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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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vorzustellen und zu ihnen zu gehen. Dieses Bedürfnis wurde jedoch nicht erwidert. Als sie Linda direkt auf sich zukommen sahen, schwang die Anführerin, eine untersetzte, resolute Person in Stiefeln, die Arme und schrie: »Hau ab, du Mistvieh!«
    Niemand hatte jemals Miss Linda so genannt; daher nahm sie an, daß etwas ganz Besonderes im Gange sei. Das mußte untersucht werden, denn im allgemeinen ist das Leben einer Kuh nicht gerade voll aufregender Ereignisse. Sie fiel in Trab.
    »Die Reaktion der Damen kam sofort. Die Untersetzte schrie: »Ein Stier!« und rannte auf das Tor auf der anderen Seite der Weide zu. Die übrigen hinterher, so daß sich Miss Linda der Gefahr ausgesetzt sah, all diese interessanten Leute sehr bald wieder zu verlieren. Sie wechselte daher die Gangart und rannte schwankend und schlenkernd etwas schneller, wobei alles an ihr zu wabbeln und zu fliegen schien — ein beeindruckender Anblick.
    Der Rückzug wurde jetzt zu einer heillosen, wilden Flucht. Das Motto war: rette sich, wer kann, und der Teufel hole die anderen!
    Dennoch machte Miss Linda ihre Sache ausgezeichnet, wenn man in Betracht zieht, daß sie als Rennkuh nicht ausgebildet war, sondern damit erst in dem Augenblick anfing.
    Sie war schneller und überholte drei der Damen, bevor sie das Tor erreichten und noch immer nicht ganz begreifend, was das Ganze eigentlich bedeutete.
    Das von ihr überholte Trio rannte die Hecke entlang und zwang sich an einer lichten Stelle durch das Gebüsch, um auf der anderen Seite wieder zu seinen keuchenden und gestikulierenden Freundinnen zu stoßen. Die enttäuschte Kuh blieb eine Weile am Tor stehen und konnte noch nicht recht glauben, daß es nichts weiter zu sehen gab. Aber schließlich gab sie auf, machte eine Bewegung, die wie das Achselzucken bei Menschen aussah, und trollte sich zurück zu ihren Gefährtinnen, die gerade heraufkommen wollten, um nachzusehen, was der Anlaß für eine so große Aufregung war.
    Bei einer erfreulicheren Begegnung entdeckte ich eines Tages einen jungen Lehrer mit seiner Frau und seinen Schulkindern, als sie glücklich in einer Ecke der Heuwiese ihre Butterbrote verzehrten, nachdem sie vorher das Gras sorgfältig zu Boden gedrückt hatten. Der Lehrer erzählte, daß die Schule in dem Bergbaugebiet lag, und daß die Kinder auf diesem Ausflug aus nächster Nähe über Land etwas lernen sollten. Es war das erste Mal für einige von ihnen, daß sie >echte< Felder erlebt hatten. Bis dahin kannten sie nur die städtischen Parkanlagen. Ich hielt diese Idee für bewunderungswürdig und konnte es daher auch nicht über mich bringen, etwas über das niedergetrampelte Gras zu sagen.
    Allerdings waren die Wanderer nicht die hauptsächlichsten Zerstörer unseres kostbaren Heus. Alles was auf dem Bauernhof auf vier Beinen umherlief — außer den Katzen und Hunden — warf lüsterne Blicke danach. Zäune und Hecken, die im Winter wie unüberwindliche Barrieren ausgesehen hatten, schienen jetzt voller Löcher wie eine Elle Klöppelspitze zu sein.
    Die Schafe waren die schlimmsten Räuber. Ihr Fell war jetzt eine dicke Wollschicht, die bald heruntergeschoren werden sollte. Am besten wurden diejenigen Vliese bezahlt, die in einem Stück abgenommen wurden, und wir brauchten dringend jeden einzelnen Penny. Daher riß jedes Büschel Wolle, das an dem Stacheldraht hing, auch ein Loch in unsere Geldbörse.
    Den Schafen machte das gar nichts aus. Für sie war es lediglich wichtig, zu wissen, daß jenseits des Zaunes neues Gras gewachsen war, das so zart wie Spargelspitzen schmeckte. Unter Führung von zwei alten Mutterschafen patrouillierten sie wie böse Geister an den Grenzzäunen entlang. Und bei dem geringsten Verdacht auf eine Durch-schlüpfmöglichkeit preßten sie sich wie wollene Panzer hindurch, wobei die kostbaren Vliese zerfetzt wurden.
    Auf der anderen Seite verteilten sie sich in alle Richtungen, um zu grasen. Dabei zerstörten sie mehr, als daß sie fraßen. Sobald sich jemand ihnen näherte, rannten sie alle durcheinander zurück mit schlechtem Gewissen wegen des Loches, das sie gemacht hatten. Aber sie gingen nie sehr weit weg und kamen bald zurück, um nach einer neuen Durchschlupfmöglichkeit zu suchen.
    »Ärgere dich nicht so darüber, daß dir die Wut in den Kopf steigt«, sagte Old Jonathon zu mir. »Hol die Anführerin und spann sie ins Joch. Steck sie alle ins Joch, wenn’s sein muß. Oder beobachte sie bloß, dann ist dir klar, wer von ihnen den Quatsch

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