Mit 11 erobert man die Welt
neckte Carol ihn.
„Ich jedenfalls hab keine Lust, nachts im Wald herumzuirren“, sagte Randy und klopfte sich den Schnee von der Mütze. „So gut kenn ich mich nun auch wieder nicht aus. Und bei minus vierzig Grad im Freien übernachten? Und mit den Wölfen um die Wette heulen? Da weiß ich was Besseres.“
„Okay, okay, aber erst machen wir Pause! Wir haben noch jede Menge Zeit“, protestierte Susan. „Paul, gib mal die Coladosen aus deinem Rucksack. Carol hat Kekse und Chips mit, und ich habe Obst, falls jemand einen Apfel oder eine Orange möchte.“
Sie fanden einen windgeschützten Platz in der Sonne, breiteten ihre Schätze auf einem flachen, aus dem Schnee ragenden Felsen aus und teilten sie unter sich auf.
„Vorhin war mir so heiß vom Laufen, jetzt wird es verdammt kühl“, stellte Katja fest. „Ich finde, wir sollten uns wieder auf den Weg machen, damit... He, was machst du denn, Paul! Nicht den Abfall einfach in die Gegend schmeißen, das verrottet doch nicht!“ unterbrach sie sich. „Gib her, ich tu das in meinen Rucksack.“
Susan, die von ihrem Vater einiges über Ökologie gelernt hatte, war eigentlich auch dieser Meinung. Doch daß Katja ihren angebeteten Paul attackierte, paßte ihr gar nicht. Giftig fuhr sie die Freundin an: „Nun hab dich doch nicht so! Wegen dem bißchen Zeug da! Das kann dir doch egal sein.“
„Ist es mir aber nicht.“
Schweigend sammelte Katja Dosen, Papier und Plastiktüten zusammen und steckte sie in ihren Rucksack. Schließlich bückten sich auch Carol und Randy nach den Überresten und halfen ihr.
„Also los, dann kommt!“ kommandierte Randy. „Machen wir uns auf den Heimweg.“
Daß sie zuvor die ganze Zeit leicht bergab geglitten waren, merkten sie jetzt. Sie kamen nur noch langsam voran und mußten sich tüchtig anstrengen, um die Strecke zu bewältigen. Als sie endlich den Waldrand erreichten, waren sie völlig erschöpft, und die Sonne stand bereits tief am Himmel.
„Na kommt, die letzte Strecke schaffen wir auch noch“, munterte Randy seine Mannschaft auf und fuhr voraus. Im Wald wurde es bereits dämmrig.
Paul und Susan waren die ganze Zeit ein Stück hinter den anderen zurückgeblieben. Sei es nun, daß sie sauer auf Katja waren, sei es, daß sie allein sein wollten, jedenfalls trotteten sie mit deutlichem Abstand hinter den Freunden her. Randy bildete den Kopf der Gruppe, dicht gefolgt von Katja und Carol.
Plötzlich hörten sie hinter sich einen schrillen Schrei. Es war Susan, die sie nun, mit Paul um die Wette laufend, mit letzter Kraft einholte. „Wölfe!“ keuchte sie. „Schnell, wir müssen uns in Sicherheit bringen, hinter uns sind Wölfe. Ich habe sie gesehen, mehrere, ein ganzes Rudel.“
Zeit, Fragen zu stellen oder auf das nahende Rudel zu horchen, blieb da nicht. Blitzschnell lösten sie die Ski mitsamt den Stiefeln von ihren Füßen und kletterten auf Socken, hastig und so gut es eben ging, auf die nahestehenden Bäume.
Katja zitterten die Knie so, daß sie kaum fähig war, sich an den Ästen abzustützen. Wie ein Affe umklammerte sie den Stamm der Fichte und versuchte, irgendwie Halt zu finden. Auf das Schlimmste gefaßt, schloß sie die Augen und biß die Zähne zusammen. In dieser Stellung konnte sie es kaum zwei Minuten aushalten. Doch wenn sie losließ, würde sie hinunterstürzen, dem Leitwolf genau vor die Nase.
Aber die erwartete Katastrophe blieb aus. Statt des heiseren Bellens der Wölfe näherte sich ein Geräusch wie vom Bimmeln kleiner Glocken oder vom Klirren von Metall. Und da waren sie auch schon, hintereinander kamen sie den Trail herauf, drei Hundeschlitten, jeder mit vier Huskies bespannt und von Frauen gelenkt. Und wie ein Spuk waren sie vorüber, ehe Katja recht wußte, wie ihr geschah.
Benommen plumpste sie von ihrem Baum in den Schnee und schlüpfte mit nassen Socken in die Stiefel. Auch von den anderen sagte keiner ein Wort. Susan senkte beschämt den Kopf. So eine Blamage! Sie hatte nur einen kurzen Blick zurückgeworfen und die heranhetzenden Wolfsgesichter gesehen. Die Schlitten dahinter waren ihr entgangen!
Doch sie hörte von den Freunden keine Vorwürfe. Der Schreck war ihnen allen so in die Glieder gefahren, daß sie sich nur noch eines wünschten: so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. In der Dämmerung war die Verwechslung nur allzu verständlich, jedem von ihnen hätte das gleiche passieren können.
Durch das Erlebnis aufgeschreckt und erleichtert, daß alles so glimpflich
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