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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Dann sagte er: »Tschüss!« Die beiden Polizisten verließen das Zimmer. Der Mann hinter dem Tresen fragte Stachelmann nach Namen, Alter, Beschäftigung und anderem. Dann wurde Stachelmann durch eine offene Tür in einen Nebenraum geführt. Dort saß ein weiterer Mann hinter einem Tresen an einem Computer. »Leeren Sie Ihre Taschen aus.«
    Stachelmann zögerte, dann fügte er sich. Er legte seinen Geldbeutel, Schlüssel und die Tablettendose auf den Tresen. Der Mann trat zu ihm und tastete ihn ab. »Ist das alles?«, fragte er.
    Stachelmann nickte. »Die Tabletten brauche ich.«
    »Für was sind die?«
    »Gegen Arthritis. Rheuma«, sagte Stachelmann.
    Der Mann blickte ihn an und sagte: »In Ihrem Alter?«
    Stachelmann nickte.
    »Das entscheidet der Arzt.« Der Mann packte Stachelmanns Sachen in eine Tüte. Dann sagte er: »Setzen Sie sich bitte dorthin.« Er wies auf einen Stuhl in der Ecke gegenüber dem Tresen. Auf den Stuhl war eine Videokamera gerichtet. Stachelmann setzte sich, der Mann schaute durch den Sucher der Kamera, drehte an einem Objektivring und drückte den Auslöser.
    »Was ist mit meinem Geld?«, fragte Stachelmann.
    »Wir quittieren es«, sagte der Mann. »Wenn Sie Geld brauchen, können Sie einen Antrag stellen. An das Sozialamt. Das Formular gibt Ihnen ein Beamter auf Ihrer Station.« Er schaute auf seinen Bildschirm. »Station Dora I.«
    »Wann?«
    »Morgen.«
    Der Mann hob den Telefonhörer ab, drückte auf einen Knopf und sagte: »Zugang.« Er legte auf.
    Ein Justizbeamter erschien. Er trug ein hellblaues Hemd mit einem grauen Schlips. »Kommen Sie«, sagte er. Er führte Stachelmann Treppen hoch, dann stand er in einem Raum mit einem langen Schreibtisch. Von dem Zimmer zweigte ein Verbindungsgang ab, die Tür stand offen. Am Ende des Gangs ein Schild: »Ruhezone. Bitte leise!« Zwei Männer saßen am Schreibtisch, auch sie trugen hellblaue Hemden mit grauen Schlipsen. Einer stand auf und sagte: »Ziehen Sie sich aus. Hier.« Er klappte einen hölzernen Sichtschutz von der Wand weg, eine bewegliche Kiste ohne Boden, mit Scharnieren befestigt. Stachelmann stellte sich in die Kiste und zog die Kleidung aus. Die Kraft verließ ihn, ihm wurde schwindelig.
    Der Justizbeamte stand vor der Kiste und streckte die Hand vor. Stachelmann gab ihm die Kleidungsstücke. Der Mann durchsuchte sie.
    Als Stachelmann bis auf die Unterhose ausgezogen war, sagte der Mann: »Gehen Sie duschen.« Der Beamte führte Stachelmann zu einer Tür im Verbindungsgang. Er öffnete die Tür, Stachelmann starrte ungläubig auf eine Duschkabine. Er stand starr. »Gehen Sie bitte hinein.« Der Mann sprach energisch.
    Stachelmann ging hinein, schloss die Tür, zog die Unterhose aus und stellte sich unter die Dusche. Er drehte das Wasser auf und schüttelte den Kopf. Es war absurd. Aus einem Seifenspender an der Wand nahm er Shampoo und seifte sich ein. Dann kamen die Tränen. Er lehnte sich an die Kachelwand und weinte. Er schlug mit der flachen Hand gegen die Wand, dann hielt er das Gesicht ins Wasser. Es ist ein Traum, dachte er, ein Alptraum. Bald wache ich auf, und vom Traum bleibt nur ein schwarzer Rest, der an einem Vormittag verschwindet.
    Es klopfte an der Tür. »Kommen Sie!«, rief eine Stimme. Stachelmann trocknete sich ab und zog seine Unterhose an. Draußen erwartete ihn der Justizbeamte. Der schaute Stachelmann ins Gesicht und deutete dann zur Tür. Nun war er wieder in dem Raum mit dem langen Schreibtisch. Auf dem Tisch lag ein Bündel, eine graugrüne Decke, prall gefüllt.
    »Welche Größe?«, fragte der Beamte.
    Stachelmann überlegte, dann sagte er »XL«.
    »Schuhgröße?«
    »44.«
    Der Beamte ging durch den Verbindungsgang und verschwand in dem Raum, der sich daran anschloss.
    »XL«, sagte er zu einem, den Stachelmann nicht sah. Es dauerte eine Weile, bis er zurückkam, mit einem Stapel Kleidung. Er legte ihn auf den Tisch. Der Beamte deutete auf einen schwarzen Trainingsanzug. »Ziehen Sie den an«, sagte der Beamte. Stachelmann zog den Trainingsanzug an.
    Dann fiel ihm etwas ein: »Ich bin Untersuchungsgefangener, ich möchte meine Kleidung tragen.«
    »Das können Sie auf Ihrer Station beantragen.«
    Als er alle Sachen empfangen hatte in der Habekammer, rief der Beamte jemanden an. »Zugang«, sagte er.
    Bald kam ein anderer Justizbeamter und führte Stachelmann die Treppen hinunter, dann einige Gänge entlang. Stachelmann trug das Bündel, das man ihm ausgehändigt hatte. Wenn der Beamte Türen auf-

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