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Mit 50 hat man noch Träume

Mit 50 hat man noch Träume

Titel: Mit 50 hat man noch Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bärbel Böcker
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Händen. Traditionell denkende Chinesen verschenkten Topfblumen,
denn sie trugen das Leben in sich.
    Lao Wangs
Frau verneigte sich, nahm den Strauß entgegen und bedankte sich höflich.
    »Bitte setzen
Sie sich doch. Möchten Sie einen Tee trinken?«, fragte Wang San.
    Der Bürgermeister
nickte. »Gern. Haben Sie auch grünen Tee?«
    »Sicher.«
Wang San ging lächelnd über den zweiten Fehltritt des Gastes hinweg, den er sich
innerhalb kurzer Zeit geleistet hatte. Sie fanden es unhöflich, einen Wunsch zu
äußern, wenn man Gast war und die Gastgeber nicht ausgesprochen gut kannte. Bescheidenheit
ist eine Tugend , dachte er und rief auf Chinesisch etwas über die Schulter in
die Küche. Dann nahmen sie alle an einem Tisch Platz, über dem eine rote, mit schwarzen
Schriftzeichen versehene Papierlampe baumelte.
    »Die Brandstifter
sind gefasst«, erklärte der Bürgermeister ohne Umschweife. »Ich habe es vorhin von
der Kripo erfahren und die Erlaubnis erhalten, Ihnen die Nachricht zu überbringen.
Die Polizei wird sich noch bei Ihnen melden.«
    Zhang Liu
griff sich an die Brust.
    »Wer war
es?«, fragten Lao Wang und Wang San gebannt wie aus einem Munde.
    »Zwei Jungen
aus dem Ort, beide 17 Jahre alt.«
    »Wie heißen
sie?«, wollte Wang San wissen. Er bemerkte, dass er zu zittern begann.
    »Frank und
Thorsten Maar.«
    »Die Söhne
von Dorothée Maar?« Wang San war entsetzt. »Aber, ich verstehe das nicht, sie ist
immer so freundlich zu uns gewesen.«
    »Wir alle
verstehen es nicht«, sagte der Bürgermeister. »Fakt ist aber, dass ihre Söhne gestanden
haben. Die Jungen sind dafür bekannt, dass sie sich in rechten Kreisen bewegen.«
    Mit weit
aufgerissenen Augen sahen ihn die Chinesen an. Keiner sagte etwas.
    »Es gibt
keinen Zweifel.« Der Bürgermeister hielt einen Moment inne, bevor er weitersprach.
»Außerdem hat Ben Stur die beiden vor zwei Tagen spätabends dabei überrascht, wie
sie Ihre Buddhastatue demolieren wollten. Er hat sie gleich erkannt.«
    Mei Ling
brachte den grünen Tee, schenkte dem Bürgermeister ein, und setzte sich an den Tisch.
    »Sie haben
den Molotowcocktail bei sich zu Hause im Keller gebastelt«, erläuterte der Bürgermeister
und nahm einen Schluck von dem heißen Getränk, das ihm in einer blauen Porzellanschale
serviert worden war. »Die Zutaten dafür hatten sie im Internet bestellt.«
    Die Chinesen
schwiegen immer noch, jeder von ihnen hing seinen Gedanken nach.
    »Was hat
denn Ben Stur auf unserem Hof zu suchen gehabt?«, fragte Mei Ling. Sie hatte ihn
hin und wieder bei ihren Freundinnen im ›Ahrstübchen‹ getroffen, und er war ihr
auf Anhieb sympathisch gewesen.
    »Er wollte
ein paar Weihrauchstäbchen anzünden.«
    »Das kann
er doch auch am helllichten Tage tun«, sagte Lao Wang und schüttelte den Kopf. »Jeder
kann das tun«, fügte er hinzu und sagte: »Jeder, dem danach zumute ist.«
    »Immerhin,
gut, dass er da war«, sagte Wang San. »Sonst wäre inzwischen wohl auch die Statue
hin.«
    Der Bürgermeister
nickte und schlürfte seinen Tee. Das heiße Getränk verströmte einen feinen, blumigen
Duft.
    Nach einer
Weile setzte er die Schale ab. »Ich bin aber auch noch aus einem anderen Grund zu
Ihnen gekommen.«
    »Ja?«
    »Ich möchte
Ihnen gern etwas übergeben.«
    Die Chinesen
lächelten ihn an.
    »Würden
Sie erlauben, dass wir die Übergabe fotografieren? Vielleicht dort drüben?«
    Der Bürgermeister
tat so, als bemerke er die verwunderten Blicke der Wangs nicht und zeigte auf das
eine Bild an der Wand. »Das ist doch ein schöner Hintergrund, kommen Sie …« Er erhob
sich von seinem Platz und winkte dem Fotografen.
    Wang San,
seine Eltern und seine Schwester zögerten etwas, folgten dann aber seiner Aufforderung
und stellten sich unter dem Bild, auf dem der Huang Shan, der gelbe Berg, im Morgenrot
leuchtete, in Positur. Der Fotograf und der Journalist bezogen Stellung, und unter
dem Blitz des Fotoapparates hub der Bürgermeister zu einer kleinen Rede an.
    »Liebe Familie
Wang«, sagte er und lächelte über das ganze Gesicht. »Zur Entschädigung all Ihrer
Unannehmlichkeiten infolge des Brandanschlags auf Ihren Tempel, und als kleine Hilfe
für die Zeit, in der Sie keine Einnahmen hatten, möchte ich Ihnen im Namen der Gemeinde
einen Scheck überreichen und Ihnen versichern, dass uns die Vorfälle außerordentlich
leidtun.«
    Bei diesen
Worten zog Hubertus Hohenstein ein Stück Papier aus der Tasche und überreichte es
Lao Wang, der sich höflich bedankte und

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