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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Ulrike, die einige
Platten auf dem Buffet arrangierte. In den vergangenen Tagen war sie regelrecht
aufgeblüht, sie hatte viel häufiger gelacht als noch zu Beginn und Bea hatte den
Eindruck, dass die Trennung von Claus ihr unglaublich gut tat. In ihrem wippenden
braunen Rock und der hellen Bluse, die gut zu ihren haselnussbraunen Augen passte,
strahlte Ulrike eine ungeheuere Energie aus, die sie einige Jahre jünger wirken
ließ. Selbst ihre blonden Locken wirkten beschwingt. Wenn die Trennung vom Ehemann
sich so äußert, sollten viel mehr Frauen diesen Schritt wagen, dachte Bea und blinzelte.
    Leider hatte
es in den letzten zwei Wochen nicht nur zwischen ihr und Bruni leichte Spannungen
gegeben. Die Freundin hatte jede Gelegenheit genutzt, um für ihren Artikel zu recherchieren,
was zu Lasten der gemeinsamen Vorbereitungen gegangen war, und auch Caro hatte sich
ihres Erachtens vor der Arbeit gedrückt, denn sie hatte mehr Zeit im Garten verbracht
als nötig. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass die meiste Arbeit auf Ulrike und ihr
sitzen blieb, und irgendwann war ihr schließlich der Kragen geplatzt. Bea nahm einen
Schluck Wasser und setzte das Glas vorsichtig zurück auf den Tisch. Letztendlich
hatte der Streit aber auch sein Gutes gehabt. Ein reinigendes Gewitter, das neue
Frische und Klarheit brachte, und hinterher hatten sie besser zusammengearbeitet
als zuvor.
    Sie dachte
daran, wie sie sich kennengelernt hatten, vor knapp fünf Jahren. An einem drückend
schwülen Sommerabend war sie mit Caro, die sie schon seit der Schulzeit kannte,
am Rheinufer in Rodenkirchen joggen gewesen. Die schwüle Luft an jenem Tag hatte
das Atmen erschwert, die Gliedmaßen hatten sich angefühlt wie Blei, und der Schweiß
war ihnen über Gesicht und Beine geronnen. Es war ein Abend gewesen, an dem man
besser bewegungslos irgendwo im Grünen gesessen hätte, einen fruchtigen Strawberry
Margherita in der Hand. Sie erinnerte sich noch genau, dass sie sich damals gefragt
hatte, warum sie sich in dieser Hitze selbst quälte, doch heute war sie mehr als
froh darüber. Andernfalls hätten sie Ulrike und Bruni vermutlich nie getroffen.
Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht.
    Der Aufprall
war so heftig gewesen, dass sie gestolpert und hingefallen war, und sie hatte Caro
gleich mitgerissen. Keine von ihnen hatte die Hunde, die auf der Jagd nach einem
Vogel aus dem Gebüsch geprescht kamen, kommen sehen und beinahe wäre die Situation
eskaliert. Statt jedoch in einem üblen Streit zu enden, hatte sich alles auf wundersame
Weise ins Positive verkehrt, und bis heute fragte sie sich, wie es überhaupt dazu
gekommen war. Welcher Bruchteil einer Sekunde alles geändert hatte, wessen Blick,
welches Lächeln, aber auf einmal hatten die Hundebesitzerinnen, Caro und sie auf
der Terrasse im Rodenkirchener ›Kahlshof‹ gesessen, Kölsch getrunken, die Köter
gestreichelt, zusammen gelacht und den Blick auf den träge dahin fließenden Rhein
genossen. Und bei diesem einen Abend war es nicht geblieben.
    »Langsam
könnten die Gäste aber kommen.« Brunis Stimme unterbrach Beas Gedanken, sie klang
nervös. Mit verbissenem Gesichtsausdruck polierte sie hinter der Theke so nachdrücklich
ein Glas, dass Bea fürchtete, es würde jeden Augenblick zerbrechen. Bea sah auf
die Uhr, es war bereits Viertel nach 11. »Allerdings. Wo bleiben sie denn?«
    »Schätze,
die haben zu viele Maibäume aufgestellt vergangene Nacht«, mutmaßte Caro.
    »Die Junggesellen
vielleicht, aber die anderen?«, erwiderte Ulrike.
    »Sind noch
in der Kirche«, sagte Caro knapp.
    »Sicher
nicht.« Bea sah aus dem Fenster und bemerkte eine Gruppe Menschen, die vor der Kirche
stand und die Köpfe zusammensteckte. Einer von ihnen sah neugierig zu ihnen herüber.
»Um 11 Uhr ist der Gottesdienst vorbei. Wer wollte, hätte längst hier sein können.«
    »Sie lassen
sich eben Zeit«, sagte Bruni und legte das Geschirrtuch beiseite. »So demonstriert
man Gelassenheit und Unabhängigkeit. Vielleicht wollen sie uns zu verstehen geben,
dass wir so wichtig für Altenahr nun auch nicht sind.«
    »Hm.« Dieser
Gedanke behagte Bea überhaupt nicht.
    Bruni legte
das Geschirrtuch aus der Hand und starrte aus dem Fenster. Ulrike setzte sich auf
einen Barhocker und während sie nervös an einer ihrer Locken knabberte, ließen Caro
und Bea sich auf eine Sitzbank fallen. Bei jedem lauteren Geräusch, das zu ihnen
hereindrang, sahen sie zur Tür, aber sie blieb geschlossen. Niemand kam. Inzwischen
war es

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