? Hatten denn nicht die Zeitungen beider Halbkugeln lange Artikel über diese Reise gebracht, und konnte man glauben, daß sie dies nie erfahren hätten? Sie mußten sogar von der großen Erbschaft gehört haben, die sie gemacht hatte, und daß sie im Stande war, ihnen zu helfen. Und doch hatte weder Len noch Jane gewagt, ihr zu schreiben, obwohl sie sich in einer traurigen Lage befinden mußten.
    Die ersten drei Monate des Jahres 1882 waren verflossen; noch immer hörte man nichts über den »Franklin«. Schon glaubte man, daß auch dieses Jahr so vorüberfließen würde, als etwas eintrat, was ein wenig Licht auf das Verschwinden dieses Schiffes zu werfen schien.
    Am 27. März kam der Dampfer »Californian«, auf welchem sich der Matrose Zach Fren befand, nach San-Francisco, nachdem er durch mehrere Jahre die Meere Europas befahren hatte. Sobald Mrs. Branican dies hörte, schrieb sie an Zach Fren, indem sie ihn einlud, sofort zu ihr nach San-Diego zu kommen. Da er selbst die Absicht hatte, seine Vaterstadt zu besuchen, um einige Monate hier auszuruhen, so antwortete er, daß er sich nach der Ausschiffung sofort nach San-Diego begeben und sein erster Besuch dem Prospect-House gelten werde.
    In derselben Zeit aber verbreitete sich eine Nachricht, die in allen Zeitungen der Vereinigten Staaten widerhallte. Man erzählte nämlich, daß der »Californian« einen Balken aufgefischt hatte, welcher wahrscheinlich vom »Franklin« herrührte. Eine Zeitung von San-Francisco setzte hinzu, daß der »Californian« dieses Holz im Norden von Australien, in den Gewässern bei der Insel Melville, westlich von der Meerenge Torres, gefunden habe.
    Als diese Nachricht nach San-Diego gelangte, eilten Mr. William Andrew und der Capitän Ellis sofort in das Prospect-House. Bei dem ersten Worte erbleichte Mrs. Branican, dann aber sagte sie in jenem Tone, der eine feste Ueberzeugung ausdrückt:
    »Nach dem Stück Holze wird man den »Franklin« finden und nach dem »Franklin« John und seine Gefährten.«

    In der That war das höchst bedeutungsvoll. Man besaß jetzt einen Ring jener Kette, die die Gegenwart mit der Vergangenheit verband.
    Sofort ließ Mrs. Branican eine Karte von Australien bringen, und nun mußten Mr. William Andrew und der Capitän Ellis die Frage einer neuen Seereise studieren, denn sie wollte, daß dieser Entschluß sogleich gefaßt werde.
    »So hat der »Franklin« nicht seinen Weg über Singapore genommen, bemerkte zuerst William Andrew.
    – Aber das ist unmöglich… das ist unmöglich, erwiderte der Capitän Ellis.
    – Doch, wenn er diesen Weg genommen hätte, wieso hätte man nördlich von der Insel Melville dieses Holz finden können?
    – Das kann ich mir nicht erklären, Herr Andrew, erwiderte der Capitän. Ich weiß nur, daß der »Franklin« auf seiner Fahrt südwestlich von der Insel Celebes gesehen worden ist, nachdem er die Meerenge von Mahkassar verlassen hatte. Wenn er durch diese Meerenge gefahren ist, so konnte er nur von Norden und nicht von Osten gekommen sein; er hat daher nicht durch die Meerenge von Torres fahren können.«
    Diese Frage wurde lange in Erwägung gezogen, und schließlich mußte William Andrew dem Capitän Recht geben.
     

    … wo der Capitän Ellis einen genauen Bericht über seine Fahrt gab. (S. 123.)
     
    Mrs. Branican hörte das Für und das Wider stillschweigend an, aber eine Falte auf ihrer Stirn zeigte, mit welcher Zähigkeit, mit

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