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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Klingen brachte, dann diese. Doch schrieb
man die Farbe Blau nicht eher kopflastigen Menschen zu? Bruni lächelte. Eigentlich
war heute ein Tag für Orange.
    »Für die
Arbeit im Restaurant müssen wir vermutlich bald noch jemanden einstellen.«
    Sie musterte
Wang San. »Was hältst du von Jobsharing?«, fragte sie.
    Er wandte
den Kopf. »Jobsharing?«
    »Zwei Betriebe
teilen sich eine Arbeitskraft.«
    »Das weiß
ich. Na, und?«
    »Wir könnten
uns John teilen.«
     Wang San
zögerte einen Moment. »Keine schlechte Idee. Ich werde es mit Wang Yi und unserem
Vater besprechen.«
    »Gut.«
    Er ließ
seinen Oberkörper wieder auf die Wiese sinken und beobachtete den Grünfink, der
direkt über ihnen auf einem Ast saß. »Bruni?«
    »Ja?«
    »Mit Caro,
das tut mir leid.« Er hielt den Blick immer noch gen Himmel gewandt.
    Sie schluckte.
»Schon gut, es braucht dir nicht leid zu tun.« Nur wenige Sekunden später fragte
sie nach: »Was überhaupt?«
    »Ich wollte
dich nicht verletzen, es ist nur …«
    »Ja?«
    »Ach, nichts.«
    Nun ließ
auch Bruni sich wieder ganz zurück auf ihre Jacke fallen.
    »Wann habt
ihr das letzte Mal zusammen getanzt?«, fragte sie, und sie hätte sich im selben
Moment für diese Indiskretion die Zunge abbeißen mögen.
    »Seit dem
Abend, als du im Western Saloon warst, haben wir es nicht mehr getan.«
    Sie biss
sich auf die Lippen.
    »Ich war
nicht mehr im Western Saloon «, versicherte Wang San.
    »Warum nicht?«
Bruni spürte einen heißen Knoten im Bauch.
    »Keine Lust.«
    Über ihr
Gesicht glitt ein Lächeln, doch als würde der Teufel sie reiten, hörte sie sich
sagen: »Dann solltest du aber ganz schnell wieder dorthin.«

50
     
    Sie trafen sich außerhalb der Bürgersprechstunde,
und Hubertus Hohenstein reichte Johannes Frier und Dieter Schmitz eine Tasse mit
frisch aufgebrühtem Kaffee. Beide hatten in seinem Büro auf zwei klapprigen Stühlen
vor dem wuchtigen Eichenschreibtisch Platz genommen, der so aussah, als stamme er
aus den 50er-Jahren, und der für jedermann sichtbar die Spuren einer bewegten Vergangenheit
trug. Unzählige feine Risse, gefüllt mit Staub und Schmutz, hatten ihn im Laufe
der Jahrzehnte gezeichnet. An der einen oder anderen Stelle waren blaue Kugelschreiberspuren
und helle, kreisrunde Ringe sichtbar, wie feuchte Gläser sie auf Holz hinterließen.
An diesem Schreibtisch ist schon viel passiert, dachte Johannes Frier.
    »Die Bürgerinitiative
hat fast 1.000 Unterschriften gesammelt. Hört sich im ersten Moment nicht wirklich
großartig an, aber wenn man bedenkt, dass die Ortsgemeinde Altenahr nur knapp 1.700
Einwohner hat, ist die Zahl beachtlich«, meinte er zum Bürgermeister gewandt und
strich sich über die grüne Arbeitshose, die etwas knapp saß und über den Schenkeln
spannte. Er hatte vor, nach dem Gespräch die Bäume im Wald hinter Burgsahr zu kennzeichnen,
die demnächst gefällt werden sollten.
    »Die Kreisverwaltung
ist und bleibt, wie es aussieht, aller Unterschriften zum Trotz gegen den Bau des
Tempels«, erklärte Hubertus Hohenstein mit ruhiger Stimme und nahm einen Schluck
von dem Kaffee, doch der war so heiß, dass er sich beinahe die Zunge daran verbrannte.
Vorsichtig setzte er die Tasse wieder ab.
    »Vielleicht
lässt sich daran ja noch etwas ändern«, entgegnete Dieter Schmitz.
    »Glaube
ich nicht, aber wie kommst du darauf?« Der Bürgermeister war erstaunt.
    »Wir haben
vor, ein paar Gespräche zu führen.« Dieter Schmitz und Johannes Frier schauten sich
an.
    »Wie meinst
du das?«
    »Johannes
und ich werden uns dafür einsetzen, dass im Rechtsausschuss doch noch für den Tempel gestimmt wird«, erklärte Dieter Schmitz, dessen stoppelkurzes
Haar durch die pralle Sonne der letzten Wochen ausgeblichen war.
    Hubertus
Hohenstein hob erstaunt die Augenbrauen. »So? Und wie wollt ihr das anstellen?«
Sein Blick ging vom einen zum anderen.
    »Ganz einfach«,
übernahm Johannes Frier das Wort. »Wir suchen die Mitglieder des Ausschusses auf
und reden mit ihnen, ganz privat.«
    »Völlig
informell«, ergänzte Dieter Schmitz.
    Hubertus
Hohenstein nickte bedächtig.
    »Das könntest
du übrigens auch tun«, äußerte Dieter Schmitz, und seine Stimme klang fest.
    Der Bürgermeister
schwieg. Ja, er könnte es auch tun, da hatte Dieter Schmitz recht. Aber wollte er es auch tun? Er war unentschlossen. Einerseits gönnte er den Chinesen ihren
Tempel, nach dem feigen Anschlag sowieso, andererseits gingen sie und ihre unzähligen
Landesgenossen ihm auf

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