Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mistreß Branican

Mistreß Branican

Titel: Mistreß Branican Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Untersuchungen kam er zu der Ueberzeugung, daß er seine Rundreise mit der Kopfbedeckung eines hervorragenden Häuptlings australischen Stammes abschließen müsse. Wenn es ihm gelang, dieselbe zu entdecken, so wollte er sie mit dem schwersten Golde bezahlen, stehlen, wenn man sie ihm nicht verkaufen wollte. Das wäre das Siegeszeichen jener Unternehmung, die ihn schon bis in den Nordwesten von Australien geführt hatte. Das war auch der Grund, warum der Chinese von neuem in die Gefahr kam, von den Cannibalen gefressen zu werden. Was für Cannibalen?… Die wildesten, die sie jemals gesehen hatten. Wie anhänglich mußte daher der Chinese seinem Herrn sein, wenn er sich trotz dieser Gefahr nicht von ihm trennen wollte!
    »Morgen reisen wir mit dem Expreßzug von hier ab, sagte Jos Meritt.
    – Um zwei Uhr? fragte der Chinese.
    – Um zwei Uhr, und trachte, daß Alles bereit sei.
    – Ich werde mein Möglichstes thun, mein Herr, aber bedenken Sie, daß ich keine zehntausend Hände habe, wie die Göttin Covan-in.
    – Ich weiß nicht, ob die Göttin Covan-in zehntausend Hände hat, aber ich weiß, daß Du deren zwei hast, und ich ersuche Dich, sie nach allen Kräften in meinen Diensten zu verwenden…
    – Bis ich gefressen werde!
    – Gut!… O!… Sehr gut!«
    Ohne Zweifel setzte der Chinese seine Hände nicht in größere Bewegung, als er es gewohnt war, indem er die Arbeit seinem Herrn überließ. Am folgenden Tage verließen die beiden Originale Adelaïde und der Expreßzug entführte sie in unbekannte Gegenden, wo Jos Meritt hoffte, den Hut zu finden, der seiner Sammlung noch fehlte.
Viertes Capitel.
Der Eisenbahnzug von Adelaïde.
    Einige Tage später verließ Mrs. Branican ebenfalls die Hauptstadt von Südaustralien. Tom Marix hatte die Mannschaft seiner Escorte vollzählig gemacht, die aus fünfzehn Weißen, ehemaligen Polizeisoldaten, und fünfzehn Eingebornen bestand, die ebenfalls schon in der Provinz zu Sicherheitsdiensten verwendet worden waren. Diese Escorte hatte den Zweck, die Karawane gegen die Nomaden zu schützen und nicht den Stamm der Indas zu bekämpfen, denn man durfte die Worte Harry Felton’s nicht vergessen, welcher sagte, daß der Capitän John eher durch ein Lösegeld, als mit Gewalt befreit werden müßte.
    Lebensmittel in hinreichender Menge für etwa vierzig Personen während eines Jahres füllten zwei Gepäckwagen des Zuges, der nach Farina abgehen sollte.
    Jeden Tag schrieb Zach Fren an Dolly von dieser Station aus einen Brief, wodurch sie auf dem Laufenden gehalten wurde. Die Ochsen und Pferde, die nach sorgfältiger Auswahl gekauft worden waren, befanden sich schon mit den Leuten, welche ihre Fütterung und Führung zu besorgen hatten, beisammen. Die Wagen standen auf dem Bahnhof bereit, um die Lebensmittel, die Kleiderballen, die Werkzeuge, Waffen, Zelte, kurz Alles, was zu einer Expedition gehört, aufzunehmen. Zwei Tage nach Ankunft des Zuges konnte aufgebrochen werden.
    Mrs. Branican setzte ihre Abreise von Adelaïde für den 9. September fest. Sie hatte eine letzte Unterredung mit dem Gouverneur der Provinz, der der unerschrockenen Frau nicht verbarg, welch’ großen Gefahren sie entgegenging.
    »Diese Gefahren sind zweierlei Art, Mrs. Branican, sagte er, nämlich die, welche von den wilden Stämmen, deren wir nicht Herr werden können, herrühren, und die, welche die Natur jener Gegenden mit sich bringt. Da jene Länder von Wasser ganz entblößt sind, so gehen Sie fürchterlichen Leiden entgegen. Aus diesem Grunde wäre es vielleicht besser, Sie würden erst gegen Ende der heißen Jahreszeit, d. h. sechs Monate später, aufbrechen…
    – Ich weiß es, Herr Gouverneur, antwortete Mrs. Branican, und ich bin auf Alles vorbereitet. Seit meiner Abfahrt von San-Diego habe ich auch den Continent von Australien durchstudirt, indem ich die Reisebeschreibungen eines Burke, eines Stuart, eines Giles, eines Forrest, eines Sturt, eines Grégorys, eines Warburton gelesen habe. Ich habe auch die Bekanntschaft des unerschrockenen David Lindsay gemacht, der vom September 1887 bis April 1888 Australien von Port Darwin im Norden bis nach Adelaïde im Süden durchzog. Nein, nein, ich kenne die Gefahren und die Anstrengungen einer solchen Unternehmung, aber ich weiß auch, wohin mich meine Pflicht ruft.
    – Der Forscher David Lindsay, erwiderte der Gouverneur, durchzog schon bekannte Länder, indem er der transcontinentalen telegraphischen Verbindung folgte. Auch hatte er nur einen Eingebornen

Weitere Kostenlose Bücher