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Mit Blindheit Geschlagen

Mit Blindheit Geschlagen

Titel: Mit Blindheit Geschlagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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Nerverei?«
    Sie antwortete nicht.
    Er dachte, das Misstrauen des Staats beleidigt mich. Und die drüben, ob die mir trauen? Aber am Wochenende an die Ostsee, nahe der Lübecker Bucht, das kann einem niemand verbieten. In meinen Kopf können nicht mal die hineinschauen. Und ob er diesem Knoll jemals einen Brief schreiben würde, das war noch nicht ausgemacht.

9
    Stachelmann wunderte sich, dass es ihn nicht überraschte. Es kam ihm vor, als hätte er nichts zu tun damit. Ein uniformierter Polizist überwachte jede Bewegung, die Stachelmann tat. Burg drängte. »Der Haftrichter wartet.«
    Ein Polizist zog Handschellen hervor, Burg winkte ab.
    »Auf meine Kappe«, sagte er.
    Stachelmann musste sich auf die Rückbank des Polizei-Passat setzen, ein Beamter neben ihm. Auf der Fahrt sprach niemand ein Wort. Im Amtsgericht mussten sie im Gang warten. Die Uniformierten setzten sich zu beiden Seiten neben Stachelmann. Burg lief im Gang hin und her. Dann erschien auch der Kriminalrat. Er gab Burg die Hand. Stachelmann sah die beiden flüstern. Ein Beamter rief sie zum Haftrichter. Das war ein spitzbärtiges Männchen hinter einem riesigen Schreibtisch, auf dem nichts lag. An der Wand die Reproduktion eines Ölschinkens holländischen Stils. Stachelmann wurde ein Platz dem Richter gegenüber zugewiesen. Die Polizisten setzten sich links neben Stachelmann. Sie warteten. Es klopfte, die Tür öffnete sich. »Guten Tag«, sagte ein unscheinbarer Mann. Er wirkte abgehetzt.
    Der Richter nickte mit unbewegtem Gesicht. »Guten Tag, Herr Staatsanwalt.«
    Der Staatsanwalt fragte: »Darf ich die Herren einen Moment hinausbitten?«
    Der Richter nickte und winkte kaum sichtbar mit der Hand.
    Die Kriminalpolizisten verschwanden.
    Wieder öffnete sich die Tür. Oppum erschien. Er gab Stachelmann die Hand und fragte: »Wo ist der Staatsanwalt?«
    Der Richter deutete auf die Tür.
    »Kann ich mit meinem Mandanten allein sprechen? Es dauert nicht lang.«
    Der Richter nickte.
    Der Anwalt und Stachelmann traten auf den Gang.
    »Was ist los?«, fragte Oppum.
    »Ich weiß es nicht.«
    Oppum schaute Stachelmann eindringlich an, sagte aber nichts. Da war ein Zweifel.
    Der Staatsanwalt und die beiden Kripobeamten kamen aus einem Zimmer, sie flüsterten. Oppum trat dem Staatsanwalt in den Weg. »Sie wollen einen Haftbefehl gegen meinen Mandanten erwirken? Warum?«
    »Das erfahren Sie gleich«, sagte der Staatsanwalt kalt.
    »Seien Sie froh, dass wir vor der Inhaftierung auf einen Termin gedrängt haben. Der Herr Dr. Stachelmann hätte ja auch auf direktem Weg zum Lauerhof gebracht werden können.«
    Als sie alle wieder beim Haftrichter saßen, forderte der den Staatsanwalt auf vorzutragen. Der Staatsanwalt räusperte sich, ohne die Stimme zu befreien. Er tat es wohl immer, bevor er auftrat. »Wir haben Fasern von der Kleidung des Opfers im Auto des Dr. Stachelmann gefunden, auf dem Beifahrersitz. Das bedeutet, dass Professor Griesbach und der Beschuldigte gemeinsam in dem Auto gefahren sind, in dessen Kofferraum später die Leiche gefunden wurde.«
    »Das hatten wir doch schon«, sagte Oppum.
    »Herr Anwalt, lassen Sie mich aussprechen«, sagte der Staatsanwalt. »Ich verweise darauf, dass Ihr Mandant erklärt hat, er kenne den Professor Griesbach so gut wie gar nicht, habe ihn nur einmal kurz gesehen, auf einem Empfang, den Professor Griesbach zum Einstand an der Hamburger Universität gab. Offenkundig sagt Dr. Stachelmann die Unwahrheit.«
    »Selbst wenn es so wäre, ist das doch kein Indiz und schon gar kein Haftgrund. Es gibt tausend Gründe, die Unwahrheit zu sagen, die meisten sind vergleichsweise harmlos.«
    »Warten Sie ab, Herr Anwalt.« Der Staatsanwalt sagte dies gelassen. »Wir haben nämlich noch so eine Unwahrheit, oder soll ich besser sagen Lüge …«
    »Herr Staatsanwalt, Sie halten hier kein Plädoyer«, sagte der Richter leise. »Ich wäre Ihnen dankbar, Sie kämen ohne Umwege zur Sache.«
    »Selbstverständlich, Herr Vorsitzender. Die Polizei hat heute Nachmittag die Ehefrau des Professor Griesbach vernommen und deren Wohnung durchsucht. Frau Ines Griesbach hat in der Vernehmung, nach langem Leugnen, wie die Hamburger Kripo berichtet, erklärt, sie habe ein Verhältnis mit dem Beschuldigten. Die Kripo hat im Badezimmer ein Kondom gefunden, das zurzeit rechtsmedizinisch untersucht wird. Wir haben aber keinen Zweifel, dass es vom Beschuldigten stammt und dass die Speichelprobe und das Sperma im Kondom exakt zusammenpassen werden.«

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