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Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman

Titel: Mit Blut signiert - Ein Caravaggio-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Beynon Rees
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Caravaggio auf einem Schotterweg durch den geheimen Garten. Die Morgensonne hob die nächtliche Feuchtigkeit als Dunstschwaden von den bemoosten Pinienstämmen. Der Duft eines Mandarinenhains durchzog die Luft und sprenkelte das grelle Licht mit hellen Winterfrüchten. Sein vom Wein der vergangenen Nacht ausgetrockneter Mund sehnte sich nach ihrer Süße. Aber im Palast würde bestimmt irgendein Diener hinausspähen. Er wollte die Marchesa nicht dadurch beschämen, dass er sich an den Früchten des Prinzen vergriff. Ihr Gefolgsmann musste sich gut benehmen.
Zumindest hier
, dachte er.
    Costanza Colonna erhob sich von einem Granittisch, derzwischen den Mandarinenbäumen stand. Sie trug einen dunklen Schal als Kopftuch, das so gebunden war, dass es knapp oberhalb des Haaransatzes abschloss und ihr noch ein paar zarte Locken in die Stirn fielen. Vor ihrem Bauch hielt sie einen Pelz, das Fell eines Baummarders, das Insekten von ihrem Körper fernhalten sollte.
    Sie hob das Kinn über die Halskrause und nickte Caravaggio zu. Er küsste ihr die Hand, fand, dass sie kalt war, und rieb grinsend mit seinem Daumen über ihre Fingerknöchel, um sie zu wärmen. «Herrin, was gibt es Neues von Don Fabrizio?»
    Ihr Gesicht flimmerte ätherisch im niedrig einfallenden Licht.
Ganz die Jungfrau, wie sie die Unbeschuhten Mönche gern von mir gehabt hätten
.
    «Ich trauere, als wäre mein Sohn bereits tot, Michele», flüsterte sie.
    «Nicht doch, Herrin, ich flehe Euch an. Ich habe mit Seiner Durchlaucht, dem Kardinalnepoten, über Fabrizio gesprochen.»
    «Hat der Kardinalnepot dir Hoffnung gemacht?»
    «Es ist schwierig. Der Kampf zwischen den Colonnas und Farneses … Ihr versteht?»
    «Er wartet ab, wer gewinnt?»
    Caravaggio berührte seinen Degengriff. Der süße Mandarinenduft in der Luft machte ihn plötzlich reizbar. Er wollte etwas trinken, um seinen Magen zu beruhigen.
    «Ich muss darauf vertrauen, dass zum Wohl meines Sohnes die Colonnas gewinnen», sagte Costanza. «Aber wer wird die Schlacht um dein neues Werk gewinnen, Michele, da die Karmeliter jetzt ja entschieden haben, dass es sich nicht um eine Jungfrau nach ihrem Geschmack handelt?» Sie rang die Hände; ihr Gesicht war starr und sorgenvoll.
    «Ist die Jungfrau denn nach Eurem Geschmack, meine Gnädigste?»
    Trotz seines Versuchs, witzig zu sein, verriet seine Stimmedoch eine grimmige Sehnsucht. Costanza runzelte die Stirn. Er wollte sie mit einem Lächeln beruhigen, aber es wirkte verkrampft, und er verzog bitter den Mund.
    Auf den Weg zur Kunst hatte sie ihn gebracht, nachdem sie mitbekommen hatte, wie er in ihrem Saal in Caravaggio das Fresko des Malers angeschaut hatte. Er wusste, dass sie gesehen hatte, dass damals ein Licht auf seinem Gesicht aufgegangen war. Er erinnerte sich an das Glückgefühl, den Pinsel in der Hand zu halten, nachdem der Freskomeister ihm erlaubt hatte, für den Schuh eines Heiligen etwas gebrannte Umbra und Indischrot aufzutragen. Der hölzerne Pinselstiel hatte sich so natürlich zwischen seinen Daumen und Zeigefinger geschmiegt, dass es so schien, als wären sie aus dem gleichen Holz geschnitzt.
    Costanza war mit Fabrizio und ihrem ältesten Sohn Muzio dazugekommen, und der Freskomeister hatte so getan, als hätte er sie erst dann bemerkt.
    «Euer Sohn ist der geborene Maler», hatte der Meister gesagt.
    «Er ist nicht ihr Sohn, du Dummkopf», hatte Muzio geschnappt.
    Der Pinsel in Micheles Hand hatte gezittert. Der Meister, der gehofft hatte, die Gunst der Dame zu gewinnen, indem er ihrem Kind schmeichelte, hatte ihn angefunkelt, als hätte Michele ihn belogen.
    «Aber trotzdem ist er der geborene Maler», hatte Costanza gesagt.
    «Es sieht genau wie ein richtiger Schuh aus, Michele.» Fabrizio hatte sich neben ihn gehockt. «Er ist wunderbar.»
    Costanza hatte bestimmt, dass er bei einem Maler in Mailand in die Lehre gehen sollte. Michele hatte nun sieben Jahre in Costanzas Haus verbracht und war vierzehn Jahre alt. Dass ihm eine Laufbahn als Künstler als verlockende Aussicht erschien und Costanza sich großzügig erwies, indem sie MaestroPeterzano in Mailand sein Lehrgeld zahlte, ließ sich nicht bestreiten. Doch während seiner Ausbildung hatte er Heimweh nach ihr und Fabrizio gehabt. Er hatte geglaubt, als Hofmarschall in das Haus, in dem er aufgewachsen war, zurückkehren zu können. Dann hätte er jedoch offiziell die Stellung eines Bediensteten einnehmen und damit den niederen Rang bestätigen müssen, wegen dem Muzio ihn

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