Mit 17 setzt man auf die Liebe
„Hallo!“ oder „Servus!“ waren alles. Nicola blieb etwas länger.
„Das ist ja Spitze! Könnt ihr mein Rad nicht auch reparieren? Es ist kurz vorm Verrecken. Natürlich nur, wenn ihr Zeit habt. Ich helfe euch dafür beim Streichen.“
„Okay. Morgen, ja?“
„Super.“
Das Eis schmolz ganz allmählich. Hanno und Bulli richteten sich in der Werkstatt ein. Kein prügelnder Vater, keine zeternde Mutter konnten ihnen hier auf den Pelz rücken. Die anderen erkannten sie an. Und viel Spaß gab es obendrein.
Hermann und der Vollmond
Es war nicht mehr zu übersehen, daß mit Celia eine Veränderung vorging. Sie war seltsam verträumt und schweigsam, kicherte plötzlich ohne ersichtlichen Grund, errötete bei jeder Gelegenheit, hörte nicht zu, wenn man mit ihr sprach und lag stundenlang auf ihrem Bett, die Augen starr zur Decke gerichtet, und hörte klassische Musik. Sie telefonierte oft und lange - angeblich mit einer Freundin -, aber wenn die anderen ins Zimmer kamen, wurde sie merkwürdig einsilbig am Apparat und hängte bald ein.
„Ich möchte zu gerne wissen, wer es ist!“ sagte Katja zu Klaus. „Daß meine kleine Schwester gewaltig verliebt ist, daran gibt es wohl keinen Zweifel!“
Eines Abends kam ihnen der Zufall zu Hilfe.
Gewöhnlich brachen Mami und Papi - oder einer von beiden -kurz vor dem Schlafengehen noch zu einem kleinen Spaziergang auf, um Hermann Gassi zu führen. Waren Mami und Papi einmal ausgegangen, übernahmen Katja und Klaus diese Aufgabe.
So auch an diesem Abend. Es war ein heißer Frühsommertag gewesen, die Luft war mild, der Mond schien, und von den Terrassen der umliegenden Häuser hörte man Schwatzen, Lachen und leises Gläserklingen. Irgendwo balgten sich kreischend zwei
Kater, in der Ferne schrie ein Käuzchen.
Katja und Klaus kamen von ihrem Rundgang mit Hermann zurück und standen noch einen Augenblick vor der Haustür des Funkeschen Hauses. Die Fenster waren dunkel, Luischen war bereits schlafen gegangen. Onkel Edi, den sein Beruf als Gartenbauer um diese Jahreszeit bereits um fünf Uhr früh auf den Beinen sein ließ, ging ohnehin früh zu Bett.
„Ein Jammer!“ seufzte Klaus.
„Was?“
„Jetzt schon schlafen zu gehen. Man sollte die ganze Nacht aufbleiben, den Vollmond anschauen und sich zärtliche Sachen sagen!“
„Ich wußte gar nicht, daß du so romantisch bist. Aber du hast recht. Ich finde es auch schade, jetzt reingehen zu müssen. Komm, setzen wir uns noch ein bißchen auf die dunkle Terrasse und schauen in die Sterne. Wie ein uraltes Ehepaar.“
„Ja, meine Liebe, tun wir das“, sagte Klaus todernst. „Und sprechen wir über unsere Kinder und Enkelkinder.“
Hermann war es zufrieden. Er kuschelte sich Katja zu Füßen auf den Rasen, döste vor sich hin und war bald eingeschlafen. Katja und Klaus hielten sich bei der Hand und schwiegen, glücklich und ein wenig schläfrig.
„He!“ wisperte Klaus plötzlich. „Sieh mal da rüber!“
„Wo?“
„Da, vor eurem Grundstück! Hinter dem Jasminbusch, da steht jemand!“
„Meinst du, es ist ein Einbrecher?“
„Solange er noch auf der Straße steht, kann man das schlecht behaupten. Aber er starrt die ganze Zeit zum Haus rüber!“
„Und Hermann pennt natürlich, typisch!“
„Vielleicht ist es ein Verehrer von dir?“ fragte Klaus.
„Klar doch! Mein heimlicher Liebhaber! Hab ganz vergessen, daß ich ihn für heute nacht bestellt hatte!“ flüsterte Katja kichernd.
„Wie gedankenlos von mir!“
Jetzt erklang das Quaken eines Frosches.
„Ein Frosch! Unter dem Jasmin! Was Besseres ist dem Jungen wohl nicht eingefallen! Seit wann läßt du dich durch Froschquaken betören?“
„Quatsch. Ich möchte wirklich gern wissen, wer das ist!“ wisperte Katja. „Soll ich mal hingehen?“
„Kommt nicht in Frage! Wenn einer geht, dann ich! Dem soll doch sein Frosch im Hals steckenbleiben!“
„Glaubst du im Ernst, der will etwas von mir?“
„Weiß ich’s? Vielleicht einer deiner Tanzpartner oder einer der Werbefilmtypen.“
„Die werden sich unter mein Fenster stellen und einen Frosch imitieren! Du hast Nerven!“ spottete Katja.
„Entschuldige, ich habe mich geirrt. Du warst gar nicht gemeint. Deine kleine Schwester ist die Glückliche.“
„Was?“
„Pst! Sie steigt gerade aus dem Fenster!“
„Na, der werde ich was erzählen!“
Katja wollte aufspringen, aber Klaus hielt sie fest.
„Nun warte doch erst mal ab! Spiel hier nicht den Moralapostel, noch ist gar nichts
Weitere Kostenlose Bücher