Mit Arabella fing alles an
nicht viel ausrichten können, aber falls etwas passierte, würde jemand es zumindest mitbekommen.
Wie der Zufall es wollte, wurde das erste Ferkel so gegen zehn Uhr geboren, gerade als wir ans Zubettgehen dachten. John war beim Kontrollieren. Ganz ruhig lag die Sau da und atmete schwer, als sie sich plötzlich krampfartig zusammenkrümmte: Vor Johns Augen kam das erste Ferkel auf die Welt, noch in der Geburtsblase und mit der Nabelschnur. Es befreite sich aus dem durchsichtigen Sack; durch das Zerren und Ziehen löste sich die Nabelschnur, und, die restlichen fünf Zentimeter hinter sich herziehend, machte sich das Ferkel sofort auf die Suche nach den Zitzen. Wie bei allen jungen Tieren, ist auch bei Ferkeln die erste Nahrungsaufnahme äußerst wichtig zum Überleben und für das Wachstum. Anschließend trocknete die Nabelschnur ein, schrumpelte zusammen und fiel schließlich ab.
Der Neuankömmling stieß Töne aus, die sich eher wie das Gequake einer Ente anhörten als irgend etwas anderes. Sofort kam eine Antwort von der Sau. Sie stieß mehrere kurze, ermunternde Grunzer aus, durch die sie dem Erstgeborenen die Richtung wies. Das Ferkel, ein kleiner Eber, bahnte sich einen Weg in Richtung der Laute, kletterte über den hinteren Schenkel der Sau und begann bereits wenige Minuten nach seiner Geburt an einer Zitze zu saugen — seine Augen waren in Extase dabei geschlossen. Auch für die Mutter muß dies ein wohliges Gefühl gewesen sein, denn sie lag bewegungslos da und grunzte zufrieden.
Als John sich überzeugt hatte, daß das erste Ferkel sich’s gemütlich gemacht hatte und eifrig saugte, stürzte er zu uns hinein und verkündete: »Es geht los! Sie kommen!«
»Die Schweine?«
»Nun, vielleicht werden sie später, wenn sie ausgewachsen sind, sich zu etwas anderem entpuppen, aber im Augenblick sehen sie noch aus wie Schweine.«
Seine witzige Bemerkung war vergeudet. Jeder Gedanke ans Zubettgehen wurde fallengelassen. Der nächste Morgen und das Melken schienen noch Lichtjahre entfernt zu sein. Alle drei eilten wir in den Stall, um die Geburt der Ferkel zu beobachten. In ganz kurzen Abständen kamen fünf weitere auf die Welt, sie taumelten umher auf der Suche nach den Zitzen.
Shirley nahm eins nach dem anderen hoch, trocknete es mit einem alten Handtuch ab und legte es an die Zitzen.
Es war bereits nach Mitternacht, als das letzte Ferkel geboren wurde. Es war zum Teil mit der Nachgeburt verheddert und wäre sicherlich erstickt, wenn nicht wir, oder vielmehr John, dagewesen wären, um es davon zu befreien, und es anschließend in Richtung Milchbar auf den Weg zu bringen. Im ganzen waren es fünfzehn Ferkel, von denen das letzte überraschenderweise bei weitem das kompakteste war.
Größenmäßig war der Wurf sehr verschieden: es gab alles, von dem Mordsding am Schluß bis zu einem Winzling, der ständig von seinen kräftigeren Brüdern und Schwestern umgeschubst wurde. »Ich fürchte, es hat keine Chance«, meinte Shirley besorgt, aber wir vermochten nichts für ihn zu tun. Gott sei Dank waren die restlichen vierzehn gesunde und kräftige Tiere.
Saumilch ist fett und dickflüssig. Als schließlich das letzte Ferkel geboren wurde, hatten sich die ersten bereits sattgetrunken und es sich unter der Infrarot-Lampe gemütlich gemacht. Diesen niedrigen Kriechgang hatten wir mit festgestampftem Stroh ausgelegt, und nun lagen sie dort durcheinandergewürfelt in einem rosa zufriedenen Haufen unter der runden Lampe.
Wir gaben der Sau noch zu fressen und zu saufen und gingen dann ins Haus zurück mit dem Gefühl, noch einmal Kinder geworden zu sein, denen man ein besonderes, unerwartetes Geschenk gemacht hatte. So saßen wir im Wohnzimmer vor dem Kamin und tranken Kaffee, bis Shirley auf die Uhr sah — zehn Minuten nach zwei —, und wir feststellten, wie totmüde wir waren und zu Bett gingen. Unsere freudige Stimmung wurde etwas gedämpft, als wir einige Stunden später den Winzling tot unter einem Haufen von Ferkeln fanden.
Achtundvierzig Stunden später als ihre Schwester fing Dorfie mit dem Werfen ihrer Ferkel an. Es war typisch für sie, daß sie den Beginn dieses Unternehmens in die frühen Morgenstunden legte. Die ersten drei kamen zutage, eins nach dem anderen wie Erbsen bei einer Schälmaschine — aber dann gab es eine Störung. Das vierte wollte nicht herauskommen. Irgend etwas ging schief. Die Sau grunzte und strengte sich an, aber nichts geschah.
»Du mußt etwas unternehmen«, meinte Shirley
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