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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Bekehrung gemalt. Ausbalancieren wollte er die Komposition mit Prudenza als Martha, die ihre unmoralischeSchwester ausfragt und beschwatzt. Er freute sich darauf, Fillide zu erzählen, dass sie in der Galerie der großen Familie Aldobrandini ausgestellt werden würde, und zwar neben der Frau, deren Gesicht sie zu verstümmeln versucht hatte. Er wollte bis nachmittags malen und dann Ranuccio das geschuldete Geld auf den Tennisplatz oder in Fillides Zimmer bringen.
Ich werde mit dem Geld nach ihm werfen
, dachte er,
damit er weiß, dass ich nicht glaube, dass er es anständig gewonnen hat. Er wird dann begreifen, dass es unter meiner Würde ist, gegen einen Mann wie ihn zu kämpfen. Das allein schon sollte mir die zehn Scudi wert sein.
    An den von gebranntem Siena gefärbten Türmen der Kirche Sant’ Atanasio bog er über die Via dei Greci in den Ortaccio ab. Die niedrige Morgensonne hatte Mühe, die Nacht aus der engen Gasse zu vertreiben. Ein Bettlerpaar kniete auf der rauen grauen Schwelle eines kleinen Hauses; mit gefalteten Händen erflehten sie Almosen. Die junge Frau im Türeingang hielt einen dreijährigen Jungen auf der Hüfte. Der nackte Junge war halb in ein Tuch gewickelt, als hätte ihn der Ruf der Bettler beim Baden erreicht.
    Caravaggio kam näher und musterte das Mädchen. Das Haus hinter ihr war dunkel. Einzig für sie schien Tageslicht die Straße zu füllen, beleuchtete ihren Hals und ihre Brust, die klar wie Eierschalen waren. Sie kreuzte die nackten Füße und stellte sich auf die Zehenspitzen, drehte sich in der Hüfte und schaukelte den Jungen, während sie der Geschichte der Alten lauschte. Sie ließ den Kopf nach links sinken, sodass ihr Kinn das Schlüsselbein berührte, als sie voller Mitleid und Zuneigung auf die kniende Frau hinabsah.
    Er erkannte sie wieder. Es war die Magd, die den Fußboden in del Montes Palazzo geschrubbt hatte.
Sie dreht ihre Hüften in Gegenrichtung ihrer Schultern
, bemerkte er,
als wüsste sie etwas über die Contrapposto-Pose. Sie hat die Anmut klassischer Form gefunden, ohne dass ihr jemand den akademischen Begriff dafür beigebracht hätte.
    Caravaggio lehnte sich an die Wand neben der Schwelle. Entlang dem beschädigten Travertinstein des Türrahmens bröckelte der Putz und legte die darunter liegenden Ziegel frei. Er lächelte und wunderte sich, wie wenig Berechnung aus seinem offenen Blick sprach.
    Das Mädchen schien verwirrt, sie hatte ihn im Palazzo gesehen und fragte sich zweifellos, wie er vor ihrer Tür gelandet sein mochte. Der Junge auf ihren Armen griff nach ihren Ärmeln. Sie küsste ihm die Stirn und flüsterte ihm etwas zu.
    Das Lächeln auf Caravaggios Gesicht wich der Konzentration. Maestro Leonardo hatte geschrieben, dass ein flüchtiger Moment den inneren Geist und das Wesen eines Menschen widerspiegelt. Ein Maler muss solche Eindrücke eher erfassen als die bloßen Details körperlicher Erscheinungen und muss sie sogleich im Gedächtnis bewahren, hatte der große Florentiner gesagt. So sicher, als hielte er ein Skizzenbuch, verfolgte Caravaggio die Halskontur des Mädchens, prägte sich ihre Fußstellung mit dem verdrehten Gelenk ein und schattierte die tröstende Gelassenheit ihrer Augen.
    Er zückte seine Börse und zählte seine Münzen. Zehn Scudi.
Genau die Summe, die ich Ranuccio zahlen soll
. Er legte die Münzen, die so dünn wie Parmesanspäne waren, wieder in die Chamoisbörse und band sie zu. Er drückte der alten Bettlerin den Geldbeutel in die Hand.
Es ist als Almosen eine wahnsinnige Summe. Zwei Dutzend Hühner kosten einen Scudo. Zehn Scudi sind drei Monatsmieten. Trotzdem werde ich Ranuccio sagen, dass ich das Geld lieber einer obdachlosen Bäuerin geschenkt habe, als es ihm zu geben.
    Das Mädchen in der Türöffnung blickte Caravaggio verblüfft und misstrauisch an. Er lächelte über ihre Vorsicht.
Sie ist bestimmt Römerin
.
    Die Bettlerin küsste Caravaggio die Hände und humpelte davon. Das Mädchen wandte sich ab und wollte im Dunkel des Hauses verschwinden, um den Jungen weiter zu baden.
    Caravaggio hielt sie mit leichtem Druck am Handgelenk fest. Er hatte das Gefühl, in ein Altarbild zu greifen und die Heilige Muttergottes zu liebkosen. Dennoch hatte er Maria noch nie mit solcher Kraft und Wahrhaftigkeit gemalt gesehen, nicht einmal die süßen Jungfrauen Raffaels oder die vieldeutigen Mädchen Leonardos. «Wie heißt du?», sagte er.
    Sie strich mit dem Zeigefinger dem Kind über das Kinn. «Wie heiße ich,

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