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Mit 11 erobert man die Welt

Mit 11 erobert man die Welt

Titel: Mit 11 erobert man die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tina Caspari
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Buffet vorbei und steckte etwas in die Tasche. Draußen winkte sie den anderen mitzukommen. Auf dem jetzt tief verschneiten Spielplatz zeigte sie den Freundinnen ihre Schätze. Ein Plastikbecher, zwei Päckchen Salz, zwei Päckchen Pfeffer, drei Beutelchen Senf und drei Beutelchen scharfe Chilisoße. Zuletzt zog sie einen Plastiklöffel aus der Tasche.
    „Findet ihr nicht, daß der Arme eine miserable Haltung hat? Er geht total krumm, sicher hat er Rückenschmerzen. In seinem Alter! Der ist doch höchstens achtzehn. Wir werden ihm eine Medizin verpassen, die ihm alle Krankheiten für die nächsten zwanzig Jahre austreiben wird. Und jetzt werden wir die Heilsalbe zubereiten. Sie wird ihm tüchtig einheizen. Bleibt mal stehn!“
    Susan goß den Inhalt sämtlicher Packungen in den Plastikbecher und rührte die rötliche Paste sorgfältig um. „Das muß noch flüssiger werden. Tut mal ein bißchen Schnee rein. Ja, so ist es gut.“
    „Und nun?“ fragte Katja.
    „Kannst du ein langes Gedicht aufsagen?“
    „Höchstens ein kurzes. Aber ich kann es ja ein paarmal wiederholen.“
    „Gut. Wie ihr vielleicht beobachtet habt, ist dem Kerl sein tolles Weihnachtsmannkostüm drei Meter zu weit.
    Der Kragen steht ab wie eine Kapuze, und drunter hat er nur ein T-Shirt an. Während du ihm das Gedicht aufsagst und Carol ihn anhimmelt, werde ich versuchen, die Medizin in diesen Ausschnitt zu gießen. Und dann nichts wie weg!“
    Mit den harmlosesten Gesichtern der Welt näherten sich Katja und Carol dem Möchte-gern-Santa Claus. Der war gerade von einer Schar kleinerer Kinder umringt, die ihn bestaunten und sich mit Bonbons beschenken ließen.
    „Oh, für ein Bonbon würde ich sogar ein Gedicht aufsagen“, beteuerte Katja mit naivem Augenaufschlag. „Es ist aber auf Deutsch...“
    „Nur zu, nur zu, mein Kleines!“ dröhnte der Santa Claus mit verstellter Stimme, um auf die Kinder Eindruck zu machen.
    Katja stellte sich vorsichtshalber hinter die Kleinen, um nicht in Reichweite seiner Arme zu sein. „Frau Urschel teilte Freud und Leid mit ihrer lieben Kuh“, begann sie und folgte mit den Augen Susan, die mit dem Plastikbecher in der Hand vorsichtig von hinten an den Weihnachtsmann-Darsteller heran trat. „...mit ihrer lieben Kuh“, wiederholte Katja. „Sie lebten in Herzeinigkeit, ganz wie auf du und du...“
    Jetzt hob Susan die Hand und goß mit einem Schwung die scharfe Flüssigkeit in den nach hinten weit abstehenden Ausschnitt des Kostüms. Es ging so schnell, daß nicht einmal Katja es richtig mitbekommen hatte. Ebenso schnell verdrückte sich Susan und war gleich darauf um die Hausecke verschwunden.
    Zunächst fühlte der Überlistete nur etwas Feuchtes, das ihm den Rücken hinunterlief. Erstaunt blickte er nach oben und sah wohl, daß von einzelnen Eiszapfen dicke Wassertropfen herunterfielen. Er trat einen Schritt vor und war zunächst beruhigt. Doch dann begann die Medizin zu wirken. Seine Augen weiteten sich ungläubig, und er tastete seinen Rücken ab. Es brannte wie Feuer, und je mehr er rieb, desto schlimmer wurde es!
    „Den Rest des Gedichts habe ich vergessen, tut mir leid!“ sagte Katja und ging eilig davon, gefolgt von Carol, die sich kaum das Lachen verkneifen konnte. Sekunden später waren sie am Wagen, wo Susan schon auf sie wartete. Von dem Santa Claus war weit und breit nichts mehr zu sehen, er hatte die Flucht ergriffen. Die Mädchen lachten noch, als Clare und Bob Simonson zum Parkplatz zurückkehrten.
    Als sie die Fahrt fortsetzten, überfiel die Mädchen plötzlich bleierne Müdigkeit. Clare Simonson saß jetzt am Steuer, ihr Mann hatte es sich auf dem Beifahrersitz bequem gemacht und war sofort eingeschlafen. Sein tiefes Schnarchen trug dazu bei, daß die Mädchen noch eine Weile kicherten und glucksten. Sie warfen sich amüsierte Blicke zu und machten sich Zeichen. Aber es dauerte nicht lange, da fielen auch Susan die Augen zu, ihr Kopf sank an Katjas Schulter, und sie war eingeschlafen. Auf der anderen Seite rollte sich Carol neben Katja zusammen wie eine Katze. Sie gähnte herzhaft und schloß ebenfalls die Augen.
    Katja befand sich in einem seltsamen Schwebezustand. Die ersten Stunden nach ihrer Landung waren so turbulent gewesen, daß sie kaum eine Minute zum Nachdenken gekommen war. Jetzt sah sie auf den dunkelbraunen, gelockten Schopf von Susan hinunter und auf die seidigen, blonden Haare von Carol, die wie ein Vorhang ihr Gesicht bedeckten, und dachte: Ich bin tatsächlich hier. Ich

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