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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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herrlich. Ich hab’ noch nie so einen schönen Sommer erlebt, zumindest nicht seit meiner Kindheit.« Alle Sommer sind strahlender und dauern länger in unserer Kindheit.
    Von dort fuhren wir mit seinem Auto zur >Schmiede<, um das Ereignis entsprechend mit Bier und mit Apfelwein für John feierlich zu begießen. Griff putzte seine Gläser. »Nun, ist alles drin?« fragte er.
    »Haben gerade den letzten Ballen eingefahren«, antwortete ich und versuchte, dabei so gleichmütig wie nur möglich zu erscheinen. »Wie sieht’s bei den anderen aus?«
    »Die meisten sind fertig. Einer oder zwei haben ein bißchen spät angefangen, aber die meisten haben’ s geschafft. Dieses Jahr gibt es gutes Heu und viel davon.«
    »Lieber zuviel als nicht genug«, meinte ein Stammgast der >Schmiede<. »Aber so sicher wie das Amen in der Kirche werden wir alle im nächsten März anfangen zu rechnen, wieviel Heu wir noch übrig haben, und wie lange wir noch damit auskommen.« Er gab eine Runde aus, und wir alle diskutierten über Heuernten — er aus seiner Erfahrung von über sechzig Jahren und John und ich aus unserem ersten Lehrjahr.
    Gegen Ende der Woche veränderte sich das Wetter. Als die Regentropfen gegen unser Schlafzimmerfenster prasselten, wurde ich sofort wach und setzte mich auf.
    »Was ist los?« fragte Shirley, die ich durch meine Bewegung aufgeweckt hatte.
    »Hör mal, es regnet, und zwar sehr stark.«
    Sie seufzte verärgert: »Das ist doch jetzt gleichgültig, oder?«
    Das stimmte, jedenfalls für mich.
     

30
    Als Hebamme bei einer Sau
     
    D orfie und Dorrie, unsere beiden liebenswerten, vierbeinigen Ferkelproduktionsmaschinen, wurden immer dicker. Mit fortschreitendem Sommer wurde ihr erfolgreicher Besuch bei dem Eber immer offensichtlicher. Ihre Bäuche schienen mit jedem Tag ein wenig tiefer zu hängen; aber ungeachtet ihrer Schwangerschaft stöberten sie immer noch eifrig nach Futter, verdrückten alles nur irgendwie Eßbare und wühlten ihre langen Schnauzen in alles und jedes hinein.
    Es kam zwar gelegentlich vor, daß sie sich zankten und einander ankreischten mit schriller Heftigkeit nach Art der Schweine, aber meistens verstanden sie sich gut und liefen wie ein Tandem vereint herum, Dorfie vorn und Dorrie hinten nach. Wenn unsere Wege sich gelegentlich kreuzten, tauschten wir Grüße und Grunzer miteinander aus und gingen dann weiter unseren Beschäftigungen nach. Sollte es die Zeit uns erlauben, kratzten wir ihnen manchmal den Rücken; dafür eignete sich hervorragend ein Stück von einem rauhen Brett.
    Aber so allmählich wurde für sie auch das Gehen zu beschwerlich, und sie lagen jetzt mehr herum. Ihr Lieblingsplatz war ein alter Misthaufen, der durch die Witterungseinflüsse längst zu schwarzem Lehm geworden war. Hier hatten sie sich ausgebreitet und wärmten sich in der Sonne, wobei ihre riesigen Bäuche wie fleischige Tischtücher über der rauhen Oberfläche lagen.
    Jeder schien an ihrem Fortschritt Anteil zu nehmen. Schweine mochten zur Zeit zwar nicht als profitable Sache in der Landwirtschaft angesehen werden, aber in den Herzen der Bauern nehmen sie doch einen besonderen Platz ein.
    »Was machen die Säue?« fragte Howard oft. »Du mußt jetzt gut auf sie achtgeben, damit nichts passiert.«
    Solche Ratschläge waren überflüssig. Als die Zeit des Werfens immer näher rückte, prüften wir regelmäßig ihre Brustwarzen, um zu sehen, ob sie bereits Milch hatten.
    »Wenn du Milch entdeckst, kommen sie innerhalb der nächsten zwölf Stunden«, klärte uns Aaron, der oben am Berg wohnte, auf. »Vielleicht kommen sie etwas schneller, aber auf keinen Fall später.«
    Drei Tage vor dem fälligen Datum steckten wir Dorrie in den Verschlag, wo die Ferkel geworfen werden sollten. Mit Hilfe eines Eimers und einiger Leckerbissen schwankte sie hinein und achtete kaum auf die Stäbe. Einige der Einheimischen meinten, wir hätten sie zu früh dort hineingesteckt, andere wiederum fanden, es wäre bereits etwas spät dafür.
    Der Verschlag war eine aus Stahlrohren gebaute, fest im Betonfußboden verankerte Vorrichtung. Wenn die Sau erst einmal drin war, konnte sie sich nicht mehr umdrehen oder, was noch wichtiger war, hinlegen. Die Gefahr des Hinlegens fürchteten die Bauern am meisten. Man konnte dutzendweise warnende Geschichten hören über Säue, die ihren gesamten Wurf zerquetscht hatten.
    Ein Unterton von >harten Zeiten< klang in der Geschichte von Aaron mit. »Ich war damals ein Dreikäsehoch, und es ging

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