Mit 50 hat man noch Träume
sich,
woher er eigentlich die Zeit zum Sonnenbaden nahm. Er trug eine schwarze Jeans,
dazu ein königsblaues Hemd, dessen Stoff so edel aussah, dass sie fast sicher war,
dass er es in Italien bei seinem Lieblingsschneider hatte anfertigen lassen. Vielleicht
trug er auch die passende Unterhose dazu, die er in der Regel bei ›Intimissimo‹
einkaufte. Zweimal im Jahr gönnte er sich den Spaß und flog zum Shoppen für ein
verlängertes Wochenende nach Mailand. Es war das Vergnügen eines Mannes in den mittleren
Jahren, der es sich leisten konnte. Wer viel arbeitet, sagte er immer, muss sich
auch etwas gönnen dürfen. Hin und wieder mietete er auch einen Helikopter und zeigte
seinen Geschäftskunden oder guten Freunden Köln von oben.
Im Zentrum
der Wohnung befand sich eine ultramoderne, große Designerküche, die in einen Wohnbereich
überging, in dem mehrere hellbeige Sofas standen. An den Wänden hingen Bilder der
›Jungen Wilden‹, und Bea hatte bis heute nicht zu schätzen gewagt, welcher Wert
sich in der Einrichtung und vor allem in der Kunst verbarg. Best Promotion war
eine Goldgrube, daran war nicht zu zweifeln, und Frank war der Prototyp des erfolgreichen,
selbstzufriedenen Geschäftsmannes. Sie seufzte leise. Das ›Ahrstübchen‹ brachte
ihr bislang nur Peanuts ein.
»Grüß dich.
Super schaust du aus«, sagte Frank gut aufgelegt und hielt ihre Hände etwas länger
als nötig fest.
»Du aber
auch«, erwiderte sie, entzog sich ihm rasch und überreichte ihm die Kühltruhe. »Du
wirst bald keine anderen Würstchen mehr wollen. Wir grillen doch?«, fragte sie.
»Sicher.
Ich weiß ja, worauf du dich den ganzen Tag schon gefreut hast«, erwiderte er und
lachte. »Komm, lass uns hinausgehen.«
Sie folgte
ihm auf die Dachterrasse, deren Bäume, Büsche, Gräser und Blumen sich dank eines
ausgeklügelten Bewässerungssystems einer Üppigkeit erfreuten, die sie in Erstaunen
versetzte.
»Aperol,
Schampus, Campari?«, fragte er und fügte hinzu: »Oder doch lieber ein Gläschen Noilly
Prat?«
»Aperol
mit Soda und dem Saft einer halben Zitrone, bitte«, antwortete sie und machte es
sich in einem der weiß lackierten, massiven Holzsessel bequem, auf denen grüne Auflagen
für einen weichen Sitz sorgten. Ein schräg über die Terrasse gespanntes Sonnensegel
schützte sie vor der zwar milden, aber immer noch heißen Glut der Abendsonne.
Während
er mit Flaschen und Gläsern hantierte und Eiswürfel hineinfüllte, beobachtete sie
ihn. Der Bauch über seinem Gürtel war noch etwas praller geworden, seit sie ihn
das letzte Mal gesehen hatte. Das liegt am Kölsch, am Wein und dem vielen Käse,
dachte sie und lächelte unbewusst. Wenigstens legten auch die meisten Männer an
Gewicht zu, wenn sie älter wurden, sogar einige Jahre früher als Frauen. Im Geiste
verglich sie ihn mit Johannes, der wesentlich muskulöser war als Frank, aber im
Gegensatz zu ihm arbeitete er auch körperlich, und das konnte man sehen.
»Wie läuft’s
denn so im ›Ahrstübchen‹?«
»Immer besser«,
antwortete Bea und nahm das Glas mit der roten Flüssigkeit entgegen. In der Tat
machten sie inzwischen von Woche zu Woche mehr Umsatz.
»Das freut
mich zu hören«, meinte er und sah sie prüfend an. »Na dann, auf die Geschäfte unseres
Lebens.«
Sie prosteten
sich zu und redeten eine ganze Weile über seine Aufträge und die Kunden, die sie
kannte. Mittlerweile war ein neuer Auftraggeber, ein Hersteller für Sportbekleidung,
hinzugekommen, und Frank nahm das zum Anlass, zu fragen: »Hast du es dir inzwischen
anders überlegt? Mein Angebot steht, und gerade jetzt könnten wir Verstärkung gut
gebrauchen. Du fehlst uns.«
Bea sog
an ihrem Strohhalm, seine Worte schmeichelten ihr. »Dein Angebot ist wirklich verlockend,
Frank«, antwortete sie nach einem Moment. »Aber weißt du, es hätte früher kommen
müssen. Ich habe jetzt mein eigenes Geschäft, das ›Ahrstübchen‹, und das braucht
mich auch.«
Seinem Gesichtsausdruck
konnte sie entnehmen, dass er sie und das ›Ahrstübchen‹ immer noch nicht ernst nahm,
und unbewusst begann sie, sich über ihn zu ärgern. Mit seiner gut gehenden Werbeagentur
saß er auf einem sehr hohen Ross.
»Du vergeudest
deine Fähigkeiten, das sage ich dir«, erwiderte er und stand auf, um sich am Grill
zu schaffen zu machen. »Es ist wirklich bedauernswert«, fügte er hinzu und sah sie
an. »Du bist so ein kluges Mädchen. Wir könnten wirklich alles so regeln, dass du
zufrieden bist. Es reicht auch
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