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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Helmbuschs der Colonnas reckte den Arm des Siegers in die Höhe.
    Der Sieger tauchte die Schultern ins Wasser eines neben demRing stehenden Kübels, um sich für den nächsten Kampf abzukühlen. Es war ein angenehmer Abend im Mai, aber die Anstrengung und die Fackeln an jeder Ringecke erhitzten die Kämpfer. Der Ringer griff nach einem Weinschlauch und warf den Kopf zum Trinken in den Nacken. Er hatte lange Haare. Sein Bart war dicht und schwarz. Wie einer, der es gewohnt war, aus einem gemeinsamen Gefäß zu trinken, hielt er den Weinschlauch eine halbe Armlänge von seinem Mund entfernt und ließ den Wein herauslaufen, ohne dass seine Lippen den Schlauch berührten.
    «Sieh dir diese Arme an», sagte Prospero. «Wenn das statt eines Weinschlauchs der Kiefer eines Esels wäre, erblickten wir hier Samson höchstpersönlich.»
    Der Fackelschein brach sich so im Weinstrahl, dass der Mann Feuer zu schlucken schien. Als er den Weinschlauch absetzte, schüttelte der Ringer den Kopf, und seine Schweißtropfen spritzten in die Menge. Sein nächster Gegner kletterte in den Ring, wölbte die Brust vor, schwang die Arme und lockerte den Nacken. In der Menge wurden Wetten abgeschlossen.
    «Ich setze mein Geld auf den neuen Burschen. Er ist noch frisch», sagte Prospero.
    Ein kleiner Mann in einem grünen Wams griff nach seiner Hand. «Du bist verrückt. Willst du etwa gegen das Monstrum da wetten?»
    «Wer zum Teufel ist das eigentlich?»
    «Er arbeitet in den Ställen von Kardinal Odoardo Farnese. Der neue Kämpfer ist ein Wasserträger der Colonnas. Zwei Scudi auf den Farnese-Mann.»
    Prospero hielt immer noch die Hand des Mannes, obwohl seine Begeisterung geschwunden zu sein schien, nachdem er nun wusste, für welche Familie der Mann kämpfte. «Die Wette gilt.»
    Die Kämpfer umkreisten einander.
    «Warum gibt es keine gute alte Prügelei?», murmelte Prospero. «Warum muss das Colonna gegen Farnese sein?»
    «Lieber so als ein richtiger Krieg», sagte Caravaggio.
    «Der Verlierer wird heute Abend eine Straßenschlacht vom Zaun brechen. Wenn der Farnese-Mann hier direkt vor dem Palazzo Colonna gewinnt, müssen deine Freunde auf dem Balkon zurückschlagen. Stolz und politische Interessen stehen auf dem Spiel. Es geht nicht nur um die beiden verschwitzten Schläger im Ring.»
    Caravaggio beobachtete die Adeligen auf dem Balkon. «Das sind nicht meine Freunde.»
    Costanzas Blick traf ihn. Auf ihrem Gesicht schien Beschämung einem Anflug von Schläue zu weichen, als wäre ein reicher Marktbesucher gezwungen, um ein paar
Baiocchi
zu feilschen. Er spürte ein Unbehagen, das er von früher kannte. So hatte sie ihn vor langer Zeit angeschaut. Als er vierzehn war, hatte er Handwerkern zugesehen, die in ihrem Saal ein Fresco ausbesserten. Der Vorarbeiter hatte ihm gezeigt, wie man die Zeichnung erfasst, indem man mit Nadeln Löcher in den weichen Putz sticht, um eine Schablone anzufertigen. Michele hatte einen der Bögen mit solchem Vergnügen koloriert, dass Costanza ihn gefragt hatte, ob er gern eine Malerlehre beginnen würde. Als er dann zum Studium nach Mailand aufbrach, hatte ihre Miene bei seiner Abreise mütterliche Sorge ausgedrückt. Aber er hatte auch die Berechnung einer Frau kennengelernt, deren Plan aufgegangen war.
Sie wollte mich loswerden. Um ihres Hausfriedens willen.
    Der Farnese-Mann fand Halt am Hosenbund seines Gegners und hob ihn hoch. Er warf den um sich schlagenden Kämpfer auf den Rücken und rammte ihm die Schulter in die Rippen. Der Colonna-Mann röchelte. Die Menge rang nach Atem, als spürte sie selbst die Wirkung des Stoßes, und dann feuerten alle wieder ihren Favoriten an.
    Der Körper des Colonna-Mannes war dunkel und haarlos. Er griff nach dem Bart des anderen, hielt ihn fest und gerade wie eine Zielscheibe. Er zog seine Bauchmuskulatur kraftvoll zusammen und schlug dem Farnese-Kämpfer auf die Nase. Als der Stallknecht der Farneses seinen Bart losriss, spritzte Blut über die Menge. In seinen Augen lag Wut. Er drückte dem Colonna-Mann die flache Hand ins Gesicht.
    «Er drückt ihm die Augen ein!», schrie Prospero. «Haltet ihn zurück!»
    «Alle Griffe sind erlaubt,
Cazzo
.» Der Mann, der gegen ihn gewettet hatte, lachte.
    Der Colonna-Kämpfer wand und drehte sich. Er hätte aufgegeben, konnte aber die Hände nicht bewegen und kein Zeichen geben. Als sein Augapfel herausplatzte, schrie er auf, und der Herold riss seinen Quälgeist zurück, um den Kampf zu beenden. Der Sieger reckte die Faust in

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