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Mit 80 000 Fragen um die Welt

Mit 80 000 Fragen um die Welt

Titel: Mit 80 000 Fragen um die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Gastmann
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verseucht und das Gras würde nie wieder wachsen. «Da wurde viel Wind gemacht», sagt die B P-Frau und zeigt uns Bilder von blühenden Landschaften mit saftig grünen Wiesen. «Aber ich verspreche Ihnen: Fahren Sie dorthin, laufen Sie über diese Wiesen, und Sie werden nie im Leben merken, dass direkt unter Ihnen eine Pipeline verläuft, durch die täglich eine Million Barrel Öl schießen!»
    Es geht zur obligatorischen Werksbesichtigung mit Arbeitskleidung, Helm und Sicherheitsstiefeln. In einem weißen Transporter fahren wir durch einen sandfarbenen Dschungel aus Rohren, Ventilen und Leitungen. Neben mir sitzt ein bärtiger Mann, mein Aufpasser. Er spricht gut Englischund soll mir alles erklären. Wir halten an, verlassen den Bulli, und plötzlich schlägt aus einem Brennturm eine dreißig Meter hohe Stichflamme in den Himmel. «Don’t film this», ruft der Mann panisch und bittet uns, schnell mitzukommen, «this is nothing interesting.»
    In einer Gruppe mit mehreren Ölarbeitern erreichen wir den Ort, wo die große Wunder-Pipeline in den Boden eintaucht. «You see, this could be an alternative for Europe», erklärt mir ein Techniker, «just in case you have problems with the Russians   …» Doch dann fährt ihm mein Aufpasser über den Mund. «Teknikal Sworum!», ruft er – oder so ähnlich, mein Aserisch ist leider eingerostet, aber den Kern verstehe ich. «Sie dürfen nur technische Auskünfte geben, richtig?» Der Techniker nickt.
    Die chaotische Karawane zieht weiter. Wir klettern eine Leiter hinauf auf eine höhere Ebene. Von hier aus blicken wir über die ganze Raffinerie, und ich frage mich, wie so ein Milliardenvertrag zwischen einer korrupten Regierung und einem zu allem entschlossenen Ölkonzern wohl zustande kommt. «Wissen Sie, ich habe gelernt, dass Aserbaidschan für zwei Dinge berühmt ist. Das erste ist Öl. Und das zweite ist Korruption. Hat das Unternehmen BP damit in diesem Land eigentlich Probleme gehabt?»
    «We are absolutely in no position to answer this question», antwortet der Aufpasser. Die Werksführung nimmt ein schnelles Ende.
    Abschied von Absurdistan. Weil sich nur die wenigsten in Baku an Verkehrszeichen oder Straßenmarkierungen halten, ist der Weg aus der Stadt verstopft. In Fünferreihen versuchen die Ladas in Einbahnstraßen hineinzufahren, dabei drängen sie Lastwagen und Schulbusse einfach ab. Wir sind mittendrin, aber Natiq ist ein guter und vor allem kompromissloserFahrer. Es geht voran, und während ich noch einmal darüber nachdenke, ob Aserbaidschan es sich wirklich gefallen lassen muss, von mir Absurdistan geschimpft zu werden, klingelt mein Telefon. Es ist einer unserer Interviewpartner. Die Person bittet uns, sofort weite Teile ihrer Aussagen zu löschen. Wenn man uns am Flughafen durchsucht und die Kassetten überprüft, würde das für uns alle nichts Gutes bedeuten. Wir sind überrascht, aber erfüllen diesen Wunsch. So viel zu Absurdistan. Du kannst es auf der ganzen Welt suchen, aber in Aserbaidschan findest du es ganz bestimmt.
    «Sag mal, Natiq, stimmt es eigentlich, was die Leute über dein Land sagen? Sind wirklich alle korrupt? Die Regierung, die Ölleute, die Polizei?»
    «No, no, absolutely not. Police is not corrupt! You can never ever pay police. Seriously! I tell you story!», sagt er, und während er diese Geschichte erzählt – ich glaube, es ging um drei Könige, deren Namen ich leider vergessen habe   –, beginnt Natiq ein äußerst gewagtes Fahrmanöver. Weil die vierspurige Fahrbahn Richtung Flughafen verstopft ist und wir es eilig haben, zieht er kurzerhand links rüber in den Gegenverkehr, überholt ein paar Dutzend Fahrzeuge und biegt schließlich quer über die Gegenfahrbahn ab.
    Wenn du so was in Deutschland machst, bist du deinen Führerschein erst mal los. Vielleicht sogar für immer. Und auch für aserische Verhältnisse war das etwas zu viel des Guten. Polizei, rechts ranfahren, Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte. Natiq greift hinter die Sonnenblende und nimmt seine Papiere, doch bevor er aussteigt, fischt er noch etwas aus dem Handschuhfach. Er legt es in seinen Pass, reicht es an den Polizisten weiter, und wie durch ein Wunder lässt er uns ziehen. Teknikal Sworum.

KAPITEL 11
«WIE MACHT MAN EINEN ELEFANTENFÜHRERSCHEIN?»
    GATIN UND DIE PRINZESSIN
    Bunlua ist ein Affe. Senke deinen Blick in Demut, und du darfst ihn streicheln. Siehst du ihm aber in die Augen, dann beißt er dir die Finger ab. Lächele ihn niemals an.

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