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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Sonst hätte sie keinen Grund gehabt, das zu tun, was sie nach dem Mord tat. Er unterdrückte den Brechreiz, ein Geschmack von Weinbrand und Magensäure verbreitete sich im Mund. Er stand auf, öffnete das Fenster und spuckte hinaus. Es half nicht lange.
    Wenn man unterstellte, alles sei aus Berechnung geschehen, dann steht am Anfang der Mord, es folgt der Psychoterror. Für beides waren dieselben Leute verantwortlich.
    Nur, warum musste Griesbach sterben? Und warum sollte Ines den eigenen Mann umbringen oder umbringen lassen? Ihre Trauer schien ihm echt gewesen zu sein.
    Dann fiel ihm ein, was Zakowski gesagt hatte. Der glaubte, die Stasi stecke hinter dem Psychoterror. Wenn es so sein sollte, dann waren die Mörder ehemalige Stasi-Mitarbeiter. Aber die Stasi gab es nicht mehr. Geblieben waren dubiose Gruppen wie die Kundschafter des Friedens, ein Zusammenschluss einstiger DDR-Spione, die die Legende herumposaunten, die Spione der SED hätten nur dem Frieden dienen wollen. Oder ISOR. Wie hieß das ausgeschrieben? Initiativgemeinschaft zum Schutz der sozialen Rechte ehemaliger Angehöriger bewaffneter Organe und der Zollverwaltung der DDR. Stachelmann war bei einem Berlinbesuch ein Blatt dieser Vereinigung unter die Augen gekommen, dort lebten die DDR und die Stasi weiter. Geblieben waren aber auch unzählige Westspione, die bisher nicht enttarnt wurden, und deren Führungsoffiziere, die nicht verfolgt wurden, weil sie DDR-Bürger waren.
    War Wolf Griesbach Stasi-Agenten auf die Schliche gekommen, und hatten die ihn umgebracht? Aber wie hätten die auf die Idee kommen sollen, Stachelmann die Leiche in den Kofferraum zu legen? Was konnte die Sache zu tun haben mit den Fluchthelfern oder mit den Leuten, denen die Flucht nicht gelungen war? Was wollte Griesbach in Berlin? Wen hat er besucht?
    Möglicherweise war es falsch, den Mörder im Umfeld der Fluchthilfeorganisation zu suchen. Stachelmann wusste kaum etwas über Griesbachs Leben. Konnte doch sein, dass sich darin etwas fand, das ein Motiv hergab. Aber was konnte es mit der Stasi zu tun haben? Je länger er nachdachte, desto verwirrender wurde es.
    Dann schlief er doch ein. Er träumte von Verfolgungsjagden, an deren Ende seine Füße wie festgeklebt waren auf dem Boden. Er wachte mehrfach auf, weil ihn der Rücken schmerzte, aber er konnte wieder einschlafen. Am Morgen weckten ihn Geräusche in der Küche nebenan. Dann roch er den Kaffee. Er stand auf und ging in die Küche. Zakowski schnitt Brot, die Kaffeemaschine dampfte.
    Stachelmanns Handy klingelte. Er ging ran, es war Anne.
    »Tut mir Leid, ich bin nicht gern Überbringerin schlechter Nachrichten. Renate Breuer hat mich gerade angerufen, Bohming hat dich suspendiert.«
    Es war ein Schlag. »Warum?«
    »Es geht um die Auflage, die hättest du verletzt und dich dadurch noch verdächtiger gemacht.«
    Stachelmann schwieg. Er hörte sein Herz schlagen.
    »An deiner Stelle würde ich nicht nach Hause fahren, da war tet bestimmt die Polizei. Du kannst bei mir wohnen.« Stachelmann saß auf dem Stuhl und spürte, wie der Schweiß ihn durchnässte. »Warum sagst du nichts? Bist du noch dran?«
    »Ja. Danke. Ich nehme an, ich komme heute Abend. Ist es nicht strafbar, einen Flüchtigen aufzunehmen?« Zakowski warf ihm einen Blick zu. »Die werden dich bei mir nicht suchen. Zumindest nicht gleich.«
    »Ich muss mich beeilen.«
    »Was meinst du?«
    »Ich muss den Mörder finden, so schnell es geht. Sonst machen sie mich fertig.«
    Nach dem Telefonat saß Stachelmann wie erstarrt am Tisch.
    In seinem Kopf jagten sich die Gedanken.
    »Schlechte Nachrichten?«, fragte Zakowski.
    Stachelmann sah keinen Sinn darin, Zakowski zu verschweigen, was geschehen war.
    »Wenn Sie nicht mindestens eine handfeste Spur zum Mörder vorzeigen können, haben Sie schlechte Karten«, sagte Zakowski.
    Stachelmann wehrte sich gegen die Niedergeschlagenheit, die nach ihm griff. Er versuchte sich an seine Gedanken in der Nacht zu erinnern. »Bevor Sie Griesbach kennen lernten, was hat er da gemacht?«
    Zakowski kratzte sich am Kopf. »Er hat nicht viel erzählt. Als ich ihn traf, war er Student an der Freien Universität. Davor hat er im DDR-Knast gesessen. Er hatte in Ostberlin studiert, wahrscheinlich an der Humboldt. Mehr weiß ich nicht.«
    Immerhin, dachte Stachelmann. Griesbach konnte an der Humboldt eine Spur hinterlassen haben. »Sie meinen, er wurde als DDR-Student verhaftet?«
    »So wird es gewesen sein. Und dann hat er an der FU

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