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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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zu sehen.
    »Sie nehmen
sich immer mehr raus, mir wird das langsam zu bunt.« Ines Schmitz verzog ärgerlich
das Gesicht.
    »Alle mal
herhören, bitte!« Bürgermeister Hubertus Hohenstein, der soeben eingetroffen war,
sah mit hektischen Blicken in die Menge. »Meines Wissens wurde nie eine Baugenehmigung
erteilt, lange wird dieser Tempel also nicht hier stehen.«
    »Dann reißen
wir ihn doch gleich ab«, schrie jemand.
    »Das geht
noch schneller als ihn aufzubauen! Die werden staunen«, geiferte ein anderer.
    »Wer macht
mit? Ich bin dabei«, rief Volker Stur und krempelte sich entschlossen die Ärmel
hoch, so als wolle er gleich anfangen. Sein Sohn Ben, der neben ihm stand, funkelte
den Vater an. Die beiden stritten, aber so sehr Caro sich auch darum bemühte, sie
verstand kein Wort. Es war mittlerweile zu laut geworden um sie herum.
    »Beruhigt
euch!« Die Stimme des Bürgermeisters klang autoritär. »Ruhe, habe ich gesagt!« Er
sah in die Menge und machte eine eindrucksvolle Kunstpause, bevor er weitersprach.
»Damit kommen die Wangs nicht durch. Aber …« Er machte eine ausladende Handbewegung:
»Wir regeln das auf korrektem Weg. Keiner legt hier Hand an. Und die Wangs lasst
ihr auch in Ruhe.« Das war ein Befehl.
    Ein missmutiges
Murmeln erklang und der Bürgermeister rief: »Es ist mein Ernst. Niemand tut etwas
Unüberlegtes!«
    »Sollen
sie sich doch endlich zeigen!«, rief Bens Vater. Er drückte mehrfach auf den Klingelknopf,
aber die Haustür der Chinesen blieb verschlossen. Nichts regte sich in ihrem Haus.
Bruni fragte sich, von wo aus sie das Geschehen wohl beobachteten.
    » Ich finde den Tempel supergeil .« Ben Stur hatte die Stimme erhoben und sah seinen
Vater herausfordernd an.
    »Spinnst
du?«, mischte sich ein Jugendlicher ein, der mit Ben zusammen im Fußballverein war.
    »Der hat
sie ja nicht mehr alle«, sagte ein Mädchen, ebenfalls in Bens Alter.
    Jetzt ergriff
Bea das Wort. »Der Tempel muss stehen bleiben. Er ist Zeichen des chinesischen Kulturerbes,
das auch in Altenahr seine Existenzberechtigung hat!«
    Caro, Ulrike
und Bruni klatschten.
    »Ihr vier
Weiber habt euch doch sowieso schon mit den Schlitzaugen eingelassen, stimmt’s?«
    »Sie haben
ganz recht, die Familie Wang und wir verstehen uns gut«, erwiderte Bruni scharf.
    »Das Problem
ist nur, dass er illegal hier steht, und wir müssen das eine vom anderen trennen«,
erläuterte der Bürgermeister und ergänzte: »Wir haben nichts gegen fremde Kulturen
oder fremde Religionen, aber wir haben etwas gegen illegale Aktionen. Außerdem haben
wir eine Verantwortung.« Er sah sich um. »Wir haben die Verantwortung, das Brauchtum
unseres schönen Ortes an der Ahr nicht von fremden Sitten untergraben zu lassen.«
    »Jawoll«,
tönte es zustimmend von allen Seiten.
    »Eine Baugenehmigung
hätten die Wangs doch nie gekriegt«, schrie Ben Stur aufgebracht. Er hatte sich
von seinen Eltern entfernt und stand nun bei Caro und ihren Freundinnen. »Hier wird
mit zweierlei Maß gemessen, oder stimmt das etwa nicht?«
    Der Bürgermeister
ging auf seinen Einwand zunächst nicht ein, überlegte es sich dann aber anders.
»Was beschlossen worden wäre, ist reine Spekulation, aber eins steht fest: Mit dieser
Aktion haben sich die Chancen, dass der Tempel der Wangs stehen bleibt, nicht gerade
verbessert. Da haben sie sich schlicht und ergreifend verkalkuliert. Sie haben einen
Fehler gemacht. Einen gravierenden Fehler.«

20
     
    Erst gegen 10 Uhr, als der Bürgersteig
vor dem Haus der Wangs endlich wieder leer war, wurden die Fensterklappen mit einem
Ruck geöffnet. Kurze Zeit später trat Zhang Liu, Wang Sans und Mei Lings Mutter,
aus dem Haus, in der Hand balancierte sie eine Schüssel. Sie sah sich nicht um,
sondern ging geradewegs zu dem kleinen, neu angelegten Teich, in den sie die Schüssel
leerte. Etwas Dunkles, Glitschiges schwappte heraus, und Bruni, die den Eingangsbereich
des ›Ahrstübchens‹ fegte und hinüber blickte, meinte zu erkennen, dass es ein Fisch
gewesen war.
    »Guten Morgen,
Zhang Liu, einen schönen Tempel haben Sie da gebaut«, rief sie hinüber.
    Zhang Liu
lächelte, dabei verbeugte sie sich leicht. »Freut mich, wenn er Ihnen gefällt, tai
keqi!« (Zu freundlich.)
    Bruni lächelte.
Die Höflichkeit der Chinesen war bemerkenswert. Aus dem Haus der Wangs traten nun
auch Lao Wang und Wang San.
    »Wie habt
ihr das nur hingekriegt über Nacht? Guten Morgen«, rief Bruni gut gelaunt hinüber.
    Wang San
grinste und blieb etwas

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