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Mit 80 000 Fragen um die Welt

Mit 80 000 Fragen um die Welt

Titel: Mit 80 000 Fragen um die Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Gastmann
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Herz kann einen Elefanten steuern.»
    Piom lächelt mich sanftmütig an.
    «Wenn du Mahut werden willst, muss dein Elefant dirvertrauen. Er muss Teil deines Lebens und deiner Seele werden. Dann wird er alles tun, was du von ihm verlangst.»
    «Und wo fange ich an?»
    «Kümmere dich!»
    Piom bittet mich, ihm in die Stallungen zu folgen. Der Meister deutet auf ein älteres Weibchen mit borstigen Haaren und mehreren hellen Flecken auf der ledernen Haut. Als würde die Farbe des Elefanten langsam abblättern. Auf der Stirn ist seine Haut kreisförmig ausgebleicht, die alte Dame trägt ein großes rundes Mal, so kann ich sie leicht erkennen. «Das ist Gatin. Sie ist schon über achtzig Jahre alt und hat ein gutmütiges Wesen. Gatin wird für die nächsten Tage dein Elefant sein, sei gut zu ihr, dann wird sie dir gehorchen.» Na toll. Piom vertraut mir eine Rentnerin an.
    Die Altenpflege beginnt am nächsten Morgen. In aller Frühe scheucht mich Michelle aus meiner Bambushütte, und ich finde mich mit Harke und Besen in einem völlig verdreckten Elefantenstall wieder. «Have fun!», lacht Michelle, und ich dachte eigentlich, ich solle mich nur um EINEN Elefanten kümmern, nur um Gatin. Aber jetzt räume ich die fußballgroßen Dungkugeln einer ganzen Herde aus dem Weg. Und als ob das nicht genug wäre, terrorisiert mich auch noch ein Elefantenkleines mit höllisch lautem Gebrüll. Um sieben Uhr morgens. Das Vieh hat Durchfall.
    «Eat some elephant shit!», brüllt Yugala, die kettenrauchende Thai-Prinzessin. Sie lehnt am Elefantenstall und amüsiert sich prächtig über mich. «We Thais do that all the time. I eat elephant dung every morning, try it, it’s healthy!»
    Ihre Durchlaucht zieht rauchend von dannen, und ich verzichte erst mal auf diesen Genuss. Stattdessen wateich eine geschlagene Stunde mit Flipflops durch den Mist, dann blinkt der Elefantenstall wie neu. Man könnte nun wirklich vom Boden essen.
    «Nun geh und hol deinen Elefanten!», ruft Michelle, und ich folge ihr auf eine Wiese, die von einem rotbemalten Holzzaun aus Baumstämmen umschlossen ist. Dort stehen acht Elefantendamen. Ich erkenne Gatin sofort, sie wiegt mit dem Morgenwind hin und her. Und scheint sich auf mich zu freuen. «Gatin sieht nicht mehr besonders gut. Sprich mit ihr, wenn du dich ihr näherst. Beruhige sie.»
    «In welcher Sprache?»
    «Völlig egal. Sag einfach irgendwas.»
    «Na guck mal, wer da ist! Hier ist der liebe Onkel Dennis!», sage ich oder so ähnlich und komme mir reichlich blöd vor, als ich mich der Elefantin mit Babysprache nähere. Sie scheint es allerdings nicht zu stören. Im Gegenteil. Ich plappere weiter, klopfe ihr mit der flachen Hand auf die Seite, streichele ihr Ohr, berühre ihren Rüssel, und Gatins Bewegungen werden immer sachter. Als wolle sie sich an mich schmiegen wie ein Schoßhündchen. Michelle sagt, ich solle Gatin nun in den Stall führen.
    «Brauche ich dafür eine Leine?»
    «Nein, nimm einfach ihr Ohr.»
    Na gut. Ich greife das linke Ohrläppchen und ziehe ein wenig daran. Langsam. Ganzvorsichtig. Dann passiert etwas Wunderbares. Auf einmal setzt sich dieser große graue Berg in Bewegung. Schritt für Schritt. Einfach so. Gatin könnte mich zerquetschen, Gatin könnte einfach weggehen oder tun, wozu sie sonst gerade Lust hat. Aber das tut sie nicht. Sie tut, was ich will.
    Wenn ich ihr Ohr nach rechts bewege, geht sie nach rechts. Ziehe ich ihr Ohr nach links, dann geht sie nachlinks, und so folgt sie mir tatsächlich bis in den Stall. «Gutes Mädchen!» Ich tätschele sie ein paarmal und hole einen ganzen Busch aus Bambusblättern. Gatin nimmt die Blätter mit ihrem Rüssel, und ich hole einen weiteren Busch. Und noch einen. Diese Elefantin mag zwar alt sein, aber sie verdrückt gut und gerne einhundert Kilo am Tag. Wassermelonen, Gras, Ananas, Bananen, Zuckerrohr – was die vegetarische Küche gerade so hergibt.
    Dann ist Gatin durstig. Sie dreht ihren Rüssel herum und hält das Ende in die Höhe. Ich verstehe sie, hole einen Schlauch und stopfe ihn hinein. Druckbetankung. Es ist unglaublich, wie viel Flüssigkeit in so einen Rüssel passt. Eine ganze Minute lang lasse ich das Wasser laufen, dann setzt Gatin ab, steckt sich den Rüssel in den Mund und lässt das kühle Wasser in ihren Körper laufen. Sie schluckt und schluckt, und jedes Mal geht ein tiefes Grollen durch sie hindurch, während sich das Wasser in ihrem riesigen Leib verteilt. Es klingt wie ein V 8-Motor .
    Gatin beschäftigt

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