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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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die Einzelheiten der letzten Fahrt mit ihm. Eines Tages sagte sie zu ihm:
    »Zach Fren, weder John noch seine acht Gefährten sind todt!
    – Die acht?… Das weiß ich nicht. Aber das weiß ich, daß Capitän John lebt.
    – Ja… Er lebt! Aber wo ihn suchen, Zach Fren?… Wo ist mein armer John?
    – Er ist dort, wo er ist, und sicher irgendwo… Und wenn wir nicht zu ihm fahren… so werden wir doch von ihm Nachricht erhalten!… Ich sage nicht in einem frankirten Briefe… aber wir werden doch von ihm Nachricht erhalten!
    – John lebt, Zach Fren!«
    So hatten denn Mrs. Branican und Zach Fren immer noch Hoffnungen, die Mr. William Andrew, der Capitän Ellis und Jeder in San-Diego schon verloren hatten.
    Das Jahr 1883 brachte nichts, was die Angelegenheit hätte in Fluß bringen können. Der Capitän Ellis war für sein Haus Andrew wieder in die See gestochen. Mr. William Andrew und Zach Fren waren die einzigen Besucher im Prospect-House. Was Mrs. Branican anbelangt, so widmete sie sich ganz dem Waisenhause Wat-House. Außerdem hörte sie nicht auf, die Armen zu unterstützen. Nicht Einer klopfte vergebens an ihre Thüre, und mit den bedeutenden Einkünften aus ihrem Vermögen, das Mr. William Andrew verwaltete, stand sie stets den armen Matrosenfamilien zur Seite, deren Angehörige sich auf dem »Franklin« befunden hatten. Hoffte sie nicht, daß einige von ihnen einmal zurückkehren würden?
    Das bildete immer den Gegenstand des Gespräches mit Zach Fren. Welches Schicksal hatten die Schiffbrüchigen gehabt, von denen man keine Spur auf der Insel Browse gefunden hatte?… Warum hätten sie die Insel nicht auf einem Boote verlassen können, das sie sich gebaut hatten?… Freilich waren jetzt schon so viele Jahre verflossen, daß es thöricht erschien, noch weiter zu hoffen.
    Dolly sah im Traume stets John… Er hatte sich aus dem Schiffbruche gerettet… Das Schiff, das ihn heimbringen sollte, war in Sicht… John war nach San-Diego zurückgekehrt… Diese Träume faßte Dolly immer wieder als ein Zeichen auf, daß Alles so kommen werde.
    Es verflossen wieder einige Jahre und 1890 waren es schon vierzehn Jahre, daß der »Franklin« San-Diego verlassen hatte. Mrs. Branican war damals siebenunddreißig Jahre alt. Wenn auch ihr Haar schon zu bleichen begann und ihr Teint blässer wurde, so hatte doch ihr Auge das frühere Feuer bewahrt. Es schien, als habe sie nichts von jener Energie verloren, die ihr stets eigenthümlich war und die sie bei einer passenden Gelegenheit wieder beweisen sollte.
    In diesen langen Jahren, die kein Licht über die geheimnißvolle Katastrophe brachten, hatte Mrs. Branican nicht aufgehört, Nachforschungen nach Len und Jane Burker anzustellen. Da gar kein Brief nach San-Diego kam, so mußte Len Burker Amerika ganz verlassen haben und wohl unter falschem Namen in einem fernen Lande wohnen. Das war ein großer Schmerz für Mrs. Branican, denn wie glücklich wäre sie in ihrer Einsamkeit gewesen, wenn sie Jane bei sich gehabt hätte!… Jane wäre eine hingebende Gefährtin gewesen… Aber sie war weit weg und für Dolly ebenso verschollen wie John.
    Die Hälfte des Jahres 1890 war schon verflossen, als eine Zeitung in San-Diego in ihrer Nummer vom 26. Juli eine Nachricht brachte, die eine ungeheuere Sensation auf beiden Continenten hervorrief. Diese Nachricht wurde aus dem »Morning Herald«, einer Zeitung in Sydney, abgedruckt und lautete ungefähr folgendermaßen:
    »Man erinnert sich, daß die vor sieben Jahren angestellten Nachforschungen des »Dolly-Hope« nach dem »Franklin« aufgegeben wurden. Man mußte annehmen, daß alle Schiffbrüchigen umgekommen seien, entweder bevor sie die Insel Browse erreichten, oder, nachdem sie dieselbe verlassen hatten.
    Jetzt ist die Frage in ein neues Stadium getreten. Einer der Officiere des »Franklin« ist soeben in Sydney angekommen, nämlich Harry Felton, der Steuermann des Capitäns John Branican. Er wurde an den Ufern des Parrn, einem Nebenflusse des Darling, nahe der Grenze des südlichen Neu-Südwales und Queensland gefunden und nach Sydney gebracht. Aber er ist so schwach, daß er keine Auskunft geben kann und man befürchtet täglich seinen Tod. Es wird gebeten, dies denen, die sich für die Katastrophe des »Franklin« interessiren, mitzutheilen.«
    Mr. William Andrew erhielt diese Nachricht auf telegraphischem Wege und eilte sofort in das Prospect-House, wo sich gerade Zach Fren befand.
    Als Mrs. Branican dies hörte, antwortete sie

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