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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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und finden seine Leiche in Ihrem Kofferraum.«
    »Dass mir jemand den Mord anhängen will, ist klar. Sonst hätte er nicht Fasern von Griesbachs Kleidung in meinem Auto verteilt. Griesbach hat nie in meinem Auto gesessen.«
    »Man muss diese Geschichte ganz anders aufdröseln«, sagte Zakowski.
    Sie schwiegen wieder.
    Stachelmann dachte daran, wie es angefangen hatte. Ines in der Kneipe. Die Nacht zusammen. Seine Suche nach Griesbach. Ein Gedanke näherte sich. Wenn das alles kein Zufall ist?
    »Gibt’s hier ein Hotel?«
    Zakowski grinste. »Schon, aber fahren dürfen Sie nicht mehr hin. Ich habe nebenan eine Matratze liegen, die können Sie benutzen. Wenn es Ihnen fein genug ist.«
    »Danke«, sagte Stachelmann.
    »Ist Ihnen was eingefallen?«
    »Nein, ich bin einfach müde.« Und wenn das alles kein Zufall ist? Wie setzt sich diese Geschichte dann zusammen?
    Zakowski stand auf und öffnete die Tür zum Nebenzimmer. Stachelmann folgte ihm. Es war ein kleiner, kalter Raum. An der Wand lag eine Matratze, sie sah alt aus und durchgelegen. »Eine Decke und ein Kissen besorge ich noch«, sagte Zakowski. Er verließ die Küche durch eine andere Tür und kam gleich zurück mit einer Decke und einem Kissen. Beide sahen benutzt aus. Stachelmann nahm sie, dankte Zakowski für die Einladung, bei ihm zu übernachten, und legte Kissen und Dekke auf die Matratze. Zakowski wünschte eine gute Nacht und schloss die Tür. Stachelmann legte sich angekleidet auf die Matratze und zog sich die Decke über. Er spürte gleich, die Matratze würde ihm eine schmerzvolle Nacht bescheren. Er stand noch einmal auf und schluckte eine doppelte Dosis Rheumatabletten. Du stirbst nicht an der Arthritis, sondern an den Tabletten, dachte er. Aber noch ist es nicht so weit.
    Ihm war schwindelig vom Alkohol, aber er versuchte seine Gedanken zu ordnen. Du musst die Geschichte neu zusammensetzen. Von Anfang an. Warum hast du das nicht gleich getan? Weil du dich ganz auf den Psychoterror konzentriert hast. Bis jetzt haben die erreicht, was sie erreichen wollten. Aber jetzt wird neu gemischt. Warum haben die dir die Leiche in den Kofferraum gelegt? Weil du zu denen gehört hast, die Griesbachs Anstellung nicht begrüßt haben? Du hast es nie gesagt und dir auch nie anmerken lassen, aber wer deine Lage am Seminar betrachtet hat, konnte von allein auf diese Idee kommen. Wer schätzt es, wenn ein Konkurrent eingestellt wird? Aber das Motiv reicht womöglich nicht für einen Mord und ist vielleicht zu wenig für die Polizei. Also befördern sie dir die Leiche in den Kofferraum und legen Spuren in deinem Auto.
    Übelkeit stieg vom Magen hoch. Sie schmeckte nach Weinbrand.
    Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Nummer eins ist der Zufall. Sie, wer immer sie sind, haben mitgekriegt, dass ich in Berlin bin, wo Griesbach ermordet wurde. Sie haben ihre Chance genutzt und dem Wunschverdächtigen die Leiche in den Kofferraum gelegt. Wahrscheinlich, als ich die Schrebergartensiedlung besuchte. Es ist ein Risiko, am Tag eine Leiche zu befördern, aber sie glaubten, es eingehen zu müssen. Sie wollten den Verdacht auf mich lenken.
    Nummer zwei ist die Berechnung. Wenn nichts, was geschehen ist, auf Zufall beruht, ergibt sich ein anderes Bild. Ines kam aus Berechnung ins Tokaja. Sie hat aus Berechnung mit mir geschlafen. Sie hat auf meine Hilfsbereitschaft gesetzt, als sie mir vom angeblichen Verschwinden ihres Mannes erzählte. Griesbach war in Berlin, er wurde dort ermordet, und Ines sorgte dafür, dass ich nach Berlin fuhr, um ihn zu suchen. In Berlin hat mich jemand verfolgt und den Augenblick abgepasst, in dem er mir Griesbachs Leiche in den Kofferraum legen konnte. Sie haben damit gerechnet, dass ich die Polizei rufen würde, wenn ich die Leiche fände. Und dass dann die Polizei mich verdächtigen würde. Sonst gäbe es keine Erklärung für die Fasern auf dem Beifahrersitz. Ein interessantes Szenario, aber es beantwortet einige Fragen nicht. Wer hat Griesbach umgebracht? Warum wurde er getötet? Hat das was mit den Fluchthelfern zu tun? Was wollte Griesbach in Berlin? Wer hat den Psychoterror in der Wohnung veranstaltet? Ines kann es nicht gewesen sein. Obwohl, es ist einmal nicht geschehen, als ich von ihr kam. Doch sperrte sich in ihm etwas gegen diesen Verdacht. Wenn es Ines nicht war, dann arbeitete sie mit jemandem zusammen. Das ergibt sich zwingend aus Variante zwei. Wenn sie alles aus Berechnung getan hatte, dann war sie auch am Mord am eigenen Mann beteiligt.

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