Mit 80 000 Fragen um die Welt
vielleicht dreißig: Rachel Pendergraft, blondes langes Haar, blaues Sommerkleid, etwas rundlich.
«Tragen Sie nicht mehr diese lustigen Ku-Klux-Klan-Kostüme?»
«Was soll an denen lustig sein?», antwortet Mister Klan, und ich beschließe, mir solche Kommentare vorerst zu verkneifen. Wir folgen den beiden durch eine weitere Doppeltür, darauf sind zwei rote Kreuze gemalt, dann betreten wireinen bestuhlten Saal. Zu unserer Überraschung ist in der rechten Ecke des Raumes ein kleines Fernsehstudio aufgebaut, Mr. und Mrs. Klan begeben sich direkt ans Moderationspult. Hinter ihnen hängt ein Bild des kleinen Kapitols in Little Rock. «Wir zeigen euch mal, wie wir’s machen», lispelt Rachel, fast genauso schlimm wie ihre Moderatorenkollegin Katja Burkard von RTL. Das Licht geht an, wir erhalten eine Kostprobe.
«Hi, mein Name ist Thomas Robb, ich bin der Direktor der Ritter des Ku-Klux-Klans.»
«Und mein Name ist Rachel Pendergraft, willkommen zu
Das ist der Klan!
»
«Hey, Rachel, hast du von Barack Obamas Einwanderungspolitik gehört?»
«Ja, Thomas. Er will es den illegalen Einwanderern in diesem Land noch einfacher machen.»
«Ganz genau, Rachel. Dabei gibt es doch schon jetzt eine Flut von Einwanderern, 24 Stunden am Tag. Das verändert unser Land in etwas, das wir nicht wollen.»
«Da gebe ich dir recht, Thomas. Statt nach Afghanistan sollte Obama lieber Soldaten an die mexikanische Grenze schicken.»
«Richtig, Rachel, denn jeden Tag werden dreizehn Amerikaner von besoffenen illegalen Einwanderern getötet.»
«Das stimmt, Thomas. Unsere Straßen sind gefährlicher als die Straßen von Bagdad.»
Bei Interesse sollten Sie «This is the Klan» mühelos im Internet finden. Über den Sender «White Pride TV» verbreiten Thomas Robb und Rachel Pendergraft ihre Mission in die ganze Welt. Es gibt im Netz sogar einen kleinen Fanshop: Klan-Statuen aus Keramik für 24,95 Dollar das Stück.
Ich folge dem Klan auf eine kleine Bühne, die beidenwollen mir das Symbol ihrer Organisation zeigen. Mister Klan nimmt eine rote Fahne in die Hand, darauf ist ein schwarzes Symbol auf weißem Grund.
«Das ist ein Runenkreuz. Es besteht aus dem Kreuz Jesu Christi und dem Rad der Schöpfung. Ein altes arisches Symbol.»
«Arisch? Wäre ich dann nicht mit meinen blonden Haaren und meinen blauen Augen das perfekte Mitglied für Sie?»
«Ich weiß nicht, ob Sie perfekt sind. Sind Sie schwul?»
«Nein, aber wäre das ein Problem?»
«O ja, das wäre ein Problem.»
«Können Schwarze denn auch Mitglied werden?»
«Nein, wir sind eine weiße Organisation. Wir glauben an die Reinheit der Rasse. Weiße mit Weißen und Schwarze mit Schwarzen. Wir möchten die wunderbare Vielfalt bewahren, die Gott uns gegeben hat.»
«Schade. Aber haben Sie vielleicht schwarze Freunde?»
«Schwarze Freunde?»
«Ja, oder haben Sie Angst vor denen?»
«Nein, aber ich habe nie die Notwendigkeit empfunden, schwarze Freunde zu haben. Sollte ich es jemals für nötig halten, schwarze Freunde zu haben, dann vielleicht.»
Das mit den schwarzen Freunden hätte mich auch sehr gewundert. Rachel und der Pastor bitten mich nach draußen. Unterwegs steckt er mir, dass der Klan sehr gute Freunde in der ganzen Welt habe. «Übrigens ganz besonders gute Freunde in Deutschland, Mister Gastmann.» Auf der Veranda wage ich eine letzte Frage.
«Sagen Sie, warum hat man Sie eigentlich noch nicht verboten?»
«Ob man uns was?»
«Warum man Sie noch nicht verboten hat.»
(Wilma Brunkhorst würde sagen: «Das ist doch eine ganz normale Frage.»)
«Unsere Organisation steht für Redefreiheit», lispelt Rachel. «Ganz genau», steigt Mister Klan mit ein: «In Amerika darf jeder sagen, was er will. Wir nennen das Freedom of Speech.»
KAPITEL 9
«IST AMERIKA NOCH EINE SUPERMACHT?»
ALAMONSTER
Der Autostadt sind die Autos ausgegangen. Wir sitzen auf einem riesigen Parkplatz am Flughafen von Detroit und blicken ins Nichts. Neben uns auf dem kalten Bordstein hocken Rentner, Großfamilien, Pärchen und streiten sich darüber, wer schuld an dem Schlamassel sei. Geschäftsleute brüllen in ihre Handys und versuchen den Kinderwagenchor zu übertönen, der das kleine Häuschen der Autovermietung einrahmt. Es ist nicht zu fassen. Wir alle haben für diesen Abend bei der Firma «Alamo» einen Wagen reserviert, aber die hat sich verkalkuliert: Alle Autos sind weg, und etwa zwanzig Kunden sitzen fest.
«Haut doch alle ab zu Hertz!», ruft uns die
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