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Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Gehen Sie, mein Kind!… Ich werde Sie wiedersehen… Ich muß jetzt allein sein.«
     

    Um Mitternacht fuhr der »Brisbane« um das Cap Otway. (S. 191.)
     
    Sie sah ihn noch einmal an, dann ging der Matrose fort.
    Zach Fren wollte ihm folgen, als Dolly ihn durch eine Handbewegung zurückhielt.
     

    »Hochbootsmann Zach Fren, nicht wahr? (S. 196.)
     
    »Zach, sagte sie in abgebrochenen Worten, die von ihrer großen Aufregung zeugten, dieses Kind wurde mit den Findelkindern im Wat-House erzogen… Es wurde in San-Diego geboren… Es ist vierzehn bis fünfzehn Jahre alt… Zug für Zug gehören John. Seine entschlossene Haltung, seine freie Miene… seine Vorliebe für das Meer… das ist der Sohn eines Seemannes… das ist der Sohn Johns… das ist mein Sohn…! Man glaubte, daß der Golf von San-Diego das arme kleine Wesen für immer verschlungen hätte… Aber er war nicht todt… man rettete ihn… seine Retter kannten seine Mutter nicht… und seine Mutter war ich… ich, damals wahnsinnig… dieses Kind heißt nicht Godfrey… es heißt Wat… es ist mein Sohn!… Gott wollte mir ihn wiedergeben, bevor ich seinen Vater finde.«
    Zach Fren hatte Mrs. Branican zugehört, ohne zu wagen, sie zu unterbrechen, denn er sah ein, daß die unglückliche Frau dem Scheine nach nicht anders sprechen konnte. Der brave Seemann glaubte, sein Herz müßte brechen, denn er hielt es für seine Pflicht, diese Illusionen zu zerstören, Dolly von jenem Abgrunde zurückzuhalten, der sich von neuem vor ihr öffnete. Dies that er auch ohne Zögern – fast grausam.
    »Mrs. Branican, sagte er, Sie täuschen sich… Ich will nicht, ich kann es nicht zulassen, daß Sie so etwas glauben… Jene Aehnlichkeit ist nur zufällig… Ihr kleiner Wat ist todt… ja, todt… Er ist bei jenem Unfalle ertrunken, und Godfrey ist nicht Ihr Sohn…
    – Wat ist todt, rief Mrs. Branican. Wer kann das behaupten?
    – Ich, Mistreß.
    – Sie?
    – Eine Woche nach der Katastrophe wurde in dem Golfe eine Kindesleiche an den Strand der Lomaspitze geworfen… Ich habe sie selbst gefunden… Ich habe Mr. William Andrew benachrichtigt… Der kleine Wat wurde von ihm erkannt und auf dem Friedhofe von San-Diego begraben.
    – Wat!… mein kleiner Wat… dort… auf dem Friedhof?… Und man sagte mir nie etwas davon?
    – Nein, Mistreß, nein! erwiderte Zach Fren. Sie waren damals wahnsinnig, und als Sie nach vier Jahren wieder gesund wurden, fürchtete man… Mr. William Andrew befürchtete… wenn er Ihnen von neuem Schmerz bereitete… und er schwieg!… Aber Ihr Kind ist todt, und Godfrey kann nicht Ihr Sohn sein… er ist es nicht.«
    Dolly sank auf das Sopha, ihre Augen schlossen sich, sie sah nichts mehr um sich als Finsterniß. Sie gab Zach Fren ein Zeichen, sie allein zu lassen.
    Am Morgen des 26. August, als Mrs. Branican ihre Cabine noch nicht verlassen hatte, fuhr der »Brisbane« in den Golf von Saint-Vincent ein und warf im Hafen von Adelaïde Anker.
Drittes Capitel.
Ein historischer Hut.
    Von den drei Hauptstädten Australiens ist Sydney die älteste, Melbourne die folgende, Adelaïde die jüngste. In Wirklichkeit kann man behaupten, daß die letztere die schönste ist. Sie entstand im Jahre 1853 in Südaustralien, dessen politische Unabhängigkeit erst aus dem Jahre 1856 datirt. Es ist wahrscheinlich, daß Adelaïde sich rasch vergrößern wird, da sein Klima ein ungemein gesundes ist.
    Mrs. Branican stieg in einem Hôtel der King William-Street ab. Die arme Mutter hatte soeben eine schwere Prüfung durchgemacht. Von dem Augenblicke an, wo ihre Hoffnung zerstört war, wollte sie den Knaben nicht wiedersehen und hatte nicht mehr mit ihm gesprochen. Sie erinnerte sich nur noch an seine überraschende Aehnlichkeit mit John.
    Von nun an wollte sie sich ganz ihrem Werke hingeben und sich nur mit den Vorbereitungen zur Expedition beschäftigen. Sie war entschlossen, ihr ganzes Vermögen zu opfern, um die tüchtigsten Leute für diesen letzten Versuch zu begeistern.
    Da diese Provinz eine Menge kühner Leute hat, die nach allen Richtungen hin vordringen und sich durch die Urwälder Bahn brechen, so konnte es nicht fehlen, daß ihrem Aufrufe zur Theilnahme an der Expedition von allen Seiten Folge geleistet wurde.
    Man kam überein, daß der Sammelpunkt der Personen und aller Theile der Expedition nicht Adelaïde sei, sondern die Endstation der Eisenbahn gegen Norden, wodurch man Zeit gewann und Strapazen vorbeugte. Inmitten dieser culturreichen Districte

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