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Mit Arabella fing alles an

Mit Arabella fing alles an

Titel: Mit Arabella fing alles an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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sie sich als Gastgeberin besonders anstrengen oder gar die vernarrte Mutter spielen sollte.
    Gerade in dieser Zeit, als unser Bauernhof mit Schweinen offensichtlich überflutet schien, empfanden wir, daß die Welt so gemeint war, wie sie sich bei uns im Kleinen abspielte. Wir brauchten jemanden, den wir beeindrucken konnten. Es wäre witzlos, mit den Einheimischen darüber zu sprechen; all das hatten sie bereits viele Male erlebt und gesehen, und zwar in weit größerem Ausmaß. Zu unserer Freude kündigten sich weitere Besucher, die am Rande der Großstadt lebten, inmitten dieser ganzen Produktivität bei uns an. Für sie wie für uns war ein Ferkel noch immer so etwas wie ein kleines Wunder.
     

31
    Ein ruhiger Tag auf dem Land
     
    D er Besuch unserer Freunde, William, Maggie und ihre beiden Kinder, war uns so willkommen wie frische Brötchen, nämlich genau das, was wir brauchten: Sie waren noch größere Ignoranten als wir, was die Landwirtschaft anbetraf: Leute, denen wir Eindruck machen konnten, und Leute, die bereit waren, auch unsere unglaublichsten Geschichten zu glauben.
    Sie sahen schick und gepflegt aus und waren umgeben von jener städtischen Wohlhabenheit, die später Nicholas Paul zu der Bemerkung hinriß: »Früher, als wir noch in der Stadt wohnten, waren wir reich, aber jetzt, wo wir auf einem Bauernhof wohnen, sind wir arm.«
    Noch bevor der Motor in ihrem Auto ganz erkaltet war, brachten wir sie schnell in den Schweinestall, um die Neuankömmlinge zu bewundern. Es war für uns eine Wohltat, ihr anerkennendes Staunen zu hören, daß wir es mit der Hilfe von nur zwei Säuen und Howards Eber geschafft hatten, vierundzwanzig quicklebendige und kräftige Ferkel zu produzieren. Es kam noch besser: als Anhängerin von tiefgefrorenem Fleisch war Maggie in der Lage, sich den Wert dieser Ferkel in Form von Koteletts, Schinken, Schweinshaxen und anderen knusprigen Braten vorzustellen.
    Sie schritten das Gelände des Bauernhofs ab und bewunderten dabei Kälber und Kühe, Lämmer und Schafe. Dreißig Hektar sind keine sehr große Farm, aber für unseren Besuch, die an die kleinen Maßstäbe der Großstadt gewöhnt waren, schienen es die Maße für ein riesiges Gut zu sein.
    Als wir uns am Abend für das Melken vorbereiteten, fragte Maggie: »Dürfen wir mitkommen und zusehen?«
    Sie waren wunderbare Zuschauer, denn so etwas hatten sie noch nie mitgemacht. Jedesmal, wenn eine Kuh einen Huf bewegte, jagte ein Angstschauer über ihren Rücken und verstärkte ihre Hochachtung vor Männern, die den Wagemut besaßen, sich innerhalb der >Kickzone< aufzuhalten.
    »Vielleicht sollten wir Eintrittsgeld verlangen oder ‘ne Kollekte abhalten«, schlug mein Sohn verschmitzt vor.
    Ich machte mir allerdings mehr Gedanken darüber, was wir ihnen noch als Zugabe liefern könnten.
    Sie halfen beim Füttern der Kälber, und abends saßen wir bei einem Feuer aus dicken Holzscheiten, das wir im hinteren Wohnzimmer gemacht hatten, tranken Shirleys Kartoffelschnaps und sprachen über die Freuden des Lebens als Bauern. Es war ein sehr angenehmes Gefühl, einmal zur Abwechslung als Besserwisser auftreten zu können. Es erinnerte mich an das Gleichnis des Einäugigen, der unter den Blinden König war.
    Am nächsten Morgen hatte ich bereits gemolken, die Kannen oben an den Weg gefahren und, mit der Hilfe von Shirley und John, die meisten unserer morgendlichen Pflichten erledigt, als unsere Gäste die Treppe herunterkamen. Sie hatten gut geschlafen und drückten ihr Erstaunen darüber aus, wie verhältnismäßig angenehm doch alles lief. Noch nicht einmal das Getöse des Traktors unter ihren Fenstern hatte sie aufwecken können.
    Gelegentlich gibt es Tage, die im Gedächtnis haften bleiben. Dieser Tag war so einer. Wir erklärten ihn, soweit es irgendwie möglich war, zu einem Ferientag ohne Arbeit. Nach dem Mittagessen kletterten wir alle den Berg hinauf, Wobei wir einem sich windenden Schafspfad folgten, der sich an den steilen Seitenhängen entlangschlängelte. Der Pfad führte ständig nach oben, bis wir uns schließlich durch Farnkraut und zutageliegende Steine durchgearbeitet hatten und uns nun oben auf dem Gipfel atemlos aufrichteten.
    Unten lag das Land ausgebreitet wie ein bunter, unebener Teppich, auf dem vereinzelte Kinderspielzeuge verstreut liegengeblieben waren: winzige Häuser und Kirchen, Felder und Bauernhöfe mit weißen gewellten Asbestdächern, Spielzeugbäumen und bleistiftdünnen Straßen, auf denen geräuschlose

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