Mit Arabella fing alles an
beeindruckte Shirley sehr. Sie beklagte sich nicht darüber, daß keine Türen davor angebracht waren noch je angebracht wurden.
Ihre Begeisterung kannte keine Grenzen, als am Wochenende Griffs Neffe und Paddy wieder auftauchten. Sie arbeiteten mit einer irren Geschwindigkeit. Die üblen Fußböden wurden rausgerissen und vor die Tür geworfen. Die Backsteine waren lediglich in einer Mischung aus Sand und Kalk verlegt worden mit der bloßen Erde drunter.
Am nächsten Morgen, Samstag, kamen sie wieder, als ich mich gerade zum Frühstück hinsetzte. Hastig tranken sie Tee, verweigerten etwas Eßbares und drängten sich förmlich zu einer Wiederholung ihrer gestrigen Leistung. Bereits vom Zusehen wurde ich müde. Griffs Neffe und der hilfsbereite John bedienten den Mixer und fuhren den nassen Beton auf einer Schubkarre hinein zu Paddy, der den Fußboden machte. Er brauchte keine Wasserwaage, sondern verließ sich auf sein Augenmaß.
An diesem Tag wurde der Boden in dem größeren Wohnraum fertig und am Sonntag der im kleineren Zimmer. Auf einem Netz aus verschiedenen Brettern bewegten wir uns in diesen Räumen. Doch falls es notwendig geworden wäre, hätte eine begeisterte Shirley dafür sogar die Niagara-Fälle auf einem gespannten Seil überquert.
»Es ist besser, wenn man drei Tage lang nicht darauf tritt«, riet Paddy ihr, als er sich die Hände wusch und dann das Geld einsteckte. »Danach kann man darauf gehen, aber ich würde noch bis zum nächsten Wochenende warten, was das Stellen der schweren Möbel anbelangt.«
Kaum eine Chance, daß jemand Shirleys kostbare Fußböden beschädigte: sie hätte denjenigen umgebracht.
Das Auto war gerade oben am Weg verschwunden, als sie forderte: »Solange du gerade in der Stimmung bist, repariere gleich die Regenrinne am hinteren Eingang!«
»Es tropft zwar ein bißchen«, gab ich zu, »aber so schlimm finde ich es nicht.«
»Es tropft nicht nur, es gießt«, fuhr sie mich an. »Das Wasser strömt über den Hof und unten an der Tür herein. Daß du das nicht bemerkst, wundert mich überhaupt nicht; du merkst nichts, was nicht mit deiner wertvollen Farm, deinen wertvollen Tieren und den wertvollen Kosten zu tun hat. Du würdest noch nicht einmal merken, wenn ich kahlköpfig würde!« Erfolgreich hatte sie sich in einen eindrucksvollen Zustand hineingesteigert.
Glücklicherweise tauchte Thomas mit einer Nachricht von seinem Schwiegervater Ellis auf. Er brachte uns auf eine ganz einfache Lösung. Das Wasser floß über, weil die Regenrinne sich zur Hintertür hin senkte und es dort weder ein Abflußrohr noch irgend so etwas wie eine kleine Erhöhung als Schutz oder zum Ablenken gab. Im Lauf der vielen Jahre hatte das Wasser ein drei Zentimeter tiefes Loch in den Steinboden des Hofes gefressen. »Wir sollten es höher legen, damit es in eine andere Richtung abfließt«, sagte Thomas. »Wir legen ein Abflußrohr, verbinden es mit dem Graben vom Feld und leiten so das Wasser weg.«
Er kam zwei Tage lang zu uns. Ich gab für ein U-Rohr einige Shillinge aus für den Abfluß; die anderen Teile fanden wir auf der Farm. Damit wurde ein Ärgernis beseitigt, das sicherlich seit einigen Jahrzehnten das Leben der Hausfrauen belastet hatte.
Im Augenblick jedenfalls war Shirley besänftigt, aber sie wollte den Erfolg ganz auf ihrem Konto gutschreiben lassen. Sie war überzeugt davon, daß ohne ihre Nörgelei nichts gemacht worden wäre; sie murmelte was von >Macht der Frau<. Vielleicht hatte sie sogar recht.
22
Shirleys beachtlicher Karottenwein
D as Etikett >Maison Egerton< war aufgrund eines dünnen Buches entstanden, das meiner Frau von einem unserer Freunde aus der Stadt geschenkt wurde. Für die Herstellung von Wein hatte der Autor die einfachsten Grundregeln aufgeführt und das Mystische dabei über Bord geworfen. Seine Methode schien daraus zu bestehen, daß man alle möglichen Sorten von Früchten hinzusetzt, mit Wasser auffüllt und dann zum Fermentieren stehenläßt.
Shirley, die — wie unsere Freunde sagten — eher wie Vickys ältere Schwester aussah, als wie deren Mutter, wurde sehr mitgerissen von ihrer Rolle als Bauersfrau. In einem grünen Kleid, das noch aus ihren Schultagen stammte, belehrte sie die Familie, wie man die unglaublichsten Zutaten verwenden konnte, um Wein herzustellen, der garantiert einen Franzosen sich vor Neid die Haare raufen ließ. Die Schränke fingen an, sich mit einer Sammlung von Flaschen und Behältern zu füllen, die wie
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