Mit Arabella fing alles an
davon nicht reich werden konnten, hielten wir uns damit doch gut über Wasser. Unsere kleine Welt war in Ordnung.
Doch wir waren nicht die einzigen, die die Welt für einen liebenswürdigen Ort hielten.
Als ich eines Tages mit einem Nachbarn über die Weide lief, um einen Grenzzaun zu begutachten, vergaß er sich soweit, daß er ausrief: »Gott wollte, daß die Menschen so leben. Nicht in den verdammten stinkenden und lärmenden Städten!«
Er war beschämt über seinen Ausbruch — bei diesen Menschen ist es nicht üblich, daß Männer sich in der Weise äußern — und er kehrte sofort in sein normales reserviertes Schweigen zurück.
Aber die Sonne jagte nicht nur den Winter aus unseren Knochen, sondern sie brachte uns auch eine Gefahr in bezug auf unsere Ruhe. Eindringlinge kündigten sich an: die Spaziergänger und, noch schlimmer, die Wanderer. Zu den ersteren zählten wir die gutmütigen, rundlichen Leute mittleren Alters, die meistens am Sonntag ihr Auto so weit wie möglich unseren Weg herunterfuhren, auf der Seite parkten und dann mit ihren überfütterten Hunden gemächlich umherstreiften. Nur selten richteten sie tatsächlich Schaden an.
Nein, in erster Linie kam diese Gefahr von den Wanderern, den >Sturmtrupps< angriffslustiger junger und nicht mehr so junger Leute, die mit Karten und Skizzen auf tauchten und mit der festen Absicht, das Land von den bösen Bauern zu befreien.
»Wohin wollen die?« fragte ich Willem und zeigte dabei auf den unberechenbaren Strom, der sich in Richtung seiner Farm vorwärtsbewegte.
»Überallhin, wie’s ihnen gerade in den Sinn kommt«, erwiderte er geheimnisvoll, und das war die reine Wahrheit.
Die Unverfrorenheit einiger von ihnen war beachtlich. Gut organisierte Gruppen brachten keine Schwierigkeiten. Zumindest wußten diese, wohin sie gingen, wo die Wanderwege lagen und wo sie laufen durften. Sie nahmen auch Rücksicht darauf, daß das Land, über welches sie marschierten, der Fabrikfußboden von jemandem war, daß den ganzen Winter über ein Mensch sich damit abgeplagt hatte, und daß nichts von der Ernte zerstört wurde, wenn sie um das Feld herumgingen anstatt mitten hindurch.
Bei den >Sturmtrupps< sah die Geschichte anders aus. Sie fühlten sich dazu beauftragt, das Land für das Volk freizuhalten, sie duldeten keinen Widerspruch und achteten auf keinen Rat. Von dieser Sorte zeigten sich eines Tages nach einem frühen Morgenregen drei Mädchen mit schweren Rucksäcken in unserem Viehhof und forderten uns patzig auf, wir sollten ihnen zeigen, wo der öffentliche Weg wäre. Laut Karte führte er genau über eine Heuwiese. Wir rieten ihnen, doch besser an zwei Seiten der Wiese entlangzulaufen, um das Tor auf der anderen Seite zu erreichen. Aber das wollten sie nicht, auf gar keinen Fall. Keinem listigen Bauern würde es gelingen, auf diese Weise den Wanderweg zu verlegen. »Wir ziehen es vor, unser Recht in Anspruch zu nehmen und dem vorgeschriebenen Wanderweg zu folgen«, erwiderte die größte von ihnen, eine äußerlich attraktive Brünette, in hochmütigem Ton, und die drei marschierten los.
Das Gras war hoch. Bereits nach zwanzig Schritten waren ihre Hosenbeine durchnäßt, und ihre Stiefel durchweicht und voller Erdklumpen. Aber sie hatten Ausdauer: Nach einer halben Stunde erspähten wir sie, wie sie ziemlich verloren über ein nachbarliches Gerstefeld stolperten, wobei sie mit jedem Schritt reichlich feuchte Erde an ihre Sohlen bekamen, dann steuerten sie auf einen hohen Stacheldrahtzaun los.
Aber diese drei waren noch besser als die jungen Burschen, die aus irgendeinem Grund Willems Tor zu Kleinholz trampelten, um eine Abkürzung zur Straße zu nehmen. Mir war es unbegreiflich, warum sie nicht einfach darübergestiegen waren.
Noch so ein Haufen entdeckte einen Traktor, den ein Bauer für seine Arbeit am nächsten Tag auf dem Feld gelassen hatte. Da sie ihn nicht in Gang bringen konnten, machten sie die Bremsen los und ließen ihn bergab rollen, so daß er sich im Graben überschlug.
Gott sei Dank bedeuteten nicht alle Wanderer >Krieg<, und wir erlebten mit einigen auch erträglichere Augenblicke. So zum Beispiel mit den sieben Damen, die ohne Zögern in den Melkstall gingen, sich dort des Wassers aus der Leitung bedienten, ohne uns zu fragen, und dann genauso zielstrebig über die obere Weide wieder forteilten. Zufälligerweise grasten zu der Zeit gerade die Kühe dort, und als Miss Linda sie entdeckt hatte, beschloß sie, sich den Damen
Weitere Kostenlose Bücher